Mit dem neuen Jahr ist auch eine neue Variante des Coronavirus gekommen, die in Österreich inzwischen dominant ist: die berühmte Omikron-Variante. Sie ist ansteckender, aber milder - so zumindest der Tenor in der Berichterstattung. Ein großer Teil der „milderen“ Verläufe ist aber rein auf die inzwischen höheren Durchimpfungsraten zurückzuführen, wissen Virologinnen Dr. Monika Redlberger-Fritz und Dr. Judith Aberle von der Medizinischen Universität Wien. Das Ende der Pandemie nach Omikron einzuläuten, wäre voreilig, so die beiden Forscherinnen bei „Moment Mal“ im Gespräch mit Damita Pressl.
Die Omikron-Variante hat im Vergleich zu den vorherigen mehr als 60 neue Mutationen, also Veränderungen im genetischen Material. Mehr als die Hälfte davon befindet sich auf dem sogenannten „Spike-Protein“, jenem Teil der Virusoberfläche, über den das Virus an unsere Zellen andockt, und welchen auch unser Immunsystem als fremd erkennt. Durch diese Mutationen, erklärt Monika Redlberger-Fritz, kann Omikron besser in den Zellen des Nasen-Rachen-Raums aufgenommen werden - damit ist die Variante ansteckender. Antikörper, die durch eine Impfung oder eine Infektion entstanden sind, erkennen das mutierte Oberflächenprotein aber auch weniger gut: „Das Gewand des Virus hat sich verändert. Deswegen braucht man insgesamt höhere Antikörperspiegel, um weiter eine gute Abwehr zu haben.“
Nasenabstriche weniger zuverlässig
PCR-Tests erkennen das Virus zuverlässig: „Die untersuchten Bereiche liegen in hochkonservierten Regionen“, so Judith Aberle, also in Bereichen des Virus, die sich kaum verändert haben. Auch Antigentests erkennen das Virus im neuen Gewand. Problematisch ist nur die Probeabnahme durch die Nase: „Das Virus vermehrt sich zuerst stark im Rachen und erst etwas später in der Nasenschleimhaut.“ Im Nasensekret könne die Infektion daher erst später diagnostiziert werden, so Aberle.
Schneller mehr Ansteckungen
Weil das Virus sich schneller vermehrt, ist die Zeit zwischen der Ansteckung und den ersten Symptomen auch kürzer. „Die Inkubationszeit für Omikron beträgt drei Tage“, so Aberle. „Auch die Zeit, die es braucht, bis ich als Positiver jemanden anstecke, ist wesentlich kürzer - das sind nun rund zwei Tage. Das bedeutet, dass sich in der gleichen Zeit jetzt viel mehr Menschen anstecken.“ Ansteckend ist man ab der Infektion bis einige Tage nach Symptombeginn.
„Ein Hammer auf den Kopf, statt zwei“
Gemeinhin wird Omikron als „milder“ gehandelt, zu einem Großteil sind die milderen Verläufe aber der Impfung zu verdanken, die vor schweren Verläufen ausgezeichnet schützt. Denn Studien, die den Immunschutz herausrechnen, zeigen: Omikron verursacht nur etwa um ein Viertel weniger schwere Erkrankungen. „Es gibt einen klinischen Unterschied zwischen den Geimpften und den Nicht-Geimpften. Nicht-Geimpfte haben deutlich häufiger mit Sars-Cov-2-Symptomen zu kämpfen. Geimpfte haben häufig asymptomatische Verläufe, oder nur eine Erkältungssymptomatik“, sagt Redlberger-Fritz. „Für Ungeimpfte hingegen ist der Unterschied zwischen Delta und Omikron, dass es sich so anfühlt, als würde statt mit zwei Hämmern nur mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen.“ Allgemein seltener wurden mit Omikron die bisher häufigen Symptome des Geruchs- und Geschmacksverlustes.
„Mit Sicherheit nicht die letzte Variante“
Und was geschieht nach Omikron? Sind wir dann nach einer Durchseuchung alle immun und die Pandemie damit vorbei? „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir das noch nicht sagen“, so Aberle. „Auch in dieser Welle wird sich nur ein Teil infizieren. Die WHO geht von etwa der Hälfte der europäischen Bevölkerung bis März aus. Nur ein Teil der Bevölkerung wird eine spezifische Immunität gegen Omikron haben.“ Redlberger-Fritz fügt hinzu: „Omikron ist mit Sicherheit nicht die letzte Variante. Inwiefern es zu weiteren Wellen kommt, kann man jetzt noch nicht sagen. Aber das Virus wird im Menschen bleiben.“
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