Neues Jahr, erster Frauenmord: Während eine fünffache Mutter ahnungslos im Esszimmer saß, soll der Ehemann mit einer Pistole von hinten auf ihren Kopf gezielt und abgedrückt haben. Motiv: eine jahrelange Beziehungskrise.
Es müssen sich dramatische Szenen in dem schmucken Haus in der oberösterreichischen Gemeinde Weißenkirchen im Attergau abgespielt haben: Denn das Paar hat fünf Kinder im Alter von sieben bis 18 Jahren, die während der Bluttat anwesend waren!
Samstagnachmittag gegen 14.45 Uhr endet ein offenbar jahrelang schwelender Beziehungsstreit des Ehepaars Daniel (46) und Simone S. (42) jedenfalls in einer furchtbaren Gewaltexplosion. Das bisherige Ermittlungsergebnis: Der ehemalige Förster – bis vor Kurzem war er bei den Bundesforsten angestellt – nahm seine auf ihn registrierte Glock 17 und schoss seiner Gattin, die gerade am Esstisch saß, in den Hinterkopf. Danach verständigte der Mann den Polizei-Notruf und ließ sich widerstandslos festnehmen.
Bei uns im Ort gibt es aktuell kein anderes Gesprächsthema, die Anteilnahme ist überall spürbar. Die Familie ist 2015 aus Salzburg zu uns gezogen. Ich habe sie aber nie wirklich kennengelernt.
Josef Meinhart, Bürgermeister Weißenkirchen im Attergau
Simone S. zeigte beim Eintreffen der Einsatzkräfte noch Lebenszeichen. Sie wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Kepler Uniklinikum nach Linz geflogen, wo die Ärzte aber um 18.51 Uhr den Kampf um ihr Leben verloren. Bei seiner Einvernahme zeigte sich der gebürtige Deutsche umfassend geständig. Als Motiv gab er ständige Konflikte an. Er sitzt in der Justizanstalt Wels ein. Am Tatort stellten Polizisten neben der Tatwaffe noch drei Gewehre sicher, die der Mann allesamt legal besessen hatte.
Nachbar geschockt: „Eine ganz tragische Geschichte“
Der Schock in der Zwölf-Häuser-Ortschaft Egg ist groß. Dort hatte sich das Ehepaar 2015 einen Baugrund gekauft und ein Fertigteilhaus hinstellen lassen, war 2016 eingezogen. Landwirt Josef R. (88) war mit Daniel S. befreundet: „Er war ein angenehmer, ruhiger Mensch. Er stammt aus Norddeutschland, hat ursprünglich Büchsenmacher gelernt und dann umgesattelt, weil’s keine Zukunft hatte. Wir haben uns oft über forstliche Dinge unterhalten. Sie hat vor einer Zeit Waldpädagogik gelernt und in Schulen gearbeitet.“
Trauriger Nachsatz: „Es ist eine ganz tragische Geschichte.“
Auch Nachbarin Claudia L. ist schwer betroffen: „Unsere Tochter ist lange mit einem der Söhne in die Schule gegangen. Die Eltern haben viel mit den Kindern unternommen, waren eigentlich jedes Wochenende unterwegs. Zuletzt in Ungarn auf einem Reiterhof. Wir haben immer gesagt, das sind richtige Lebemenschen.“
Erschossen, erstochen, erschlagen, erwürgt, angezündet, überfahren - 30 Frauen fanden im Vorjahr in Österreich gewaltsam den Tod. In den allermeisten Fällen handelte es sich um Tragödien im Familienbereich, die Täter waren also Ehegatten oder (Ex-)Lebensgefährten.
Dass es hinter der heilen Familienfassade kriselte, war aber offensichtlich: Immer wieder hätten sich die Eheleute angeschrien. Das Abendritual von Daniel S.: Er kam heim, setzte sich dann in den Kofferraum seines Autos, hörte Musik und trank dabei Bier. Seit etwa drei Wochen dürfte er arbeitslos gewesen sein. Vielleicht der letzte Auslöser ...
Ob die Eltern des Mordopfers - sie leben in Steyr - die Obsorge für die fünf Kinder, die nun Halbwaise sind, übernehmen können, ist noch offen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.