Kein weiterer Lockdown in Österreich: Das ist das „erste große Ziel“ in der aktuellen Omikron-Welle in Österreich, sagt Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Gleichzeitig könne er weder einen Lockdown noch erneutes Distance Learning ausschließen, betont er. Der entscheidende „Marker“ werde künftig aber nicht mehr die Belegung der Intensivstationen sein, sondern jene der Normalstationen. Mückstein geht davon aus, dass man auch noch Weihnachten 2022 wegen Corona vorsichtig sein muss.
Mückstein verwies im APA-Interview darauf, dass die Wahrscheinlichkeit einer Spitalsaufnahme bei der neuen Virusvariante Omikron circa 40 bis 50 Prozent geringer sei als bei der Delta-Mutation. „Wir wissen auch, dass bei Delta einer von vier mit COVID-19 Infizierten eingelieferten Patienten auf die Intensivstation gekommen ist“, bei Omikron betrage dieses Verhältnis hingegen nur 1:10, so der Minister. Bekannt sei auch, dass bei der Delta-Variante etwa 20 Prozent der Intensivpatienten beatmet werden mussten, bei Omikron nur zwei Prozent.
Intensivbetten-Belegung als Marker „nicht tauglich“
„Deswegen ist der Intensivstations-Marker, wie wir ihn bis jetzt gekannt haben, nicht tauglich. Wir können nicht warten, bis die Intensivstationen so ein Problem haben, dass wir nicht mehr anders können.“ Denn man werde bereits vorher auf den Normalstationen und auch im niedergelassenen Bereich ein Problem bekommen - „das ist die Herausforderung“. Gleichzeitig betonte Mückstein, dass aktuell noch nicht klar sei, wie dieser Marker zu definieren ist. Es sei offen, welches Ausmaß der Auslastung an den Normalstationen zu welchen Maßnahmen führen müsse. „Das wissen wir noch nicht.“ Fest steht, dass möglichst ein Lockdown verhindert werden und der Präsenz-Unterricht in Schulen aufrecht bleiben soll.
Das Zeitfenster „von wenigen Wochen“, das man jetzt aufgrund der durch Omikron deutlich reduzierten Belegungszahlen in den Spitälern habe, müsse man jetzt für die Impfung nützen, betonte der Gesundheitsminister. Denn bald seien die Spitäler wieder mehr belastet. In Österreich sei es möglich, pro Tag 100.000 bis 120.000 Menschen zu impfen, das habe die Vergangenheit gezeigt. Wenn man diese Zahlen jetzt neuerlich schaffe, dann werde das „wesentlich den Verlauf der Pandemie beeinflussen“.
„Bei zwei Ungeimpften potenziert sich die Gefahr“
Auch verwies er auf den Effekt der (Booster-)Impfungen. Denn der Drittstich sei nicht nur für den Selbstschutz ausschlaggebend, sondern auch für die Weitergabe des Virus. Denn wenn ein dreifach Geimpfter eine Durchbruchsinfektion erleidet, dann sei laut aktuellen Studien die Gefahr einer Übertragung zu einer weiteren geboosterten Person sehr gering. Zwischen einem Geimpften und einem Ungeimpften sei die Chance hingegen hoch - „und wenn ich zwei Ungeimpfte habe, dann potenziert sich die Gefahr“. Darüber hinaus seien dreifach Geimpfte auch kürzer ansteckend, betonte Mückstein.
Die Impfpflicht komme wie geplant fix mit Februar, betonte er einmal mehr. Diese sei eine mittelfristige Maßnahme, um die Gesamtimmunität zu erhöhen - für die die aktuelle fünfte Welle komme sie aber zu spät. Weiter in Kraft ist der Lockdown für Ungeimpfte, er soll auch mit der Einführung der Impfpflicht nicht automatisch enden. „Ein Lockdown kann verfassungsrechtlich nur begründet werden mit dem drohenden Zusammenbruch der medizinischen Versorgung. Solange diese Bedrohung real ist, wird der Lockdown für Ungeimpfte weitergehen“, stellte Mückstein klar.
Masken auch noch 2025 tragen „schlau“
Der Gesundheitsminister geht jedenfalls davon aus, dass auch Weihnachten 2022 in Hinblick auf Corona noch von Vorsicht geprägt sein wird und man ältere und kranke Menschen schützen müsse. „Der Test, bevor ich zur 80-jährigen Großmutter gehe, der wird auch noch sinnvoll sein“, betonte er. Gefragt, ob er es wie die Virologin Dorothee Van Laer für realistisch hält, dass man erst im Jahr 2024 die Maske nicht mehr brauchen werde, sagte Mückstein, das könne er „nicht prognostizieren“. „Aber es wird auch 2025 noch schlau sein, in der Infektionszeit ab Oktober, November, eine Maske aufzusetzen.“ Denn man habe auch in diesem Winter erneut keine nennenswerte Influenzawelle gehabt. „Und die Masken schützen auch vor banalen grippalen Infekten - und nicht nur sehr gut gegen das Coronavirus“, so der Minister.
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