Die britische Queen Elizabeth II. hat ihrem wegen Missbrauchsvorwürfen in den USA verklagten Sohn Prinz Andrew am Donnerstag alle militärischen Dienstgrade und royalen Schirmherrschaften entzogen und er darf sich nicht mehr „Königlich Hoheit“ nennen. Prinz Charles und Prinz William sollen Berichten vom Freitag zufolge die treibenden Kräfte hinter der Quasi-Verbannung von Prinz Andrew sein. Die beiden Thronfolger seien höchst verärgert über Andrew und fürchten um die Monarchie.
Der britischen Zeitung „Daily Mail“ zufolge sei Prinz Andrew am Donnerstag zu einer Unterredung auf Schloss Windsor bestellt worden, wo die Queen ihm ihre Entscheidung mitgeteilt habe, ihm seine Titel wegzunehmen und als „Privatmann“ vor Gericht gehen zu müssen. Die Anrede „Seine Königliche Hoheit“ verliert er zwar nicht, darf diese in der Öffentlichkeit - zum Beispiel auch vor Gericht - nicht mehr verwenden.
„Es geht um das Überleben der Monarchie“
„Mit der Zustimmung und dem Einvernehmen der Queen wurden die militärischen Ränge und royalen Schirmherrschaften des Herzogs von York an die Queen zurückgegeben“, hieß es in einer Mitteilung.
Prinz Charles und Prinz William, die längst als Senior-Royals die engsten Berater der Königin sind, sollen maßgeblich an der Entscheidung beteiligt gewesen sein. „Es gibt jetzt um jeden Preis um das Überleben der Monarchie“, erklärte eine Quelle aus dem Palast. „Der Herzog von York (wie Prinz Andrews Titel lautet, Anm.) wird keine öffentlichen Verpflichtungen mehr wahrnehmen und sich in dem Prozess als privater Bürger verteidigen müssen.“
Anwalt durfte nicht mit
Dem Bericht zufolge wurde Prinz Andrew von seinem Anwalt Gary Bloxsome zu der Unterredung mit der Queen chauffiert. Doch als Beistand durfte er diesen dann nicht neben sich haben. Vor seiner Mutter und Königin musste Andrew, der immer als Lieblingssohn der Queen galt, sich selbst verteidigen. Bloxsome sei der Eintritt ins Schloss verwehrt worden und er habe im Auto warten müssen.
Es heißt, die Entscheidung habe der Queen „sehr weh getan“, sei aber nötig gewesen, um das Königshaus von jeglicher Verwicklung in den Missbrauchsfall von Prinz Andrew zu befreien und von den Vorwürfen gegen Andrew zu distanzieren.
Wie bei Prinz Harry und Herzogin Meghan, die 2020 das Königshaus verlassen haben, hätte die Queen erkannt, dass sie zum Wohle ihrer Herrschaft und der Königsfamilie nun schnell handeln müsse.
Andrew ist eine „dunkle Wolke“
„Sie liebt Andrew und das heißt nicht, dass er nicht weiter ihr Sohn ist“, so eine Quelle, „aber die Entscheidung musste getroffen werden, weil sie wie eine dunkle Wolke über allem hängt, wofür die Königsfamilie steht und natürlich auch über dem Platin-Thronjubiläum, das heuer begangen wird.“
Klägerin Virginia Giuffre wirft Andrew in einem Zivilverfahren in den USA vor, sie als Minderjährige mehrfach missbraucht zu haben. Sie gibt an, zuvor Opfer eines von dem US-Multimillionär Jeffrey Epstein und seiner Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell aufgebauten Missbrauchsrings geworden zu sein. Maxwell war erst vor Kurzem von einem Gericht in einem US-Strafverfahren in mehreren Punkten schuldig gesprochen worden und muss mit einer langen Haftstrafe rechnen. Epstein nahm sich 2019 in Untersuchungshaft das Leben. Andrew streitet alle Vorwürfe kategorisch ab.
Die Anwälte des 61 Jahre alten Prinzen hatten bis vor Kurzem gehofft, die Klage noch im Keim ersticken zu können. Doch deren Einwände lehnte der Richter des New Yorker Gerichts am Mittwoch ab. Sollte es nun nicht noch zu einer außergerichtlichen Einigung kommen, steht Andrew ein Prozess bevor.
Andrew soll nicht mehr „Herzog von York“ heißen
Mehr als 150 britische Militär-Veteranen hatten die Queen am Donnerstag in einem offenen Brief aufgefordert, Prinz Andrew von seinen Rollen im Militär zu entbinden, da er den mit den Dienstgraden verbundenen hohen Standards an ehrenhaftes Verhalten nicht gerecht geworden sei. „Wäre dies irgendein anderer ranghoher Militäroffizier, wäre es indiskutabel, dass er noch im Amt wäre“, hieß es in dem Schreiben.
Auch den Titel Duke of York, Herzog von York, solle er nicht mehr tragen. Ein hochrangiger Ratsvertreter der englischen Stadt York hat im Missbrauchsskandal um den britischen Prinzen Andrew gefordert, dieser solle auch seinen Titel als „Herzog von York“ verlieren. „Nachdem die Queen ihm seine militärischen Rollen und royalen Schirmherrschaften entzogen hat, sollte er nun auch auf seinen Titel als Herzog von York verzichten“, sagte der Liberaldemokrat Darryl Smalley aus dem City of York Council am Freitag.
York sei stolz auf seine besondere Verbindung zur Krone. Nun müssten alle Anschuldigungen, die gegen Andrew erhoben wurden, aufgearbeitet werden. „Unsere großartige Stadt hat Besseres verdient“, twitterte Smalley.
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