Der Epidemiologe Gerald Gartlehner hat in der Diskussion um die allgemeine Impfpflicht mit einer interessanten Aussage aufhorchen lassen. Wie er in der „ZiB 2“ am Dienstagabend betonte, soll die Bundesregierung nach Ende der Omikronwelle die geplante Impfpflicht ab 1. Februar „neu überdenken“. Auch eine mögliche vierte Impfung werde ihm zufolge höchstwahrscheinlich nicht mehr für alle notwendig sein.
Warum man die Impfpflicht neu bewerten sollte, erklärte Gartlehner folgend: „Wir müssen davon ausgehen, dass wir nach der Omikronwelle ein Ausmaß an Immunität in der Bevölkerung erreicht haben, wie wir es während der Pandemie noch nie hatten. Dieser Immunschutz wird vor allem gegen schwere Infektionen wirken. Deshalb soll man nach der Welle die Impfplicht neu bewerten und diskutieren.“
Die vierte Impfung werden laut Gartlehner vor allem noch Ältere bzw. Risikopatienten sowie Mitarbeiter in kritischer Infrastruktur brauchen. Alle anderen werden laut Gartlehner früher oder später Kontakt mit dem Coronavirus haben und dadurch (auch duch bisherige Impfungen) eine Immunität aufbauen. „Wenn jetzt keine neuen Varianten mehr kommen, dann glaube ich, dass wir nach der Omikronwelle keine vierte Impfung mehr brauchen werden.“
„Denke, wir werden Rekordzahlen erreichen“
Bis dahin sei aber noch allerhöchste Vorsicht geboten. Denn laut Gartlehner werde man in der aktuellen Omikronwelle den bisherigen Rekord von 16.000 Neuinfektionen an einem Tag (November 2021) übertreffen. Die Welle sei nicht mehr aufzuhalten und der dritte Stich sei momentan das wirksamste Mittel gegen Omirkon. Viele würden demnächst an Corona erkranken, aber viele Dreifach-Geimpfte oder Genesene würden vermutlich nicht schwer erkranken.
Neuerlicher Lockdown oder Welle durchlaufen lassen?
Einen neuerlichen Lockdown im Jänner würde Gartlehner nicht ausschließen. Ob man die Welle auch einfach durchlaufen lassen könnte, wurde Gartlehner von ORF-Moderator Armin Wolf gefragt. Diese Möglichkeit bestehe, allerdings: „Dies würde überlastete Spitäler und Intensivstationen mit allen Konsequenzen sowie viele schwere Fälle und viele Tote ergeben.“ Gleichzeitig verwies Gartlehner auf den in Österreich „doch sehr hohen Anteil“ an Personen, die bisher überhaupt keinen Immunschutz haben. „Der Vorteil wäre, dass die Welle kürzer dauert, wir es schneller hinter uns haben und einen hohen Anteil an Immunisierten danach haben.“
Quarantäne verkürzen?
Zur Diskussion um die Verkürzung der Quarantäne sagte Gartlehner, bei K1-Kontaktpersonen, die sich derzeit nach fünf Tagen freitesten können, würde er auf drei oder vier Tage reduzieren. Bei Infizierten, die sich aktuell nach zehn Tagen freitesten können, „könnte man wahrscheinlich auf fünf Tage reduzieren“, sofern sie asymptomatisch sind. Zuletzt hatte Gartlehner am Wochenende auch dafür plädiert, zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur auch Infizierten mit milden Symptomen das Arbeiten zu gestatten - diese Maßnahme sieht er nun aber nur als Möglichkeit in der Zukunft: „Symptomlose, die positiv getestet sind, würde ich wahrscheinlich noch nicht arbeiten gehen lassen. Das wäre die nächste Stufe“ - nämlich, wenn zu viele Personen in der kritischen Infrastruktur ausfallen würden, gab Gartlehner zu verstehen.
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