Immer mehr Traditionsgasthäuser sperren zu. Jungwirt Lukas Gruber wollte im Schwarzen Adler im obersteirischen Kurort Aflenz mit „ehrlichem Handwerk“ dagegenhalten - jetzt hat er aber vom Corona-Chaos die Nase voll und wirft frustriert das Handtuch.
Das Gasthaus Schwarzer Adler in Aflenz ist eine Institution. Hinter den dicken Gemäuern des 300 Jahre alten Hauses verbirgt sich eine rustikal-gemütliche Gaststube, wie man sie heute nur mehr selten findet. Seit einigen Wochen bleibt die Küche aber kalt und der Stammtisch leer - Pächter Lukas Gruber hat nach knapp drei Jahren schweren Herzens das Handtuch geworfen und zugesperrt.
Es geht mir wirklich nicht ums Geld, aber es hat durch Corona keinen Spaß mehr gemacht. Die Geselligkeit ging verloren.
Jungwirt Lukas Gruber
Der Umsatz war nicht das Problem
Der 27-Jährige ist Wirt mit Leib und Seele - doch jetzt hat er die Nase voll: „Mit Corona hat es einfach keinen Spaß mehr gemacht“, so der St. Lorenzener. Der Umsatz sei nicht das Problem gewesen: „Es ist super gelaufen. Ich hatte eher zu viel Arbeit und zu wenig Personal.“
Aber das Maßnahmen-Hickhack für Gastro-Betriebe in der Corona-Pandemie hat die Motivation des Jungwirts gebrochen. Das Fass zum Überlaufen gebracht hat der Lockdown für Ungeimpfte: „Man muss zu Stammgästen und guten Freunden plötzlich sagen: Du darfst jetzt nicht mehr rein. Damit habe ich mir sehr schwer getan.“
Im Wirtshaus ist jeder gleich
Das Wirtshaus sei für ihn ein Ort, wo jeder gleich ist - egal ob Rechtsanwalt, Handwerker, Student oder Bauer. „Ich will nicht den Gasthaus-Sheriff spielen. Und dann auch noch die Leute um 22 Uhr heimschicken“, schüttelt Gruber den Kopf.
Es fehlt an Planungssicherheit
Außerdem störte den leidenschaftlichen Koch die ständige Unsicherheit: „Man kann nichts mehr planen. Martinigansln müsste ich relativ früh beim Bauern vorbestellen. Und dann kommt im Herbst vielleicht wieder ein Lockdown?“
„Wollte gegen das Wirtesterben arbeiten“
Dabei hat alles so gut angefangen: Nachdem Gruber schon einige Monate im Schwarzen Adler als Koch gearbeitet hatte, übernahm er das alteingesessene Gasthaus im Herzen der Marktgemeinde Aflenz im Februar 2019 - ein mutiger Schritt in die Selbstständigkeit für den damals 24-Jährigen.
Ich wollte gegen das Wirtesterben arbeiten und zeigen, dass ehrliches Handwerk noch was wert ist.
Lukas Gruber
Denn rosig waren die Zeiten für Dorfgasthäuser schon vor Corona nicht. „Ich wollte gegen das Wirtesterben arbeiten und zeigen, dass ehrliches Handwerk noch was wert ist“, erklärt der gelernte Koch. Sein Konzept war bodenständige Küche mit hochwertigen, regionalen Produkten. Besonderes Augenmerk legte Gruber auf Fisch - aus der eigenen Teichanlage.
Seine Vision ist voll aufgegangen: Nicht nur die Aflenzer gingen gerne zu ihrem Dorfwirt, das hervorragende Essen lockte auch Gäste aus dem Umland in den Ort.
Rückkehr als Wirt nicht ausgeschlossen
Wie in vielen steirischen Orten steht jetzt auch in Aflenz das Dorfgasthaus leer - wie es hier weitergeht, ist unklar. Lukas Gruber widmet sich nun erst einmal verstärkt seiner Fischzucht.
Eine Rückkehr in die Gastronomie schließt er aber nicht aus und hofft zugleich, dass sich die Branche wieder vermehrt auf alte Werte besinnt: „Es wäre ja schade, wenn wir in ein paar Jahren nur mehr aus dem Automaten essen und keiner mehr miteinander redet.“
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