2022 ist da - und mit ihm auch wieder zahlreiche Vorsätze. Ein Innsbrucker Experte erklärt gegenüber der „Krone“, was es braucht, damit diese auch dauerhaft eingehalten werden können.
Mehr Sport machen, weniger Bildschirmzeit, endlich mit dem Rauchen aufhören - die Vorsätze, die wir uns zu Neujahr setzen, sind vielfältig und doch immer wieder die gleichen. Wer es auf lange Sicht schaffen will, dass sich die Mitgliedschaft im Fitnessstudio auszahlt oder die gesunde Ernährung eine dauerhafte Gewohnheit wird, für den ist vor allem eines wichtig: „Die Entscheidung für den Vorsatz muss bewusst und mit allen Konsequenzen getroffen werden“, erklärt Psychotherapeut Bernhard Holzner.
Was ich gut fände, ist, zum Jahresende eine Bilanz zu ziehen, wo man im Leben steht, wie zufrieden man ist und wo man Bedarf in Richtung Veränderung sieht.
Bernhard Holzner
Bilanz zum Jahresende hilft bei der Planung
Eine Entscheidung dafür, 2022 eine alte Gewohnheit loszuwerden, sollte also im Idealfall nicht zwölf Minuten vor Mitternacht im leicht benebelten Zustand getroffen werden, sondern geplant und durchdacht sein, wie der Experte erklärt: „Denn passiert das nicht auf ehrliche Art und Weise, dann wirkt relativ schnell das alte Muster weiter.“ Um das zu vermeiden, hat der Fachmann einen Tipp: „Was ich gut fände, ist, zum Jahresende eine Bilanz zu ziehen, wo man im Leben steht, wie zufrieden man ist und wo man Bedarf in Richtung Veränderung sieht.“
Vorsätze grundsätzlich sinnvoll
Auf dieser Basis könne man dann Vorsätze für sich formulieren, die Sinn machen und auch gelingen: „Was will ich im kommenden Jahr verändern und wie kann ich das auch erreichen?“ Grundsätzlich findet der Psychotherapeut Vorsätze - unabhängig von Neujahr oder nicht - sinnvoll. Es sei wichtig, dass Menschen innehalten und eine Art Evaluation über ihr Leben führen. Allerdings, so warnt er, können Neujahrsvorsätze auch ein Schuss ins Knie sein: „Wenn man sie relativ halbherzig angeht, die Latte zugleich hoch legt und sie dann nicht aufgehen, dann verringert das grundsätzlich die Bereitschaft, sich Ziele zu setzen. Das kann nachhaltig entmutigend wirken.“
Man soll nie etwas reparieren wollen, sondern sich vielmehr fragen, wie man sein Leben bereichern kann.
Bernhard Holzner
Richtige Einstellung hilft
Damit genau das nicht passiert, ist es umso wichtiger, die Veränderung mit der richtigen Einstellung anzugehen. Ein schlechtes Gewissen ist laut dem Fachmann jedenfalls nie ein guter Motivator. „Man soll nie etwas reparieren wollen, sondern sich vielmehr fragen, wie man sein Leben bereichern kann“, rät er. Wer sich klarmacht, dass er durch einen Gewohnheitswechsel Lebensqualität gewinnt, hat positive Motivation, mit der es gleich leichter geht.
Vorsätze in der Gruppe angehen, realistisch sein
Helfen kann auch, die Veränderung gemeinsam mit anderen anzugehen - und natürlich, sich zunächst realistische Ziele zu stecken, die man auch rasch erreichen kann - das hält die Motivation länger hoch. Zum Schluss ist natürlich auch Geduld gefragt. „Die Veränderung einer Gewohnheit braucht Zeit“, erklärt der Psychotherapeut, „das würde man sofort merken, wenn man immer zuerst die Schnürsenkel seines rechten und dann die seines linken Schuhs bindet und das dann plötzlich umgekehrt machen will.“
Wenn das Thema komplexer ist als das Binden von Schnürsenkeln, wird die Umstellung noch schwieriger. Und auch, wie lange man eine Gewohnheit schon hat, trägt dazu bei. Zum Schluss hat der Experte aber noch eine gute Nachricht: „Das Neue zu lernen dauert nie so lange wie es gedauert hat, sich die ursprüngliche Gewohnheit anzutrainieren.“
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