Wenn wir es nicht wüssten, wenn wir es nicht erlebt hätten, wir würden es nicht glauben, was uns Markus Koschuh in seinem Jahresrückblick 2021 im Innsbrucker Treibhaus alles erzählt. Koschuh nimmt sich kein Blatt vor den Mund, ganz im Gegenteil: Er zelebriert die Bitterkeit und Absurdität der Realität und lässt sie auf der Zunge zergehen. Ihm droht jedoch nun eine Klage wegen eines Facebook-Postings, in welchem er die Zustände im Après-Ski-Lokal „Kitzloch“ anprangert.
So manches davon hatte man doch schon vergessen. Er zerfetzt, zerfleischt, überspitzt und genießt die Überhebung, die in so manch Parodiertem innewohnt. Mit Polit-Kasperltheater und ZiB (hier JiB)-Nachrichten sowie mit kleinen Lesungen und interaktiven Spielen mit dem Publikum – die Palette seines künstlerischen Ausdrucks ist reichhaltig und rhythmisch: Er singt, er reimt (es gibt zum Beispiel eine eigene Sequenz mit ausschließlich „G“-Wörtern – eine Anspielung auf die 3G-Regel) – und er tanzt.
Die Parteien werden nach Temperament und Auftritt tänzerisch dargestellt. Ein kurzweiliger Abend, an dem Koschuh über sich selbst hinausschießt: Vom Lokalen ins Regionale bis hin auf die Bundesebene - vor seinen Pointen ist niemand sicher. Er ist der satirische Revolverheld des Westens, der ungezügelt wütet, der tabulos mit Witz, Ironie und Sarkasmus an dem rüttelt, was uns alle nervt, verdrängt wird und heilig ist. Dass das nicht ausschließlich gefällt, liegt klar auf der Hand.
Ich weiß sicher, mir wird das Lachen nie vergehen. Wenn das Kitzloch zum heiteren Bezirksgericht lädt, bin ich dabei.
Markus Koschuh, Kabarettist & Moderator
Wegen Facebook-Posting droht ihm nun eine Klage
So hat Bernhard Zangerl, Chef des Après-Ski-Lokals „Kitzloch“, nun mit einer Klage gedroht, weil Koschuh Ende Dezember folgendes Posting auf Facebook veröffentlichte: „Im Ischgler Corona-Superspreader-Hotspot Kitzloch schert man sich offenbar einen Dreck um die vorgeschriebene Gästeregistrierung. Anders ist ein öffentlicher Aufruf nach dem positiven Test eines Kellners (Na? Wisst’s noch? Siehe März 2020?) nicht zu erklären. Danke, ihr Kitzlöcher. Was sollen sich Gastrobetriebe denken, die tun, was aktuell halt einfach getan werden muss? Gäste registrieren? Was sollen sich Gäste von Gastrobetrieben denken, die tun, was aktuell halt einfach getan werden muss? Sich registrieren lassen? Was denkt ihr Kitzlöcher euch eigentlich dabei? Denkt ihr überhaupt manchmal an etwas anderes außer Geld?“
Koschuh: „Nix da, wertes Kitzloch, klage mich“
Nun antwortet der Anwalt von Zangerl auf Koschuhs Posting mit einer 1500- Euro-Klage, in der er das Löschen der Postings verlangt und zukünftige „kreditschädigende Äußerungen“ zu unterlassen fordert. Zangerl will sich durch die juristischen Schritte „keine Unwahrheiten“ gefallen lassen. Koschuh postet hierzu: „Mit knapp 1500 Euro und der Löschung des Beitrages könnte die Klage abgewendet werden. Nix da, wertes Kitzloch, klage mich.“
In den Kommentaren zu Koschuhs Posting wird die Grundfrage der Freiheit der Kunst diskutiert sowie der Aspekt, ob ein Lokal, das den Namen „Kitzloch“ trägt, tatsächlich einen guten Ruf zu verteidigen hat. Das Publikum lacht, nickt und klatscht. Ja, so unglaublich war dieses Jahr! Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es zu verrückt, um wahr zu sein. Man kann eigentlich nur weinen - oder besser unter seiner Maske lachen.
Eva Müller, Kronen Zeitung
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