Für Mitte dieser Woche sind vom Prognose-Konsortium Neuinfektionszahlen vorausgesagt worden, die über den bisherigen Höchstständen vom November des Vorjahres liegen sollen. Am Dienstag wurden „nur“ 11.516 neue Corona-Fälle vermeldet - bei vielen Testungen. Simulationsforscher Niki Popper bleibt dabei, dass die Prognosen zutreffen werden: „Wir werden die November-Zahlen sicher deutlich überschreiten.“ Ob es wie in Israel 40.000 bis 50.000 Neuinfektionen pro Tag werden können, hänge davon ab, wie gut jetzt noch die Maßnahmen sowie die Immunisierungen wirken.
Popper betonte in der „ZiB 2“ am Dienstagabend, dass es jetzt vor allem um den Schutz der relevanten Infrastruktur gehe. Durch die angepassten Quarantäneregeln für die Geboosterten und die vielen PCR-Testungen habe man ein „sicheres Management“ geschaffen.
Ende März wohl halb Europa mit Omikron infiziert
Doch auch die WHO ist in Sorge: Europa entwickelt sich zu einem der größten weltweiten Epizentren der Omikron-Variante. Laut einer Hochrechnung der Weltgesundheitsorganisation dürfte sich innerhalb der kommenden zwei Monate schon über die Hälfte der Menschen in Europa mit Omikron infiziert haben. Omikron sei wie eine „Flutwelle“, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Dienstag.
Impfungen weiterhin „sehr guter Schutz gegen schwere Erkrankung“
Die zweite und auch die dritte Impfung wirke bei Omikron gegen die Infektion nicht mehr so, „wie wir uns das wünschen würden“, sagt auch Popper. Gegenüber Delta sei der Effekt der Impfung „sehr stark“ zurückgegangen. Und auch eine Dreifachimpfung sei kein hundertprozentiger Schutz gegen die Infektion, „aber ein sehr guter Schutz gegen eine schwere Erkrankung“.
Beatmungsgeräte bei Omikron seltener in Gebrauch
Ob die Spitäler erneut an ihre Belastungsgrenzen kommen werden, könne man noch nicht genau sagen. Man fahre hier auf Sicht, sei aber - sowohl im Prognose-Konsortium als auch bei GECKO - besorgt, dass die Auslastung der Intensivstationen noch immer bei über zehn Prozent der Gesamtressourcen liege. Was sich aber bisher andeute, sei, dass Intensivbetten in der Omikron-Welle weniger in Anspruch genommen werden müssten, und auch Beatmungsgeräte würden laut neuer Studiendaten seltener gebraucht.
Impfpflicht „spielt für aktuelle Welle keine Rolle mehr“
Die Impfpflicht spiele für die aktuelle Corona-Welle abgesehen von möglichen Vorgreifeffekten „keine Rolle mehr“, so Popper, der bei Omikron von einer Immunisierung „und nicht von einer Durchseuchung“ spricht. Die Wirkung des Lockdowns für Ungeimpfte sei unter Experten umstritten. Nach Poppers Ansicht sehe man vor allem eine Rücknahme der Kontakte bei jenen, „die ohnehin schon geimpft sind und die eh schon viel versuchen beizutragen“.
Vor Erwartungen, dass das Coronavirus durch Omikron bald endemisch wird, warnte Popper: „90 Prozent der Österreicher haben bereits mit dem Virus oder der Impfung Kontakt gehabt. Immunisiert waren schon 80 Prozent, das ist durch Omikron jetzt leider wieder zurückgefallen, aber es werden immer mehr Menschen immun gegen schwere Verläufe.“ Er hoffe auf eine endemische Phase ab Herbst.
Mückstein: Lassen Virus „genau nicht durchrauschen“
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hatte am Dienstag kritische Stimmen, dass man das Virus in Österreich „durchrauschen“ lasse, zurückgewiesen. „Das ist genau das, was wir nicht machen“, betonte er bei einem Hintergrundgespräch. Österreich sei im Vergleich mit anderen europäischen Ländern streng, gab er zu verstehen. Man sei aus dem letzten Lockdown mit strengen Maßnahmen herausgegangen, auch bestünden nach wie vor der Lockdown für Ungeimpfte, praktisch überall die 2G-Pflicht sowie sehr strenge Veranstaltungsregeln inklusive Sperrstunde und Après-Ski-Verbot.
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