Seit er im Zuge der Spesen-Affäre zurückgetreten ist, hat Eustacchio sich öffentlich nicht mehr geäußert. Jetzt bricht er sein Schweigen. Im „Krone“-Interview spricht er erstmals über die Vorwürfe und geht mit seinen früheren Parteifreunden hart ins Gericht.
„Krone“: Herr Eustacchio, Sie sind nach mehr als zehn Jahren als Grazer Parteiobmann kürzlich aus der FPÖ ausgetreten. Warum haben Sie das getan?
Mario Eustacchio: Weil der Verdacht naheliegt, dass Personen in der Partei, die ich namentlich nicht nennen will, an den falschen und rufschädigenden Behauptungen gegen mich maßgeblich beteiligt waren - und weil die Partei dem nicht nachgegangen ist.
Glauben Sie, dass die neue Parteispitze in das Komplott gegen Sie involviert war?
Ich bitte um Verständnis, aber darüber möchte ich nicht spekulieren.
Landesparteichef Mario Kunasek hat gesagt, er will das Gespräch mit Ihnen suchen. Haben Sie schon miteinander geredet?
Ja, haben wir. Das Gespräch hat diese Woche stattgefunden. Ich habe es genützt, um ihm meine Sicht der Dinge darzulegen. Ich hatte ihm schon davor zugesichert, bei der Aufklärung der Vorwürfe mitzuarbeiten - dazu stehe ich.
Viele haben Ihren Rücktritt als eine Art Schuldeingeständnis gewertet.
Schon vor den ersten Anschuldigungen hatte ich den persönlichen Entschluss gefasst, mich aus der Politik zurückzuziehen und wieder eine Tätigkeit in der Privatwirtschaft anzunehmen. Ich wollte mit meinem Rückzug meine Familie und die Partei schützen.
Haben Sie sich jemals persönlich bereichert?
Das möchte ich auf das Schärfste zurückweisen. Ich kann das auch beweisen. Die mir zur Verfügung gestellten Gelder wurden stets ordnungsgemäß verwendet. Dafür gibt es auch Belege (steht auf, holt zwei dicke Ordner und öffnet sie). Schauen Sie, von den medial kolportierten 50.000 Euro, die man mir für die politische Arbeit zur Verfügung gestellt hat, sind mehr als 48.000 für Inserate, Meinungsumfragen und eine Studie für die Neugestaltung des Murufers in der Innenstadt, die wir im Wahlkampf vorgestellt haben, geflossen.
Der langjährige Finanzreferent der FPÖ Graz hat Selbstanzeige erstattet. Er hat laut eigenen Angaben über mehrere Jahre Gelder der FPÖ Graz und des Gemeinderatsklubs veruntreut - die Rede ist von mindestens 500.000 Euro. Wie kann es sein, dass das niemandem aufgefallen ist?
Ich habe ihm vertraut, und es gab keinen Grund, an der ordnungsgemäßen Abrechnung - für die ich im Übrigen persönlich gar nie zuständig war - zu zweifeln. Das belegen auch die jährlichen uneingeschränkten Bestätigungsvermerke der Wirtschaftsprüfer.
Was sagen Sie zu den Mutmaßungen, er habe sich für Sie und den langjährigen Klubchef Armin Sippel geopfert?
Das ist schlichtweg Unsinn (schüttelt den Kopf). Warum sollte er das tun? Er hat seinen Posten - er war immerhin Vorstand der Immobilienabteilung der Stadt Graz - verloren. Und wie die Sache juristisch für ihn ausgeht, ist ja völlig offen.
Wie geht es für Sie jetzt persönlich weiter? Haben Sie einen neuen Job? Können Sie sich ein politisches Comeback vorstellen?
Das Kapitel Politik ist für mich ein für alle Mal abgeschlossen. Ich sehe meine Zukunft in der Privatwirtschaft - hier gibt es auch schon erste Gespräche. Ich war immerhin Prokurist bei einer Bank und mehr als ein Jahrzehnt lang in der Grazer Stadtregierung für die unterschiedlichsten Bereiche zuständig. Es gab einmal die Idee, ein kleines Lokal in Graz zu eröffnen - wer weiß, vielleicht mache ich das ja noch.
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