Überraschungseffekt beim Neujahrskonzert: Anstatt nur ein schönes neues Jahr zu wünschen, hat sich der diesjährige Dirigent Daniel Barenboim direkt nach dem Donauwalzer mit einer emotionalen Rede zur Coronavirus-Pandemie an das Millionenpublikum rund um den Globus gewandt. Dabei appellierte der Maestro an den Zusammenhalt und die Menschlichkeit, um die Welt aus der Krise herauszuführen. Das komplette Neujahrskonzert können Sie oben im Video nachschauen.
Die Welt sei in einer sehr schwierigen Situation, wie wir alle wissen, startete Barenboim seine Rede. „Wir sollten uns ein Beispiel nehmen an der Gemeinschaft der Wiener Philharmoniker, die Menschen zusammenbringt - als ein Beispiel, wie man mit der Corona-Krise umgehen kann“, so Barenboim in seiner Ansprache an die Menschen rund um die Welt, die jedes Jahr das Neujahrskonzert aus dem Goldenen Saal des Musikvereins verfolgen. „So viele Musiker werden hier zu einem - einer Gruppe, die das Gleiche fühlt.“
„Pandemie ist eine menschliche Katastrophe“
Die wundervolle Gemeinschaft des Orchesters, so regte Barenboim an, sollte man als Vorbild nehmen, um die tiefen Gräben, die durch die Krise entstanden sind, zu überwinden. „Die Pandemie ist nicht nur eine medizinische Katastrophe, sondern eine menschliche Katastrophe“, denn das Coronavirus „trennt Menschen voneinander“.
Dieses Vorbild der Menschlichkeit soll in unser aller täglich Leben einziehen.
Daniel Barenboim
Für ihn sei es eine große Inspiration, diese Musiker dirigieren zu dürfen - besonders in diesem Jahr. „Dieses Vorbild der Menschlichkeit soll in unser aller täglich Leben einziehen“, schloss der Maestro, der heuer zum dritten Mal am Pult des musikalischen Großereignisses gestanden war.
Auch Muti 2021 mit Neujahrsansprache
Es ist nicht das erste Mal, dass sich ein Dirigent des Neujahrskonzerts an das Millionenpublikum vor den TV-Bildschirmen wendet. Im letzten Jahr hielt auch Riccardo Muti, der wegen der Pandemie vor leeren Rängen dirigieren musste, eine Neujahrsansprache, in der er einen flammenden Appell an die Staatsführer und Regierenden richtete. Er fürchte um die Kultur, aber auch um die Jugend, die er gefährdet sehe, erklärte der Italiener 2021.
Neujahrskonzert vor 1000 Zuschauern im Musikverein
Vor Ort indes durften immerhin 1000 Zuschauer nicht nur die herzergreifende Ansprache von Daniel Barenboim, sondern auch die Walzerklänge zwischen Josef Strauß, Johann Strauß und Joseph Hellmesberger verfolgen. Nachdem eine dritte Impfung plus ein aktueller PCR-Test vorgeschrieben waren, hatten sich die Philharmoniker entschieden, die Zahl der Gäste im Saal freiwillig auf 1000 zu begrenzen. Die 700 Kartenbesitzer, die deshalb heuer nicht zum Zug kamen, können fix im kommenden Jahr mit dabei sein.
Franz Welser-Möst dirigiert Neujahrskonzert 2023
Den Taktstock gibt Barenboim für 2023 an den Oberösterreicher Franz Welser-Möst weiter, der somit nach 2011 und 2013 zum dritten Mal die Wiener Philharmoniker beim Neujahrskonzert dirigieren wird. Und nicht nur am Pult des Neujahrskonzerts sammelten beide Seiten bereits vielfach Erfahrungen, gehört Welser-Möst doch zu den Stammpartnern der Philharmoniker.
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