US-Mediziner haben einem Patienten das Herz eines genveränderten Schweins eingesetzt. Die Herz-Koryphäe des Wiener AKH, Professor Günther Laufer, nach der Aufreger-OP über medizinische wie auch ethisch-moralische Bedenken.
„Krone“: Warum haben Ihre Kollegen der Uni-Klinik in Maryland ausgerechnet das Herz eines Schweines transplantiert?
Günther Laufer: Zunächst einmal: Dieser Eingriff war nicht die erste Transplantation eines Tierherzens in einen Menschen. Im Jänner 1964 wurde einem Todkranken im US-Bundesstaat Mississippi das Organ eines Schimpansen transplantiert. Der Patient überlebte den Eingriff allerdings nur wenige Stunden.
Warum hat man nicht in diese Richtung weitergeforscht?
Prinzipiell wären wegen der nahen stammesgeschichtlichen Verwandtschaft Affen am besten geeignet. Dabei gibt es aber neben gravierenden ethischen Problemen auch die hohen Kosten der Aufzucht, eine im Vergleich zum Schwein niedrige Geburtenrate und langsame Entwicklung bis ins Erwachsenenalter. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass nicht pathogene Viren übertragen werden und deshalb gefährliche Krankheiten drohen könnten.
Können Herzpatienten wenigstens nach der Verpflanzung eines Schweineorgans neue Hoffnung schöpfen?
Insgesamt handelt es sich sicherlich um einen spektakulären medizinischen Erfolg. Die Wertigkeit für Patienten, die dringend auf ein Spenderorgan warten, ist aber limitiert, da viele Fragen offen sind.
Erfolgsaussichten?
Ich sehe die Erfolgsaussichten dieser Methode nicht so optimistisch, wie es vielleicht momentan von anderen Forschern getan wird. Dazu sind die Unterschiede zwischen diesen beiden Spezies doch zu groß.
Was kann schiefgehen?
Die entscheidende Barriere gegen eine erfolgreiche Transplantation liegt in der Tatsache, dass Menschen natürlich vorkommende Antikörper gegen Oberflächenmerkmale der Schweineherzen haben. Dadurch würde jedes nicht genetisch modifizierte Organ sofort innerhalb von Minuten abgestoßen werden. Das wurde jetzt durch Gen-Manipulation am Tier gelöst!
Ihre ethischen Bedenken?
Ich halte es für ethisch und moralisch sehr bedenklich, wenn der Mensch derart in die Schöpfung eingreift.
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