Wer im Vorhinein das Slalom-Siegespodest des Adelboden-Wochenendes richtig getippt hat, hätte wohl Unmengen von Geld verdienen können. Johannes Strolz, Manuel Feller und Linus Straßer drückten einst in Stams gemeinsam die Schulbank. Die größte Überraschung freilich war, dass am Sonntag Strolz sein erster Sieg im Ski-Weltcup gelang, nachdem er im Frühjahr aus allen ÖSV-Kadern gefallen war. „Ich bin brutal dankbar, dass es endlich einmal hingehaut hat“, sagte der Vorarlberger. „Immer wieder habe ich auf die Schnauze gekriegt.“
„Es ist unglaublich. Es ist ein Traum, der wahr wird“, meinte der 29-jährige Strolz, dessen bestes Weltcup-Resultat zuvor der zehnte Platz 2020 in Madonna di Campiglio gewesen war. „Mir ist durch den Kopf gegangen, was ich schon alles erlebt habe in dem Sport. Wie oft Trainer und meine Familie zu mir gesagt haben: Du bist gut genug, du kannst es, wir glauben an dich! Dann habe ich schon selber angefangen, ein bisschen zu zweifeln, aber habe mir immer wieder gedacht, das kann es noch nicht gewesen sein.“
Viele Kurse und Annehmlichkeiten, für die bei Kollegen der Verband aufkommt, musste sich der Sohn von Calgary-Olympiasieger Hubert Strolz in diesem Jahr selbst finanzieren. „Ich habe eigentlich alles aus meinem eigenen Sack gezahlt, habe aber auch sehr viel Unterstützung von anderen Teams gekriegt - speziell vom Deutschen Ski-Verband. Ich habe mit Linus Straßer und dem Rest des deutschen Teams trainieren können im Herbst und habe mit dem ÖSV die Vorbereitung machen können. Ich bin dankbar für alle, die mir noch eine Chance gegeben und an mich geglaubt haben.“
Seine Ski präpariert Strolz ohne eigenen Servicemann selbst. „Ich bin viel im Skiraum. Aber ich habe auch Unterstützung von anderen Serviceleuten. Es ist nicht so, dass man mich hängen lässt“, erzählte der Polizeisportler. „Ich möchte mich an dieser Stelle bei der Polizei für die Wahnsinns-Unterstützung über die Jahre bedanken. Das hat mir viel finanziellen Druck genommen.“ Es sei derzeit zäh, „aber es ist einfach das Schönste für mich, Skirennläufer zu sein. Darum ist es das alles wert.“
Die Verbindung zu Feller, der sich nach seiner Fahrt demonstrativ vor Strolz verneigte, sei eine besondere. „Wir sind der gleiche Jahrgang (1992/Anm.). Wir sind schon seit Jahren, fast schon Jahrzehnten miteinander unterwegs. Er weiß halt auch, wie es ist, wenn man eine auf den Deckel kriegt und wenn man kämpfen muss. Seine Reaktion hat mich extrem gefreut. Jetzt hoffe ich, dass wir alle miteinander weiter so Gas geben.“
Auch ÖSV-Technikcoach Marko Pfeifer freute sich „irrsinnig“ mit Strolz, dem nun auch ein Olympia-Ticket so gut wie sicher ist. „Es war keine leichte Entscheidung im Frühjahr, als wir gesagt haben, ‘Strolzi‘ ist nicht mehr im Kader. Aber wir haben gesagt, wenn er sich da alleine durchkämpft, werden wir ihm im Herbst die Chance geben“, berichtete der Kärntner. „Das hat ihn auch vom Kopf stärker gemacht. An dem ist er in den letzten Jahren ja mehr oder weniger gescheitert, Ski gefahren ist er immer gut. Ich glaube, jetzt ist der Knoten geplatzt.“
Beim Mannschaftstraining sei Strolz zuletzt immer dabei gewesen. „Da war er mit Feller zusammen immer der Schnellste. Also er ist sauschnell gefahren, und heute gewinnt er das“, sagte Pfeifer, für den die österreichische Slalom-„Krise“ schon wieder Geschichte ist. „Wir haben trotzdem an uns geglaubt, die Burschen sind mental stark geblieben. Wir haben zu Weihnachten sehr intensiv, sehr gut gearbeitet. Das Ergebnis war natürlich irrsinnig wichtig und eine irrsinnige Erleichterung.“
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