Neue Spionage- und Zensurvorwürfe gegen den chinesischen Elektronikriesen Xiaomi: Bei einer Untersuchung von Xiaomi-Smartphones durch die taiwanesische Telekommunikationsbehörde NCC wurden Funktionen entdeckt, die der Überwachung der Nutzer und Zensur im Sinne Pekings dienen sollen. Xiaomi selbst weist die Vorwürfe zurück.
Die taiwanesische Behörde erhebt ähnliche Vorwürfe wie die litauische Cybersicherheits-Behörde, die bereits im vergangenen Herbst - siehe Video - vor Spionage und Zensur auf Xiaomi-Handys warnte. Konkret habe man am Xiaomi 10T 5G Funktionen entdeckt, mit denen Online-Recherchen zu bestimmten Begriffen unterbunden werden und Nutzerdaten an Server in Peking geschickt werden können, warnt nun auch Taiwan.
Bei den Begriffen, die gefiltert werden, handelt es sich unter anderem um „freies Tibet“, „taiwanesische Unabhängigkeit“ und „unabhängige Medien Hongkong“. Der Filter schlage sowohl bei englischsprachigen Eingaben als auch auf Chinesisch an, so die Behörde. Außerdem sei das Programm dazu in der Lage, vom Benutzer besuchte Server zu protokollieren und die Informationen an Server in Peking zu senden.
Hersteller spricht von Sex- und Gewaltfilter
Die verdächtigen Vorgänge wurden in einem Programm namens „MiAdBlacklisConfigur“ entdeckt, das von einem Server namens globalapi.ad.xiaomi.com auf das Handy geladen werden kann, berichtet das IT-Portal „Heise“. Xiaomi selbst weist die Vorwürfe zurück: Die Niederlassung in Taiwan teilte mit, dass das Programm dazu diene, kostenpflichtige Inhalte zu überwachen und zu verhindern, dass der Nutzer unangemessene Dinge - Gewalt, Sex und Hass - zu sehen bekomme.
Verdächtiger Datenverkehr auch in Europa
Es ist nicht das erste Mal, dass gegen Xiaomi Spionagevorwürfe erhoben werden: Die wegen ihres attraktiven Preis-Leistungsverhältnisses beliebten Smartphones aus China machten bereits 2020 Schlagzeilen, nachdem ein IT-Sicherheitsforscher aufdeckte, dass der vorinstallierte Standard-Browser sämtliche besuchten Websites protokolliert und den Verlauf an chinesische Server geschickt hat. Im vergangenen Herbst folgten die Warnungen aus Litauen. Die IT-Sicherheitsbehörde empfahl Smartphone-Nutzern, Xiaomi-Geräte „so schnell wie möglich loszuwerden“.
Nach der Warnung aus Litauen leitete auch das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik eine Untersuchung von Xiaomi-Smartphones ein, das Ergebnis steht noch aus. Dass Xiaomi-Handys verdächtigen Netzwerkverkehr produzieren, fiel auch im krone.at-Test bereits auf. Das im vergangenen Frühjahr getestete Xiaomi Mi 11 Ultra kontaktiert auch in Österreich laufend Werbe- und Tracking-Server des Herstellers.
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