Nach dem schweren Zwischenfall Montagfrüh an der ungarischen Grenze zeigte sich Verteidigungsministerin Klaudia Tanner im „Krone“-Gespräch sichtlich betroffen: Ein Schlepper hatte wie berichtet nach seiner Anhaltung das Feuer auf vier Soldaten im Assistenzeinsatz eröffnet, die Ministerin ist „schockiert ob der Dimension, die die Schlepperkriminalität nun annimmt“.
Bei seiner Flucht direkt am Grenzübergang sei der Schlepper - es handelt sich um einen 26 Jahre alten Moldawier - zuerst in einen Acker gefahren und danach mit mehreren Migranten aus dem Fahrzeug gesprungen. Vier Soldaten hätten die Verfolgung aufgenommen, ein Berufs- und drei Milizsoldaten. „Bei der Anhaltung ist einer der Männer leicht am Knie verletzt worden, es wird gerade abgeklärt, wie schwer die Verletzung ist“, so Tanner zur „Krone“.
Durch die Schüsse selber wurde niemand verletzt, „wofür ich sehr dankbar bin. Außerdem danke ich den mehr als 1200 Soldaten, die auch heute wieder im sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz an den Grenzen stehen“, so die Ministerin.
Schütze auf der Flucht
Laut Polizei konnte der Schütze fliehen, nach ihm wird aktuell gefahndet. Ein zweiter mutmaßlicher Schlepper, ein 22-jähriger Moldawier, wurde festgenommen. Zwölf Flüchtlinge, allesamt Männer aus Afghanistan, die sich ebenfalls in dem Kastenwagen befunden haben, blieben ebenfalls unverletzt, die Menschen beantragten Asyl.
„Gut ausgerüstet“
„Wir nehmen den Vorfall natürlich zum Anlass, um zu evaluieren, ob unsere Soldaten für den Grenzeinsatz gut ausgerüstet sind“, so Tanner. Prinzipiell seien sie das aber - sie tragen im Einsatz schusshemmende Westen und sind bewaffnet.
Am morgigen Dienstag soll es zu einem ersten Treffen zwischen Innenminister Gerhard Karner und seinem ungarischen Amtskollegen Sandor Pinter kommen. Es ist Karners erster Auslandsbesuch. „Der dramatische Vorfall heute früh an der burgenländisch - ungarischen Grenze zeigt einmal mehr die Notwendigkeit des Außengrenzschutzes. Daher werde ich dieses Thema auch morgen mit meinem ungarischen Amtskollegen in Budapest forcieren“, so Gerhard Karner.
Auch Doskozil schockiert und betroffen
Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) zeigte sich in einem Statement schockiert und betroffen: „Dieser Angriff zeigt, wie menschenverachtend die internationale Schlepperkriminalität agiert und dass es dabei keine Tabus mehr gibt.“ Die Zuspitzung des internationalen Menschenschmuggels erfordere aber auch neue politische Lösungen: „Die Auslagerung von Asylverfahren in Verfahrenszentren außerhalb Europas würde dem ‘Geschäftsmodell‘ dieser hochlukrativen Kriminalität den Boden entziehen.“
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