Erni Mangold, variantenreich in sieben Jahrzehnten Rollengestaltung, ist dank ihres schnoddrigen Mundwerks und ihrer resoluten Unverfrorenheit mittlerweile zu einem geliebten Faktotum in Funk, Fernsehen und Film geworden. Am 26. Jänner feiert die Niederösterreicherin, die selbst ihr Erinnerungsbuch einst „Lassen Sie mich in Ruhe“ nannte, nun ihren 95. Geburtstag.
Ihren Bühnenabschied hatte Mangold 2017 mit „Harold und Maude“ an den Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt verkündet - womit sich ein Kreis schloss, hatte die junge Schauspielerin doch just an jener Bühne 1946 auch ihr Debüt gefeiert. Insofern ist es nur folgerichtig, dass die Geburtstagsmatinee zum Halbrunden am 30. Jänner auch in der Josefstadt stattfindet, wo Sandra Cervik mit der Jubilarin über ihr Leben spricht.
Und das begann am 26. Jänner 1927 in Großweikersdorf in einer kunstliebenden Familie, war der Vater doch nebenberuflich als Maler tätig, die Mutter passionierte Pianistin. Nur folgerichtig, dass es auch die junge Ernestine in die Kultur zog. Nach der Ausbildung an der Wiener Schauspielschule Krauss spielte sie nach ihrem Debüt von 1946 schließlich bis 1956 an der Josefstadt.
Wie sie dabei einerseits als „Sexerl“ Karriere machte, andererseits ihre Abwehrtechniken bei den häufigen Zudringlichkeiten („Die Männer waren hinter mir her, dass es ein Graus war“) verfeinerte und sich dennoch an der Seite von Helmut Qualtinger oder Ernst Haas mit Verve ins Wiener Nachtleben stürzte, schildert sie in „Lassen Sie mich in Ruhe“ ausführlich.
Die Männer waren hinter mir her, dass es ein Graus war.
Erni Mangold
Neben ihrer Bühnenlaufbahn hat Mangold in weit über 100 Film- und Fernsehproduktionen mitgespielt, darunter Karl Hartls „Der Engel mit der Posaune“ (1948), O.W. Fischers „Hanussen“ (1955), Peter Patzaks „Kassbach“ (1979) oder Richard Linklaters „Before Sunrise“ (1995). Eine Institution wurde die Schauspielerin, die 20 Jahre mit ihrem Schauspielkollegen Heinz Reincke verheiratet war, auch als Lehrerin. Sie unterrichtete am Salzburger Mozarteum, der Wiener Schauspielschule Krauss und am Max Reinhardt Seminar, wo sie ab 1974 - zwischen 1983 und 1995 als ordentliche Hochschulprofessorin - den Nachwuchs heranzog.
Mein Gott, so wichtig ist das Theater auch nicht. (...) Und für alte Weiber gibt es sowieso keine Rollen mehr.
Erni Mangold
Sie selbst sagte dann aber eben 2017 der Bühne Adieu - in dem ihr eigenen Duktus: „Was mein Aufhören betrifft, habe ich jetzt wirklich die Nase voll.“ Schließlich koste die Einstudierung eines Werks immer auch viel Energie: „Mein Gott, so wichtig ist das Theater auch nicht. (...) Und für alte Weiber gibt es sowieso keine Rollen mehr.“
Mangold lebt seit vielen Jahren in ihrem Bauernhaus im Waldviertel, seit ihrem 80er an einer Adresse mit ihrem eigenen Namen. Die Gemeinde Sankt Leonhard am Hornerwald widmete ihr den „Prof. Erni Mangold-Weg“. Zu den Auszeichnungen, die gegen den eigenen Weg verblassen, gehört etwa der Große Schauspielpreis der Diagonale (2016), der Nestroy-Ring der Stadt Bad Ischl (2015) oder das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (2012).
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