Heuer wird der Tiergarten Schönbrunn 270 Jahre alt - er ist der älteste Zoo der Welt, der noch in Betrieb ist. War er zu Anfängen nur der kaiserlichen Familie zugänglich, wurde er im 18. Jahrhundert bereits für „anständig gekleidete Personen“ - zunächst nur sonntags - geöffnet. „Krone“-Redakteurin Miriam Krammer hat sich auf eine Zeitreise begeben und verglichen, was sich alles im Laufe der Jahrhunderte verändert hat - oder auch gleich geblieben ist.
Affenhaus
Zu Beginn waren in dem Gebäude Stelz- und Schwimmvögel untergebracht. Erst 1841 wurde es zum Affenhaus, das es noch heute ist. Ein paar Jahre später wurde ein achteckiger „Sprungturm“ dazugebaut, der einen Verbindungsgang zum Hauptgebäude hatte. In den 1920ern gab es als Folge des Ersten Weltkriegs ein paar Jahre keine Affen in Schönbrunn. Im Laufe der Jahrhunderte wurden zahlreiche Umbauten vorgenommen - auch am Sprungturm, wie man auf den Bildern gut erkennen kann. Nach seiner letzten Generalsanierung wurde das Affenhaus 2012 wiedereröffnet. Den Bewohnern steht nun eine echte Wellness-Oase mit Infrarotlampen und beheizten Liegeflächen zur Verfügung.
Hinweis: Sie können zwischen historischer und aktueller Ansicht wechseln, wenn Sie den Schieber in der Mitte betätigen.
Das historische Bild zeigt das Affenhaus im Jahr 1907.
Kaiserpavillon
Der Kaiserpavillon ist das historische Zentrum des Tiergartens Schönbrunn - ursprünglich war er als Frühstücksraum gedacht. Er diente schon als Papageienhaus und beherbergte eine Ausstellung über die eiszeitliche Tierwelt Österreichs. Seit 1949 ist dort ein Restaurant untergebracht. Das Deckenfresko im Inneren zeigt Szenen aus Ovids „Metamorphosen“, in denen es um die Mensch-Tier-Verwandlung geht. Um den Kaiserpavillion ranken sich auch viele Legenden: So soll es früher einen Verbindungsgang zum Schloss Schönbrunn gegeben haben.
Das historische Bild zeigt den Kaiserpavillon um 1910.
Verwaltungsgebäude
Das Verwaltungsgebäude ist eines der ältesten Bauwerke im Zoo. Es ist deutlich größer als die zwölf Tierhäuser des „Logenkreises“ rund um den Kaiserpavillon und wurde primär für Menschen errichtet. Im Laufe der Zeit waren dort auch Vögel, Affen und sogar der Zoodirektor untergebracht: Dieser erhielt dort Mitte des 19. Jahrhunderts eine Dienstwohnung. Im Bassin vor dem Haus lebten schon Mähnenrobben, Kriechtiere, Lurche und Seehunde: Letztere konnten die Besucher mit im Zoo gekauften Fischen Anfang der 1920er Jahre sogar füttern. Heute sind nur Büroräume in dem Gebäude zu finden.
Das historische Bild zeigt das Verwaltungsgebäude um 1910.
Vogelhaus/Ententeich
Auch das Vogelhaus ist so alt wie der Tiergarten selbst - es wurde 1752 errichtet. Um 1900 galt es als eines der bestgeführten Vogelhäuser seiner Zeit. Es wurde mehrmals umgebaut und gegen Ende des Zweiten Weltkrieges von Bomben schwer beschädigt. Seit 1998 hat es sein heutiges Aussehen. In zwei Freiflughallen können die Besucher die Tiere nun ungestört beobachten. Die offensichtlichste Änderung im Bild-Vergleich: Die Außenvolieren wurden vor zwei Jahrzehnten gegen ganzjährige Wintergärten ersetzt.
Das historische Bild zeigt das Vogelhaus ca. im Jahr 1910.
Aus Giraffenhaus wurde Giraffenpark
1828 kam die erste Giraffe nach Wien. Dafür wurde ein Tierhaus zur „Giraffenloge“ umgebaut - samt Warmluftheizung und Stall nebenan zur Versorgung des Jungtieres mit Milch. Drei Jahrzehnte später gelang dort die erste Giraffengeburt auf dem europäischen Festland. Nachdem die exotischen Paarhufer infolge von politischen Veränderungen und Kriegen im Sudan kaum noch zu bekommen waren, wurden in dem Gebäude Ende des 19. Jahrhunderts Kamele und Kängurus untergebracht. Seit 1901 wohnen wieder Giraffen in Schönbrunn. 2017 wurde aus der einstigen Loge ein ganzer Park samt hellem Wintergarten und einer Besuchergalerie, auf der man sich auf Augenhöhe mit den großen Tieren befindet. Die historische Substanz wurde erhalten, aber gleichzeitig eine artgerechte Haltung gewährleistet.
Das historische Bild zeigt die Giraffenloge (als Kamelloge) um 1910.
Die traurige Geschichte der ersten Wiener Giraffe
Die erste Giraffe in Wien löste einen regelrechten Hype aus: Kleider, Handschuhe, Schmuckstücke, Tabakbeutel - die Fellzeichnung des exotischen Tiers zierte viele Alltagsgegenstände. Ihr zu Ehren wurden Theater- und Musikstücke geschrieben. Auch der Besucheransturm im Zoo war durch die Giraffomanie natürlich enorm.
Das Tier lebte jedoch nicht lang. Nach einem Jahr in Wien starb das Männchen. Neben alten Verletzungen vom Transport wurden Oberschenkelhalsbrüche an beiden Hinterbeine festgestellt, deren Ursache nie geklärt werden konnte. Diese Verletzungen erklärten auch die eigenartige Stellung der Hinterbeine.
Bilder: Archiv Tiergarten Schönbrunn / Miriam Krammer
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