Klimarat der Bürger:

Zeit drängt, Klima braucht „Ho-Ruck-Aktionen“

Österreich
12.01.2022 12:52

Österreich hat jetzt einen Klimarat der Bürgerinnen und Bürger, ins Leben gerufen wurde er von Umweltministerin Leonore Gewessler. 100 Menschen, die einen Querschnitt der Gesellschaft in Österreich darstellen sollen, arbeiten konkrete Vorschläge aus, damit das Land 2040 klimaneutral wird. Das Projekt war eine Forderung des Klimavolksbegehrens und wird umfassend wissenschaftlich begleitet, etwa von einem der weltweit bekanntesten Klimaforscher, Professor Georg Kaser. Er hat mit krone.tv-Moderatorin Damita Pressl darüber gesprochen, wie der Klimarat funktionieren und was er bewirken soll.

„Es hat sich in vielen Ländern bewährt“, die Gesellschaft abzubilden, wie hier in einer Art „Mini-Österreich“, sagt Kaser. Gemeinsam sollen Probleme identifiziert und Maßnahmen vorgeschlagen werden. Diese gibt der Rat an die Politik weiter - und dann liegt der Ball bei Regierung und Parlament. Natürlich können die Vorschläge nicht direkt in Gesetze gegossen werden, „das soll in einer repräsentativen Demokratie auch nicht so sein. Aber der Wunsch wäre, dass die Vorschläge weiterleben.“

(Bild: Photo © Flavio Massari)

Bürger oft mutiger, als Politik
Aus anderen Ländern wisse man, dass „es meistens überraschend ist, wie stark die Forderungen im Ergebnis sind. Sie gehen oft weit darüber hinaus, was zum jeweiligen Zeitpunkt im jeweiligen Land salonfähig war“, so Kaser. Zudem sollen die Teilnehmer des Klimarats in engem Kontakt mit ihrem Umfeld und mit der Bevölkerung bleiben, um möglichst viele Menschen, auch außerhalb des Rats selbst, einzubeziehen.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler am 20. August 2021 im Rahmen der Pressekonferenz „Aktuelle Entwicklungen der Treibhausgas-Emissionen 2020“ in Wien. (Bild: APA/EXPA/REINHARD EISENBAUER)
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler am 20. August 2021 im Rahmen der Pressekonferenz „Aktuelle Entwicklungen der Treibhausgas-Emissionen 2020“ in Wien.

100 ausgewählte Teilnehmer, sechs Sitzungen
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen noch entscheiden, „wer mit der Öffentlichkeit kommunizieren möchte“. Zwang bestehe jedenfalls keiner, aber „ich kann mir vorstellen, dass einige von ihnen auch Interviews geben werden“, sagt Kaser. Die Statistik Austria hat sie ausgewählt, und zwar möglichst breit: durchmischt nach Bildung, Alter, Wohnort, Geschlecht und Migrationshintergrund. Das Projekt wird von Forscherinnen und Forschern aus mehr als einem Dutzend Bereichen umfassend begleitet. Offiziell gibt es bis Sommer sechs Sitzungen, „in den Zeiten dazwischen wird aber auch viel passieren“, ist Kaser sicher. „Es ist eine kurze Zeit, aber sehr intensiv.“

(Bild: AFP/Christopher Furlong)

„Geht nur mehr mit Ho-Ruck-Aktionen“
Ein Projekt, so Kaser, das um fünf vor zwölf kommt: „Die globale Gesellschaft wird in 20 oder 30 Jahren anders aussehen - entweder, weil wir sie anders gestalten, oder durch katastrophale Ereignisse. Der European Green Deal und all diese Pläne sind fantastisch, aber sie kommen um 20 Jahre zu spät. Wir hätten vor 20 Jahren anfangen müssen - dann hätten wir Zeit gehabt. Jetzt wird vieles wahrscheinlich nur mehr in Ho-Ruck-Aktionen gehen, weil wir die Zeit nicht mehr haben. Unser CO2-Budget ist beim jetzigen globalen Lebensstil in fünf bis sieben Jahren verbraucht.“ Gelungen ist für Kaser der Klimarat dann, wenn sich die Teilnehmer auf Projekte und Maßnahmenvorschläge einigen können, die dann auch in die Gesetzgebung einfließen.

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