„Wollen gehört werden“

Warnstreik: Schüler gingen auf die Straße

Österreich
18.01.2022 12:42

Unter #wirstreiken haben sich am Dienstag Schüler aus Schulen in ganz Österreich an Warnstreiks beteiligt und vor den Lehrgebäuden versammelt.

„Wir Schüler sind nicht länger bereit, die verantwortungslose Politik unserer Bundesregierung mitzutragen“, verkündete Schulsprecher Mati Randow am Montag. Nach bereits drei unbeantworteten Offenen Briefen und einer Petition mit mehr als 12.500 Unterschriften setzten Österreichs Schüler am Dienstag zu einem Warnstreik an.

„Haben große Hoffnungen“
AHS-Landesschulsprecherin Maria Marichici zeigte sich zuversichtlich, was den Erfolg der Aktion betrifft: „Wir wollen endlich gehört werden und die Erwachsenen zum Nachdenken ankurbeln, haben große Hoffnung, etwas erreichen zu können.“ Am Dienstag um 11.15 Uhr versammelten sich unzählige Protestierende österreichweit vor ihren Schulen oder wirkten online mit und forderten klare Maßnahmen.

Und die sehen so aus:

  • Eine Matura mit angepassten Anforderungen
  • Der klare Stopp der geplanten Durchseuchung an Schulen
  • Langfristige Corona-Sicherheitskonzepte
  • Psychologische Unterstützung
  • Aufstockung des schulpsychologischen Personals
  • Ehrlicher öffentlicher Diskurs über Maßnahmen für die psychische Gesundheit.

Vor allem aber erhoffte man sich eine Antwort von Bildungsminister Martin Polaschek. Sollte diese ausbleiben, wären die Schüler bereit, weitere Maßnahmen in Form von bundesweiten Streiks zu setzen, so Marichici.

Randow: 150 Schulen beteiligt
Aktionen habe es an rund 150 Schulen gegeben - zum Teil hätten sich Schülerinnen und Schüler in einer Stunde vor den Schulen versammelt, andere hätten ihren Sitzplatz mit dem Hashtag „#WirStreiken“ versehen, wiederum andere seien nach einigen Unterrichtsstunden nach Hause gegangen, so Randow am Dienstag.

„Randphänomen“
Nach einem Rundruf unter Kollegen hieß es seitens der Sprecherin der AHS-Direktoren Isabella Zins, dass es sich bei den Streiks um ein „Randphänomen“ gehandelt haben dürfte. An den meisten Schulen seien die Maturanten fast vollzählig anwesend gewesen. Es gebe aber einzelne Klassen, die sich in einer bestimmten Stunde getroffen und Briefe an die Bildungspolitik verfasst hätten.

Die Direktoren appellieren an die Maturanten, auf ihre eigene Leistungsfähigkeit und die pädagogische Erfahrung der Lehrkräfte zu vertrauen. Auch in Corona-Zeiten sei viel gelernt worden und die Matura-Regeln kämen den Schülern vielfach entgegen - etwa durch Einrechnung der Jahresnote, die Reduzierung des Stoffumfangs, die Verlängerung der Arbeitszeit und zusätzliche Förderstunden im Ergänzungsunterricht. „Sein Wissen in zwei bis drei Fächern unter Beweis zu stellen, die man selber nach den eigenen Stärken gewählt hat, ist nicht als Bestrafung zu sehen, sondern als krönender Abschluss der Schullaufbahn.“

Aus „momentaner Sicht“ seien die mündlichen Teile der Reifeprüfung gut machbar, weil es - bei bisher durchgehendem Präsenzunterricht - sowohl mehr Unterstützung als auch zahlreiche Erleichterungen gebe. Es würde auch niemand auf die Idee kommen, z.B. Medizinstudenten oder Mechaniker-Lehrlingen einen Teil des Stoffs zu erlassen oder Prüfungen nicht zu verlangen, so Zins.

Plakolm für Durchführung der mündlichen Matura
Ähnliches hatte zuvor bereits Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm im Rahmen erklärt: Sie stehe „voll und ganz hinter der Entscheidung und dem Plan von Bildungsminister Martin Polaschek“ und ebenso dahinter, „dass die mündliche Matura durchgeführt wird“. Es sei jungen Menschen zuzutrauen, sagte sie weiter und verwies auf Lehrlinge, die ebenso herausfordernde Zeiten gehabt hätten. Hier habe es auch keine Erleichterungen gegeben.

Bundesschulsprecherin Susanna Öllinger von der ÖVP-nahen Schülerunion bezeichnete die „Streiks“ als „falschen Ansatz“. Sie will weiter mit dem Bildungsministerium über eine freiwillige mündliche Matura verhandeln - dass das etwas bringe, hätten nicht zuletzt die schon erreichten Erleichterungen bei der Matura gezeigt.

Randow will dagegen weiter auf Proteste setzen. Die Aktionen heute seien nur die ersten gewesen. „Wenn sich nichts ändert, werden es nicht die letzten gewesen sein.“

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