Die Bundesregierung hat mit Ländern und Experten der gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination (GECKO) über die zusehends durch die infektiösere Variante Omikron beherrschte Corona-Situation beraten. Die Ergebnisse wurden am Dreikönigstag in einer Pressekonferenz erläutert: Wie bereits vorab vermutet, wird es eine Maskenpflicht (bei weniger als zwei Metern Abstand) auch im Freien und „scharfe 2G-Kontrollen“ im Handel geben (für die allerdings die Betriebe selbst zuständig sind). Änderungen gibt es außerdem bei der Quarantäne und beim Grünen Pass.
Die Maßnahmen im Überblick:
„Mit Kontrollen gegen Lockdown kämpfen“
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) gab sich am Donnerstag kämpferisch: „Kämpfen wir gegen einen Lockdown und kämpfen wir gegen Corona.“ Betriebe, die sich den Maßnahmen nicht anpassen, könnten gesperrt werden, betonte der Kanzler. Ein Lockdown sei niemals ausgeschlossen, aber durch die neuen Regeln wolle man ihn verhindern. Kontrolliert werden muss demnach bereits ab Dienstag kommender Woche - und zwar von den Handelsunternehmen selbst. Damit kommt es erstmals für die Branche zu einer Kontrollpflicht. Auch eine Erhöhung von Strafen ist vorgesehen.
Maßnahmen für Demos und „schwarze Schafe“
Die Maskenpflicht im Freien zielt wohl primär auf Demonstrationen ab, während man mit Kontrollen im Handel „schwarze Schafe“ zur Räson bringen will, die sich durch das Ignorieren von Maßnahmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wollen. „Das geht nicht“, wurde Nehammer deutlich. „Wir leben in der Lage“, bediente sich der Kanzler auch eines militärischen Begriffes. Die GECKO-Sitzungen würden laufend stattfinden, um neue Maßnahmen abzuwägen. Während der Pressekonferenz fiel auch immer wieder das Wort „Waffe“, als die man die Impfung sehe.
„Zahlen werden höher sein, als wir uns ausmalen wollten“
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) meinte: „Omikron wird unsere Sichtweise auf das Coronavirus verändern. Die Zahlen werden höher sein, als wir uns das jemals ausmalen wollten.“ Man habe aber einen „Werkzeugkasten“ entwickelt, mit dem man auf jede Lage reagieren könne. „Wir müssen Maßnahmen setzen, um den Zusammenbruch von kritischer Infrastruktur zu verhindern.“
„Alle ziehen an einem Strang“
Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zeigte sich gegenüber der „Krone“ erfreut: „Der heutige Tag hat wieder gezeigt, dass von allen Experten und allen Verantwortlichen im Bund und in den Ländern mit vollem Einsatz dafür gearbeitet wird, diese weltweite Herausforderung für Österreich bestmöglich zu meistern. Alle ziehen an einem Strang und arbeiten dafür, das Virus im Ausgleich zwischen Gesundheitsversorgung, Wirtschaft und Arbeitsplätzen in den Griff zu bekommen.“
Wie aus Verhandlerkreisen zu hören ist, hatten sich übrigens sämtliche Experten für die geplante allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. „Die Impfpflicht ist aus unserer Sicht unabdingbar“, wiederholte Nehammer im Anschluss vor versammelter Presse.
Impfung und Booster „wirkungsvollste Maßnahme“
„Die Impfung gegen COVID ist und bleibt die einzige breit anwendbare Möglichkeit, die Krankheitslast durch Omikron in der Bevölkerung ganz wesentlich zu reduzieren. Schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle sind bei Geimpften deutlich seltener, dafür gibt es klare Evidenz“, betonte GECKO-Experte Herwig Kollaritsch. Die Impfung reduziere „das Risiko einer schweren Erkrankung, Hospitalisierung, und Intensivstationsaufenthaltes für Omikron weiterhin deutlich“, sagte auch GECKO-Expertin Eva Schernhammer. „Es ist daher aus heutiger Sicht die Impfung, und hier insbesondere die Booster-Impfung, die wirkungsvollste Maßnahme im Kampf gegen die Pandemie.“
Für dreifach geimpfte Menschen liege die Schutzwirkung vor symptomatischen Verläufen bei 70 Prozent. Gegen eine Hospitalisierung bei beinahe 90 Prozent. Vor einem schweren Verlauf, der eine Behandlung auf der Intensivstation notwendig macht, ist man nach Angaben der GECKO-Experten wohl noch stärker geschützt.
Debattiert wurde, wie berichtet, bereits seit Mittwochabend. Die Möglichkeit, dass man Omikron ohne Lockdown „durchlaufen“ lässt, lag von Beginn an auf dem Tisch - in anderen Ländern, in denen die Ansteckungszahlen sprunghaft anstiegen, war die Hospitalisierungsrate vergleichsweise stabil geblieben.
Auch bei milden Verläufen Hospitalisierung möglich
Festzuhalten ist, dass bei Corona nach WHO-Kriterien auch eine Hospitalisierung mit Sauerstoffzufuhr als „milder Verlauf“ gilt. Zusätzlich besteht das Risiko von Long Covid. Bei den erwarteten hohen Ansteckungszahlen bei Omikron (15.000 Neuinfektionen ab kommender Woche) ist auch das im Blick zu behalten. Epidemiologen warnten einmal mehr vor überlasteten Spitälern.
Am Dreikönigstag wurden 8853 neue Neuinfektionen gemeldet, tags zuvor waren es knapp 10.000, womit sich die Intensität der fünften Corona-Welle in Österreich klar beschleunigt hat.
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