Nachdem kürzlich der bekannte deutsche Virologe Christian Drosten drastische Töne angeschlagen hatte - krone.at berichtete -, sorgt tags darauf schon die nächste deutliche Warnung vor der neuen Corona-Variante für Aufsehen: Molekularbiologe Ulrich Elling kritisierte, dass die Politik bei Omikron „wieder viel zu langsam“ reagiere. Elling meinte gar, dass man „Feldbetten aufstellen“ müsse, wenn man eine Durchseuchung mit der Mutation zulasse. „Bei der Dynamik, die Omikron entfaltet, müssen wir mehr denn je bremsen, bevor es zu spät ist.“
„Auch ich weiß nicht genau, was in der GECKO läuft. Für mich ist das jetzt noch ein Hinterzimmer-Debattierklub“, kritisierte Elling im „Kurier“ die Krisen-Kommission der Bundesregierung scharf. Man habe bei der Delta-Welle „hoffentlich gelernt, dass der Blick auf die Intensivstationen ein Fahren mit dem Blick in den Rückspiegel ist“, erinnerte der Wissenschaftler. „Das ist mit Omikron indiskutabel. Wir können auch nicht Weihnachtspause machen“, verwies er auf die Situation in den Krankenhäusern in London oder Dänemark.
„Trotz GECKO schaut transparentes Fahren durch die Pandemie für mich anders aus“, merkte der Experte an. „Wir stehen vor der Entscheidung: Bremsen wir die Omikron-Welle jetzt oder bremsen wir sie nicht? Ich befürchte, dass wir die Entscheidung so lange vertagen - möglicherweise auch mit Druck aus der Wirtschaft -, bis uns Omikron die Entscheidung abgenommen hat.“ Was dann passiere, sei Durchseuchung.
„Wenn sich die Kinder treffen, zündet Omikron durch“
„Wenn wir Omikron durchlaufen lassen, weil wir die Schnauze von der Pandemie voll haben, dann nehmen wir auf die Schwachen keine Rücksicht mehr.“ Dies wäre ein Paradigmenwechsel, den die Politik dann auch klar definieren sollte. Wenn man die Omikron-Variante durchlaufen lasse, werde man im Messezentrum Feldbetten aufstellen müssen, um alle, die parallel krank sind, zu versorgen. Es müsse jetzt eine Strategie definiert werden, „bevor wir wohl im Jänner noch die 50.000er-Marke knacken“. Was das Ende der Ferien betrifft, merkte Elling an: „Wenn sich die Kinder in der Schule treffen, zündet Omikron durch.“
Neben Drosten, der am Freitag im „Deutschlandfunk“ unter anderem erklärt hatte, dass Omikron vor allem für Ungeimpfte „richtig gefährlich“ werde, meinte auch Epidemiologe Gerald Gartlehner in der „Presse“, dass Omikron die Spitäler schwer belasten werde: Er halte es durchaus für möglich, dass das Gesundheitssystem während der Infektionswelle im Jänner und Februar vor große Herausforderungen gestellt wird. „Damit meine ich die akute Gefahr von einer Überlastung der Intensivstationen.“ Denn selbst wenn Omikron seltener schwere Verläufe verursachen sollte, könne die hohe Zahl an Infektionen zu sehr vielen Spitalsaufenthalten führen.
„Infrastruktur aufrechterhalten, Quarantäne verkürzen“
Gartlehner sprach sich zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur dafür aus, die Quarantäne für positiv Getestete sowie ihre engen Kontaktpersonen zu verkürzen und die Erlaubnis zu erteilen, zu arbeiten, wenn jemand zwar infiziert ist, aber nur milde Symptome zeigt. Dreifach-Geimpfte sollten automatisch zu Kontaktpersonen der Kategorie zwei herabgestuft und damit von der Quarantäne befreit werden.
Einmal mehr warb Gartlehner dafür, sich impfen zu lassen. Medikamente seien nicht die Lösung. „Praktisch alle, die derzeit noch vollkommen ohne Immunität sind, werden sich mit Omikron infizieren.“ Die Chancen für einen neuerlichen harten Lockdown sieht Gartlehner „höher als die dagegen“.
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