Dass der ÖVP-EU-Abgeordnete Othmar Karas und Ex-ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz politisch nicht die dicksten Freunde waren, ist hinlänglich bekannt. Immer wieder kritisierte der Vizepräsident des EU-Parlaments den türkisen Kurs - vor allem außenpolitisch und in EU-Fragen. Nun legte Karas in einem Neujahrs-Video in den sozialen Medien (siehe unten) nach - ohne dabei jedoch Kurz namentlich zu erwähnen. Die Botschaft ist aber eindeutig: „Wir benötigen in Österreich wieder einen gewissen Grundkonsens über alle Grenzen hinweg - rasch und beherzt.“
Er könne es verstehen, dass die Österreicher weiterscrollen, sobald sie ein Politiker-Posting sehen. „Das Vertrauen in die Politik wurde nachhaltig beschädigt. Zu oft ging es in letzter Zeit um persönliche und parteipolitische Befindlichkeiten und Verfehlungen; zu selten um unser Gemeinwohl. Zu oft waren handelnde Akteure zu sehr mit sich selbst beschäftigt; zu selten wurde das Gemeinsame vor das Trennende gestellt“, sagte Karas in seiner persönlichen Neujahrsansprache.
Diese Entwicklung bereite nicht nur ihm große Sorgen. „Sachliches Ringen um Lösungen darf und muss geschehen. Aber ich weiß, dass wir nur gemeinsam Großes bewegen. Wir - damit meine ich uns alle - müssen uns wieder darauf besinnen, was uns als Österreich und Europa stark gemacht hat: das Gemeinsame.“
Zu oft waren handelnde Akteure zu sehr mit sich selbst beschäftigt; zu selten wurde das Gemeinsame vor das Trennende gestellt.
Othmas Karas (ÖVP)
Er sei bereits lange in der Politik und habe Höhen und Tiefen durchlebt. „Ich sehe es jetzt als meine wichtigste Aufgabe an, diesen Graben, der uns trennt, zu überwinden.“ Er verstehe sich als Christdemokrat in der Mitte der Gesellschaft, „als Brückenbauer“. Diese Rolle möchte er in diesem Jahr auch nützen.
Karas will Gespräche mit Persönlichkeiten aller Parteien führen
Dazu will Karas Persönlichkeiten aus allen Parteien an einen Tisch bitten. „Vor allem jene, die unsere politische Welt von innen kennengelernt, sich inzwischen aber anderswo wieder neu bewährt haben. Sie haben nichts mehr zu beschönigen und können mutiger an der Zukunft bauen.“ Das „Virus des Misstrauens“ gegen alles und jeden, drohe das Zusammenleben zu zerstören. „Das dürfen und wollen wir alle gemeinsam nicht zulassen“, so Karas. Die konsensorientierten Kräfte im Land sollten dabei mit einer Stimme sprechen und gemeinsame Initiativen setzen.
„Werden bald von mir hören“: Gerüchteküche brodelt
Und zum Schluss seiner Botschaft gab Karas noch Grund für Spekulationen: „Sie werden in diesem Sinne im neuen Jahr bald von mir hören.“ Auf Twitter brodelt jedenfalls bereits die Gerüchteküche. Plant Karas etwa eine Kandidatur fürs das Amt des Bundespräsidenten?
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.