Vor vier Monaten war Herbst vom Aufsichtsratsvorsitz an die Spitze des Vorstands berufen worden, nachdem der bisherge Vorstandssprecher Herbert Kaufmann wegen des "Skylink"-Kostendebakels im Dezember abtreten musste. Herbst ist nur Interims-Chef und wird sich nicht an der jetzigen Vorstände-Ausschreibung beteiligen. Er wird nach Einzug seines Nachfolgers sein jetzt ruhendes Aufsichtsratspräsidentenamt wieder aufnehmen. Dem Juristen Herbst wird nebenbei Interesse an einem Richterposten am Verfassungsgerichtshof nachgesagt.
Als unwahrscheinlich gilt, dass sich Vorstand Ernest Gabmann wieder bewirbt, bei Gerhard Schmid ist offen, ob er verlängert oder nicht. Fest steht, dass es künftig nicht mehr drei, sondern zwei Vorstände geben wird.
Hauptversammlung ohne Überraschungen
Nachdem im Vorfeld die Wogen zwischen Rot und Schwarz bzw. zwischen den Haupteigentümern Stadt Wien und Land Niederösterreich auch um die anstehende Neuformierung des Aufsichtsratsgremiums hoch gegangen waren, ging die Aktionärsversammlung am Freitag im schütter besetzten Saal im Austria Center Vienna und die anschließende Aufsichtsratssitzung ohne Überraschungen über die Bühne.
Das Kontrollgremium in neuer Zusammensetzung hat heute den Gesiba-Chef Ewald Kirschner zum Nachfolger von Vizepräsident Karl Samstag bestellt, der nach dem Wechsel von Herbst seit vier Monaten dem Aufsichtsrat vorsaß. Erstmals seit vielen Jahren ziehen auch wieder Frauen ins 14-köpfige Aufsichtsgremium ein. Neben Kirschner zogen Bettina-Glatz-Kremsner (Casinos), Gabriele Domschitz (Stadtwerke) und Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer ein. Den Rat verlassen haben neben Samstag Johannes Coreth, Karl Skyba und Alfred Reiter.
Wichtigstes Anliegen: Skylink fertigstellen
Kirschner bezeichnete es nach seiner Kür als neuer Erster Vizepräsident und vorübergehender Chef des Aufsichtrates als momentan vordringlichstes Anliegen, den Terminalbau Skylink zeit- und kostengerecht - "vor Beginn der Sommerferien 2012" - fertig zu haben. Dann gelte es auch, den Flughafen selber neu aufzustellen. Gemeinsame Ziele im Vorstand zeichneten die Qualität eines Unternehmens aus. "Der Flughafen ist ja ein gutes Unternehmen." Den Airport wegen der Tatsache seiner Großaktionäre immer ins Polit-Schussfeld zu rücken, ist ihm zu billig.
Zuvor hatte Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger den Flughafen als "Intrigantenstadel" bezeichnet, den es auszumisten gelte. Er sieht rund um den Airport weniger ein Polit-Problem per se: Da gehe es um persönliche Seilschaften und persönliche Vorteile von einigen wenigen, die mit ihrer Vorgangsweise die Politik missbrauchten. Daraus will aber auch Rasinger keine Privatisierungsdebatten entfachen. Zumal mehr als 800 Mio. Euro Schulden wegen einer so genannten "Change-of-Control-Klausel" Gefahr liefen, vorzeitig fällig gestellt zu werden, wenn Stadt Wien und Land Niederösterreich auf unter 40 Prozent fallen.
Ex-Vorstandschef Kaufmann entlastet
Trotz kritischer Äußerungen auch in der HV und einer laufenden internen Revisionsprüfung wegen umstrittener PR-Kampagnen ("Schmutzkübelkampagne", "Masterplan") hat die Hauptversammlung heute den Ende 2010 geschassten Vorstandschef Kaufmann mit Stimmenmehrheit entlastet. Offen blieb, ob Kaufmann tatsächlich Konsulent des Airports wird.
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