Erschreckende Bilder

Umweltdrama: Die Lobau trocknet rapide aus

Wien
15.01.2022 16:00

Das hat Sprengkraft: Während Umweltschützer Baustellen in der Donaustadt besetzen, um die geplante Stadtstraße zu kippen, trocknet die Wiener Lobau völlig aus. Was ist mit dem Nationalpark los? Wir haben mit Experten gesprochen. 

Die aktuellen Bilder aus dem Nationalpark wirken verstörend: Die einst grüne Auenlandschaft erinnert an die Sahelzone in Afrika nach einer Dürreperiode. Eine mit Rissen durchzogene Erdwüste, so weit das Auge reicht, tote Fische in schlammigen Überresten versiegender Tümpel. Abgenagte Tierknochen auf Geröll und Stein, wo früher das Wasser meterhoch stand. Ein trauriger Anblick, der demütig macht.

Zerstörte Natur, weil der Mensch seine Gier nicht zügeln kann. Was passiert da? „Das Naturparadies verlandet vor unseren Augen. In den kommenden Wintermonaten wird das noch schlimmer. Wir befürchten die völlige Austrocknung“, schlägt der Umweltschützer Andreas Gold Alarm.

„Stadt Wien verordnete die Austrocknung“
Die sich abzeichnende Umweltkatastrophe hat laut Gold mehrere Gründe: „Die geringen Niederschläge und die seitens der Stadt Wien verordnete Austrocknung der unteren Lobau, da diese nicht mehr mit Frischwasser versorgt wird.“ Tatsächlich ist die Dotation seitens der Stadt mit 1. November eingestellt worden, indem die Versorgung aus der alten Donau de facto geschlossen wurde. Amtlicher Vorwand: Ungereinigtes Wasser aus dem Strom darf nicht dorthin gelangen, weil dort Trinkwasserbrunnen stünden, die im Notfall benötigt würden.

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„So ausgetrocknet war es noch nie. Hunderte Fische und Großmuscheln sind verendet.“

Naturfotografen Kurt Kracher und Norbert Sendor

Auch die Naturfotografen Kurt Kracher und Norbert Sendor, die seit Jahrzehnten in der Lobau unterwegs sind, bestätigen: „So ausgetrocknet war es noch nie. Der Hauptgewässerzug Schönauer Wasser, Schwadorfer Rinne und Kühwörther Wasser ist seit Herbst fast komplett trockengefallen. Hunderte Fische und Großmuscheln sind verendet.“ Zwar habe es winterliches Fischsterben immer gegeben, aber nur in den kleinen Seitenarmen. Kurz vor Jahreswechsel gab es einen Hoffnungsschimmer: Die Schneeschmelze sorgte für eine Hochwasserwelle, welche die Situation in der Unteren Lobau kurzfristig linderte. Auch diese ist aber mittlerweile komplett versiegt.

(Bild: SYSTEM CHANGE NOT CLIMATE CHANGE)

Baustellen-Besetzer gegen Wiener Stadtregierung
Der Bau der Stadtstraße könnte dem Nationalpark den Rest geben, befürchten die Baustellen-Besetzer in der Donaustadt. Sie haben 19.000 Unterschriften gesammelt und am Freitag im Rathaus abgeliefert. Die Aktivisten wollen streiken, bis das Projekt fällt. Die Stadtregierung hält an der Stadtstraße fest. Die 3,2 Kilometer lange Strecke (4 Spuren) soll die Seestadt an die Tangente anbinden und Ortskerne entlasten. Zudem sind Zehntausende neue Wohnungen geplant. Die künftigen Bewohner sollen zufahren können.

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