Der Hauptangeklagte und Betreiber des betreffenden SM-Klubs wollte die 17-Jährige gemeinsam mit einer wesentlich jüngeren Freundin, die neben seiner Frau und seiner Ex-Frau in dem Studio beschäftigt war, kidnappen. Mit einer ein Kilogramm schweren Taschenlampe soll der 47-Jährige auf sein Opfer eingeschlagen und versucht haben, es in seinen Pkw zu zerren. Ein Passant, der um 3.30 Uhr seinen Hund äußerln führte, eilte der Frau zu Hilfe und verhinderte so Schlimmeres.
"Kick" einer nicht gestellten Vergewaltigung
Der Angeklagte legte vor dem Schöffensenat (Vorsitz: Norbert Gerstberger) ein freimütiges Geständnis ab: "Irgendwann wurde der Gedanke geboren, dass wir real eine Vergewaltigung erleben wollen. In weiterer Folge sind wir mindestens zehn, 15 Mal durch Wien gefahren. Mir war etwas mulmig bei der Sache, aber geplant war, dass wir ein Mädchen gefügig machen, um uns beide mit ihr gegen ihren Willen zu amüsieren."
Der Plural bezog sich auf eine zum Tatzeitpunkt 19-Jährige, die als "Miss Jacqueline" in dem SM-Klub tätig war und mit dem Chef ein sexuelles Verhältnis unterhielt. Dessen Ehefrauen waren in dem Etablissement unter den Pseudonymen "Lady Sarah" und "Sklavin Sabine" bekannt. Der 47-Jährige behauptete, die 19-Jährige habe ihn "immer wieder traktiert", nach einem geeigneten Opfer zu suchen, um den "Kick" einer nicht gestellten Vergewaltigung zu erleben.
"Habe alles nur aus Angst vor ihm getan"
Die als Komplizin mitangeklagte Frau, die mittlerweile als Kindergärtnerin arbeitet, stellte das in Abrede. Unter Tränen erzählte sie, wie sie seinerzeit als ehemaliges Pflegekind vom 47-Jährigen aufgenommen und in die SM-Szene eingeführt wurde. Er habe sie geschlagen, unter anderem brennende Zigaretten auf ihrem Körper ausgedämpft und ihr mit einem Skalpell einen Teil der Schamlippen abgeschnitten. Ihr sei aufgrund der am eigenen Leib erlebten Gewalt gar nichts anderes übrig geblieben, als bei der geplanten Entführung mitzumachen: "Ich hatte nicht die Möglichkeit, Hilfe zu suchen. Ich habe alles nur aus Angst vor ihm getan."
Nach Angaben des Angeklagten wurde gezielt nach einer "eher schlanken, zierlichen 17- bis 18-Jährigen" gesucht. An einer Nachtautobushaltestelle in Wien-Hietzing bemerkten er und seine Begleiterin ein Mädchen, auf das diese Eigenschaften zutrafen. Während der Mann den Wagen parkte, stieg die 19-Jährige aus und sprach die unwesentlich Jüngere an. Sie überredete die 17-Jährige schließlich dazu, nicht länger auf den Bus zu warten und sich von ihrem Freund heimbringen zu lassen, der "ums Eck warte".
Grausamer Plan des SM-Duos scheitert
Am Wagen angelangt, schlug der 47-Jährige auf das Mädchen ein, das zusammensackte, aber nicht - wie vorgesehen gewesen wäre - das Bewusstsein verlor. "Ich war halbherzig bei dieser Geschichte dabei", gab der Angeklagte zu Protokoll, "wenn ich sie wirklich stumm hätte machen wollen, wär' das wesentlich einfacher gegangen." Die Sache sei "in die Hose gegangen", meinte der 47-Jährige: "Der Plan wäre gewesen, dass wir sie fesseln, vergewaltigen, sowohl sie als auch ich, und sie danach aussetzen."
Als sich der Richter für die beabsichtigte konkrete Tatausführung interessierte, verwies der Mann auf seinen Klub. Dort gebe es "einen Bondage-Table, Hand- und Fußfesseln und diverse Flaschenzüge".
Fall bei Ermittlungen rund um Causa Kampusch aufgeklärt
Die Klärung des erhebliche Zeit zurückliegenden Kriminalfalls hängt indirekt mit dem Fall Kampusch zusammen. Nachdem das Innenministerium eine Evaluierungskommission eingesetzt hatte, wurden vom Bundeskriminalamt neuerliche Erhebungen getätigt, um mögliche Querverbindungen des Kampusch-Entführers Wolfgang Priklopil bzw. seines Bekanntenkreises zur Kinderporno- bzw. SM-Szene zu überprüfen.
Im Zuge dieser Ermittlungen stieß man dann auf den 47-jährigen Klub-Betreiber, der - angeblich selbst zur Überraschung der Polizei - recht bald zugegeben haben soll, die beinahe geglückte Entführung der 17-jährigen geplant zu haben.
Das gegenständliche Verfahren hat allerdings mit dem Fall Kampusch nichts zu tun. Wie Richter Norbert Gerstberger darlegte, gibt es im gesamten Akt keinen Hinweis, der in diese Richtung deuten könnte. Die Staatsanwältin sparte deshalb in ihrem Plädoyer den Namen Kampusch vermutlich bewusst aus, indem sie erklärte: "Im Zuge von Ermittlungen in einer ganz anderen Sache konnte das Verbrechen Jahre später aufgeklärt werden."
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