Alle Augen sind auf Ryoyu Kobayashi gerichtet gewesen - doch dann hat mit Daniel Huber (endlich!) wieder einmal ein Österreicher bei der Vierschanzentournee für Furore und Aufregung sorgen können! Denn der seit dem 2. Jänner 29 Jahre alte Salzburger schaffte zum Abschluss der 2021/22er-Tour seinen 1. Weltcup-Sieg überhaupt, 4,4 Punkte vor dem Norweger Halvor Egner Granerud und 4,9 vor dem Deutschen Karl Geiger ...
Huber sorgte für den ersten rot-weiß-roten Tournee-Tageserfolg seit dem 30. Dezember 2016, der letzte Tournee-Stockerlplatz war 2019 Stefan Kraft in Bischofshofen mit Platz 3 gelungen. „Das war ein geiler Tag. Ich hatte schon ein paar zähe Wochen hinter mir. Manchmal habe ich schon ein bisschen an mir gezweifelt, aber heute war es unglaublich, wir haben die letzten Tage noch viel gefeilt. Aber dass es so ausgeht, damit kann man nicht rechnen. Daheim den ersten Sieg, das sind so viele Emotionen“, freute sich Huber nach dem Heimerfolg. Im Gesamtklassement landete er mit über 90 Punkten Rückstand an der neunten Stelle - 5,8 Zähler hinter dem Achten Jan Hörl, der Salzburger wurde Tages-Siebenter.
ÖSV-Trainer Andreas Widhölzl freute sich mit Huber. „Wir haben hart mit ihm gearbeitet. Dass er den ersten Sieg vor heimischem Publikum gemacht hat, tut irrsinnig gut“, sagte Widhölzl. Insgesamt bilanzierte er aber „mit gemischten Gefühlen“, denn Hörl wurde als bester ÖSV-Mann nur Tournee-Achter. Und Weltmeister Stefan Kraft, am Schlusstag 24., befindet sich im Tief. „Die Gesamtwertung ist natürlich nicht so gut. Wir haben gerade am Anfang viel liegen lassen“, so Widhölzl.
Und Kobayashi? Der scheiterte als Tages-Fünfter auf den letzten Drücker am Tournee-Grand-Slam von vier Siegen in vier Springen, gewann, aber die Gesamtwertung dennoch überlegen mit 24,2 Punkten Vorsprung auf den beim Finale nur zehntplatzierten Norweger Marius Lindvik. „Ich bin schon ein bisschen enttäuscht wegen des Grand Slams, aber ich freue mich sehr, dass ich den goldenen Adler zum zweiten Mal gewonnen habe“, so Kobayashi. Gesamtdritter wurde mehr als 30 Punkte zurück Lindviks Landsmann Granerud.
Schon als Huber im Final-Durchgang in Führung gegangen war, hatten die Teamkollegen mit ihm gejubelt, noch mehr aber naturgemäß nach Geigers Rückfall. 22 Tournee-Springen in Folge hatte es nicht mit einem ÖSV-Sieg geklappt, selbst ein Podestplatz war elfmal in Folge Fehlanzeige gewesen. „Mit dem heutigen Tag können wir definitiv sehr zufrieden sein“, sagte Mario Stecher, Sportlicher Leiter im ÖSV. „Aber mit dem gesamten Team war es eine gute Leistung in den vergangenen vier Tagen.“
Die Tournee sei nach dem ersten Bewerb, dem Absturz von Oberstdorf, für die Österreicher schon vorbei gewesen, so Stecher. „Da haben wir richtig eine auf den Deckel gekriegt. Und das stimmt mich positiv, dass man sich innerhalb einer Tournee noch einmal so steigert. Da sieht man, wie kompakt dieses Team ist.“ Als einzige Mannschaft stellen die Österreicher in dieser Saison mehr als einen Weltcup-Sieger, nun sind es schon drei. Im Dezember hatte Hörl in Wisla gewonnen, Kraft in Klingenthal.
Und Bischofshofen bleibt der absolute Lieblingsbakken der Österreicher im Tournee-Getriebe. Hubers Triumph war da der 24. in der Geschichte des Klassikers, womit mehr als ein Drittel der Final-Bewerbe an Lokalmatadore ging. Garmisch-Partenkirchen folgt mit 14 sowie Oberstdorf und Innsbruck mit je 13 ÖSV-Siegen - und damit reichlich Abstand. Davor letzter ÖSV-Gewinner auf der Paul-Außerleitner-Schanze war vor sieben Jahren Michael Hayböck gewesen. Der Vortages-Neunte wurde diesmal 22.
„Grandios, der ‘Hubi‘ ist heute extrem gut gesprungen“, lobte der Oberösterreicher seinen Teamkollegen. „Und ich habe ihm dann auch gleich gesagt, Bischofshofen als Ort für den ersten Weltcup-Sieg - das ist gut, kann ich nur unterschreiben.“ 2015 war es nämlich auch für Hayböck der Premieren-Sieg, insgesamt vier weitere sollten in den beiden Saisonen danach folgen. Ob der 30-Jährige für die Einzel- und Team-Weltcups dieses Wochenende im ÖSV-Team bleibt, war vorerst noch offen.
Fix dafür verkündete Coach Widhölzl den Aufstieg von Clemens Aigner ins Weltcup-Team zuungunsten von Ulrich Wohlgenannt. Letzterer wurde am Donnerstag 31., punktete auf der Tournee nur am Mittwoch. Aigner hingegen ließ dem elften einen 18. Rang folgen. Drittbester Österreicher im Dreikönigs-Springen hinter Huber und Hörl wurde Philipp Aschenwald als Elfter, Daniel Tschofenig belegte Rang 19. Der Halbzeit-Sechste Manuel Fettner verlor erneut einen Ski, stürzte diesmal zu früh und wurde 20.
