"Ich bin alt genug für eine Pension, also muss ich keine Arbeit haben", erklärte Ecclestone beinahe trotzig. Doch so einfach dürfte der Brite sein Lebenswerk kaum aufgeben. "Die Formel 1 ist wirklich sein Leben. Er liebt die Herausforderung", meinte der dreifache Weltmeister Jackie Stewart. In der Vergangenheit hat der ehemalige Gebrauchtwagenhändler Ecclestone, der die Königsklasse in den Jahrzehnten seiner Herrschaft zur Geldmaschine gemacht hat, noch jeden Angriff abgewehrt.
Diesmal aber könnte es eng werden. Da ist zum einen die Affäre um den früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky, der im Zuge des Verkaufs der Formel-1-Rechte an die Investmentgruppe CVC 50 Millionen Dollar, das sind 37 Millionen Euro, kassiert haben soll. Ecclestone wurde Anfang April von den Münchner Ermittlern als Beschuldigter in der Sache vernommen. Er zeigte sich kooperativ, womöglich wollte er so zur Milderung einer drohenden Strafe beitragen. Ecclestone hat illegale Zahlungen bisher vehement bestritten.
Als Unsinn bezeichnete Ecclestone jüngst auch die Pläne der Milliardäre Murdoch und Carlos Slim, der bereits ins Sauber-Team investiert, zur Übernahme der Formel 1. Die luxemburgische CVC, die ihn als Formel-1-Geschäftsführer fürstlich bezahlt, sei derzeit gar nicht gewillt, die lukrativen Rechte weiterzureichen. Schon gar nicht an Murdochs Bezahlfernsehen, definiert sich die Königsklasse doch zum Teil auch über hohe Reichweiten im Free-TV.
Machtspielchen mit Jean Todt
Machtspielchen liefert sich Ecclestone zudem mit Jean Todt, dem Nachfolger seines Weggefährten Max Mosley als Präsident des Internationalen Automobilverbands FIA. Der Franzose sei ein "Max für Arme" und die FIA "ein Witz", polterte der Chefvermarkter. Grund für seinen erneuten Ausbruch in der seit langem schwelenden Fehde mit dem früheren Ferrari-Teamchef Todt sind dessen Pläne für eine umweltschonendere Formel 1.
Todts Konter kam in der indirekten Ankündigung, den noch von Mosley geschlossenen Deal zum Verkauf der kommerziellen F1-Rechte an Ecclestone auf den Prüfstand zu stellen. "Die Technologie hat sich verändert. Evolution hat seinen Preis. Ich muss sicherstellen, dass die Finanzierung der FIA korrekt ist", betonte Todt.
Die Rennställe wollen mehr Geld
Auch die Rennställe wollen in Zukunft noch mehr vom Kuchen. Rund 740 Millionen Euro haben die CVC und Ecclestone 2010 mit der Formel 1 umgesetzt. Im kommenden Jahr läuft das Concorde Agreement aus, das die Verteilung der Gelder regelt. Als beim letzten Mal die Verlängerung des Abkommens anstand, eskalierte der Streit und die Topteams drohten gar mit einer eigenen Rennserie. Bernie Ecclestone stehen schwere Zeiten bevor.
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