„Kunde“ angeklagt

Einbrecher wollte E-Bikes über Loch in Dach angeln

Wien
10.01.2022 06:00

Ein kurioser Einbruch wird am Montag am Landesgericht St. Pölten verhandelt: Der Täter ist vergangenen Sommer auf das Dach eines Sportfachgeschäfts geklettert und hatte dort ein Loch in das Dach geschnitten. Im Visier hatte der Gauner teure E-Bikes, die sich genau unter der Öffnung befanden und per Seil aus dem Geschäft geangelt werden sollten. Angeklagt ist ein Unternehmer, der für den Geschmack der Ladenmitarbeiter im Vorfeld der Tat zu viel Interesse an den hochpreisigen Fahrrädern gezeigt hatte.

Ob sich dieser Einbrecher vom Hollywood-Film „Mission Impossible“ inspirieren hat lassen? Jedenfalls scheute der Kriminelle, der Ende Juli vergangenen Jahres in das Sportgeschäft eingedrungen war, keine Mühen, um an seine Beute - hochpreisige E-Mountainbikes - zu gelangen. Über die Feuerleiter gelangte der Täter schließlich aufs Dach, in das er laut Ermittlern ein Loch von etwa einem Quadratmeter schnitt. Mit einem Seil und einem Transporthaken wollte er die Beute schließlich nach oben ziehen.

Dieses Vorhaben wäre auch fast gelungen: Da die Räder in einem Ausstellungspodest verankert waren, schlug der Versuch aber fehl. Der Einbruch wurde erst entdeckt, als ein Mitarbeiter am nächsten Morgen den Laden aufsperrte. Am Tatort ließ der Täter lediglich Hand- und Schuhabdrücke zurück. Wegen der Struktur der Dachfolie konnten die Ermittler allerdings keine Fingerabdrücke erkennen.

Zu interessiert an teurer Ware - Mitarbeiter schwärzten „Kunden“ an
Doch Mitarbeiter des Geschäfts hatten schnell einen Verdächtigen für die Polizei parat: Ein Mann habe sich die vom Einbrecher begehrten E-Fahrräder zweimal angesehen. Da sich davor niemand für diese hochpreisigen Gefährte interessiert hatte, gingen die Verkäufer davon aus, dass es sich bei dem potenziellen Kunden - und nunmehr Angeklagten - um den Täter handeln müsste.

Diesen verschmierten Handabdruck ließ der Einbrecher am Tatort zurück - DNA-Abriebspuren waren für die Ermittler nicht verwertbar. Papillarlinien (wie bei einem Fingerabdruck) konnten ebenfalls nicht daraus abgelesen werden. (Bild: Polizei)
Diesen verschmierten Handabdruck ließ der Einbrecher am Tatort zurück - DNA-Abriebspuren waren für die Ermittler nicht verwertbar. Papillarlinien (wie bei einem Fingerabdruck) konnten ebenfalls nicht daraus abgelesen werden.
Dieser Schuhabdruck lieferte ebenfalls keine verwertbaren Beweise. (Bild: Polizei)
Dieser Schuhabdruck lieferte ebenfalls keine verwertbaren Beweise.

Verteidiger: „Fall stützt sich nur auf Indinzien“
Zum Pech des so in Verdacht geratenen Unternehmers ist seine Hand ähnlich groß wie jene Abdruckspur des Täters, die am Tatort gefunden wurde. Auch seine Schuhgröße stimmt mit jenen Abdrücken, die am Dach des Geschäfts genommen wurden, überein. „Der Vorwurf ist massiv, zumal im Falle einer Verurteilung eine mehrjährige Haftstrafe droht, aber die Staatsanwaltschaft stützt sich dabei nur auf Indizien“, drängt der Wiener Verteidiger Philipp Slemr zu einem Freispruch.

„Mein Mandant ist gesundheitlich nicht in bester Verfassung - er hatte Anfang letzten Jahres erst einen Herzinfarkt, zudem hat er stark ausgeprägte Höhenangst. Wäre er in der Tatnacht auf das Dach des Sportgeschäftes gestiegen, um ein Loch hineinzuschneiden, hätte er spätestens dort oben seinen zweiten Herzinfarkt gehabt“, so Slemr weiter.

Philipp Slemr, Anwalt für Strafrecht (Bild: Kanzlei Mag. Philipp Slemr)
Philipp Slemr, Anwalt für Strafrecht

Zudem interessant: Mitte November fand ein Einbruch im Burgenland mit einer ähnlichen Vorgehensweise statt. Auch hier war ein Sportgeschäft betroffen, es wurde ebenfalls ein Loch ins Dach der Filiale geschnitten. Die Täter konnten hochpreisige Sportkleidung stehlen, der Schaden belief sich auf mehr als 50.000 Euro. 

Am Montag findet in St. Pölten in Niederösterreich die Verhandlung mit dem Unternehmer als Angeklagten statt - dann wird sich zeigen, ob das große Interesse an den E-Bikes auch vor dem Landesgericht zu viel Verdacht erregt.

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