Die in Österreich mittlerweile dominante Omikron-Variante mit ihren vielen Veränderungen, vor allem im für das Andocken an Zellen wichtigen Spike-Protein, ändert die Spielregeln der Pandemie. Gegenüber der Delta-Variante sticht die deutlich höhere Übertragbarkeit und die „Immunflucht“ heraus, also die Fähigkeit einem bestehenden Corona-Immunschutz zu entkommen. Allerdings dürfte das Risiko von schweren Erkrankungen sinken, wie Daten aus England zeigen. Eine Übersicht.
Bereits wenige Wochen nach dem ersten Nachweis der neuen Variante hat sich in vielen Ländern bewahrheitet, was Experten angesichts der von Omikron aufgegriffenen Erbgut-Mutationen befürchtet hatten. Die WHO stufte Omikron am 26. November 2021 als besorgniserregende „Variant of Concern“ ein. Mittlerweile hat sie die zuvor dominante Delta-Variante verdrängt und sorgt für steigende Infektionszahlen. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC schätzt das Risiko als „hoch bis sehr hoch“ ein (Stand: 7. Jänner 2022). Die WHO warnt, dass sich in zwei Monaten über die Hälfte der Europäer mit Omikron infiziert haben könnte.
Es gibt auch guten Nachrichten
Gegenüber früheren Wellen gibt es aber auch gute Nachrichten: Erste, noch vorläufige Daten deuten auf ein weniger schweres klinisches Erkrankungsbild hin. So zitierte die WHO zuletzt Studien, wonach Omikron vor allem die oberen Atemwege wie Nase, Rachen und Bronchien befällt und weniger stark die Lunge.
Auch von den britischen Gesundheitsbehörden ausgewertete Daten lassen etwas mildere Krankheitsverläufe vermuten. Demnach ist das Risiko, mit Omikron auf einer Intensivstation zu landen, um rund die Hälfte geringer als bei der Delta-Variante. Das Risiko eines „normalen“ Spitalsaufenthalts sinkt auf ein Drittel. Auch wenn die Impfung gegen Omikron weniger stark anschlägt als gegen Delta, reduziert sie das Risiko einer schweren Erkrankung den britischen Zahlen zufolge doch deutlich (auf bis zu 19 Prozent gegenüber Ungeimpften).
Impfschutz nimmt rasant ab
Allerdings nimmt der Impfschutz im Lauf der Zeit rasch ab, wie eine Untersuchung anhand von fast 374.000 britischen Corona-Fällen zeigt. Demnach schützt eine doppelte Impfung mit Biontech/Pfizer auch nach fünf Monaten (20 bis 24 Wochen) noch zu über 60 Prozent gegen symptomatische Erkrankungen mit der Delta-Variante. Mit Omikron sinkt der Impfschutz dagegen auf rund zehn Prozent. Eine Booster-Impfung erhöht die Wirksamkeit dann zwar wieder auf fast 70 Prozent, aber auch hier lässt der Impfschutz nach fünf bis neun Wochen deutlich nach.
In Österreich warnte zuletzt der Komplexitätsforscher Peter Klimek davor, Omikron als „milde“ Variante zu bezeichnen. Er betonte, dass sie beim Kontakt mit einer ungeschützten Bevölkerung möglicherweise nur etwas weniger gefährlich wäre als Delta. Auch die ECDC betont, dass die Risikoeinschätzung anders ausfallen könnte, wenn im Verlauf der Infektionswelle immer mehr ältere Menschen erkranken sollten.
Nur knapp mehr als die Hälfte der Österreicher geschützt
In Österreich trifft Omikron auf eine Bevölkerung, die nur zu etwas mehr als der Hälfte gegen die neue Variante geschützt sein dürfte. Das Team um Simulationsforscher Niki Popper berechnete den Immunschutz auf Basis von Impfdaten, Infektionszahlen und Dunkelzifferschätzungen zuletzt mit 55 Prozent der Einwohner (Stand 1. Jänner). Zum Vergleich: Gegen die Delta-Variante waren 80 Prozent der Bevölkerung geschützt, so die „Modellbasierte Schätzung des Immunisierungsgrades in Österreich“.
Krankenhäuser weniger belastet
Viele Experten rechnen trotz hoher Omikron-Infektionszahlen aber mit einem weniger stark steigenden Krankenhaus-Belag als in früheren Wellen. Popper schätzt, dass bis zu 90 Prozent der Österreicher schon mit dem Erreger Kontakt hatten - sei es durch Impfung oder Infektion. Dies könnte den Anteil der schweren Covid-19-Verläufe reduzieren. Der Nachteil: Ab welcher Anzahl von Neuinfektionen eine Überlastung des Spitalswesens droht, können Experten damit nicht zuverlässig einschätzen. Weitgehend einig sind sie, dass der beste Weg, um die kommende steile Infektionskurve abzuflachen, die Booster-Impfungen sind.
Welche Symptome aufhorchen lassen sollten
Bei all den Unterschieden zu früheren Varianten bleibt aber zumindest etwas gleich: Die häufigsten Symptome einer Covid-19-Erkrankung haben sich Daten aus Großbritannien zufolge von der Delta- zur Omikron-Variante nicht grundlegend verändert. Die markantesten Krankheitsbilder sind nach wie vor eine rinnende Nase, gefolgt von Kopfschmerzen, Müdigkeit, Niesen und einer Halsentzündung.
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