Das Ergebnis:
1. Daniel Huber (AUT) 286,8 Punkte (136,5 m/137,0)
2. Halvor Egner Granerud (NOR) 282,4 (136,5/136,0)
3. Karl Geiger (GER) 281,9 (140,5/132,0)
4. Yukiya Sato (JPN) 281,1 (139,0/134,5)
5. Ryoyu Kobayashi (JPN) 277,8 (133,5/133,5)
6. Robert Johansson (NOR) 277,7 (133,0/135,0)
7. Jan Hörl (AUT) 275,3 (130,0/136,0)
8. Markus Eisenbichler (GER) 275,2 (133,0/134,0)
9. Lovro Kos (SLO) 273,6 (132,0/144,0)
10. Marius Lindvik (NOR) 271,5 (126,0/139,0)
11. Philipp Aschenwald (AUT) 269,1 (136,0/132,5)
12. Wladimir Zografski (BUL) 261,5 (130,5/135,0)
13. Piotr Zyla (POL) 260,9 (128,0/134,0)
14. Junshiro Kobayashi (JPN) 260,4 (129,5/135,0)
15. Anze Lanisek (SLO) 257,5 (127,5/132,0)
16. Timi Zajc (SLO) 255,9 (133,0/129,0)
17. Constantin Schmid (GER) 255,7 (130,5/130,0)
18. Clemens Aigner (AUT) 255,5 (128,5/131,0)
19. Daniel Tschofenig (AUT) 254,4 (129,0/129,5)
20. Manuel Fettner (AUT) 250,2 (137,5/132,0)
21. Peter Prevc (SLO) 247,0 (129,0/127,5)
22. Michael Hayböck (AUT) 245,5 (126,5/127,5)
23. Pius Paschke (GER) 245,1 (130,5/126,0)
24. Stefan Kraft (AUT) 245,0 (124,0/129,0)
25. Stephan Leyhe (GER) 242,4 (130,0/125,5)
25. Gregor Deschwanden (SUI) 242,4 (129,0/124,5)
27. Dawid Kubacki (POL) 235,0 (128,0/123,0)
28. Killian Peier (SUI) 231,5 (124,0/123,5)
29. Ziga Jelar (SLO) 230,7 (125,0/124,0)
30. Jewgenij Klimow (RUS) 225,2 (126,5/118,5)
Der Endstand bei der 70. Vierschanzentournee:
1. Ryoyu Kobayashi (JPN) 1.162,3 Punkte
2. Marius Lindvik (NOR) 1.138,1
3. Halvor Egner Granerud (NOR) 1.128,2
4. Karl Geiger (GER) 1.123,6
5. Markus Eisenbichler (GER) 1.117,6
6. Robert Johansson (NOR) 1.107,9
7. Lovro Kos (SLO) 1.093,0
8. Jan Hörl (AUT) 1.075,7
9. Daniel Huber (AUT) 1.069,9
10. Yukiya Sato (JPN) 1.064,7
11. Stephan Leyhe (GER) 1.021,9
12. Philipp Aschenwald (AUT) 1.009,9
13. Killian Peier (SUI) 993,6
14. Gregor Deschwanden (SUI) 987,7
15. Piotr Zyla (POL) 889,5
16. Timi Zajc (SLO) 776,6
17. Junshiro Kobayashi (JPN) 771,0
18. Anze Lanisek (SLO) 756,4
19. Daniel Tschofenig (AUT) 756,2
20. Stefan Kraft (AUT) 751,4
21. Peter Prevc (SLO) 734,1
22. Jewgenij Klimow (RUS) 734,0
23. Johann Andre Forfang (NOR) 721,9
24. Dawid Kubacki (POL) 711,0
25. Naoki Nakamura (JPN) 708,8
26. Manuel Fettner (AUT) 638,5
27. Constantin Schmid (GER) 629,5
28. Daiki Ito (JPN) 609,9
29. Jakub Wolny (POL) 595,2
30. Danil Sadrejew (RUS) 584,6
31. Clemens Aigner (AUT) 518,2
32. Michael Hayböck (AUT) 512,6
Der Stand im Gesamtweltcup:
1. Ryoyu Kobayashi (JPN) 841 Punkte
2. Karl Geiger (GER) 785
3. Halvor Egner Granerud (NOR) 613
4. Marius Lindvik (NOR) 543
5. Markus Eisenbichler (GER) 471
6. Anze Lanisek (SLO) 401
7. Stefan Kraft (AUT) 395
8. Jan Hörl (AUT) 380
9. Robert Johansson (NOR) 369
10. Killian Peier (SUI) 338
11. Daniel Huber (AUT) 301
12. Cene Prevc (SLO) 282
13. Timi Zajc (SLO) 253
14. Yukiya Sato (JPN) 231
15. Kamil Stoch (POL) 216
Weiters:
17. Manuel Fettner (AUT) 198
27. Philipp Aschenwald (AUT) 126
30. Daniel Tschofenig (AUT) 100
35. Michael Hayböck (AUT) 38
36. Clemens Aigner (AUT) 37
38. Markus Schiffner (AUT) 31
49. Ulrich Wohlgenannt (AUT) 9
Der Stand im Nationencup:
1. Deutschland 2292 Punkte
2. Österreich 2015
3. Norwegen 2011
4. Japan 1639
5. Slowenien 1564
6. Polen 677
7. Schweiz 539
8. Russland 347
9. Bulgarien 28
10. Finnland 22
11. Estland 13
12. Kanada 7
13. Türkei 2
14. Italien 1
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