Dramatische Verfolgungsjagd zwischen Ungarn und dem Burgenland: Nach dem Durchbruch einer Kontrolle eröffnete ein Schlepper das Feuer auf das heimische Bundesheer. Der burgenländische Militärkommandant Brigadier Gernot Gasser über die bangen Minuten an der Grenze.
Lebensgefährliche Szenen spielten sich Montagfrüh am kleinen, unscheinbaren Grenzübergang Bildein bei Eberau im südlichen Burgenland ab: Soldaten des österreichischen Bundesheeres versuchten im Zuge ihres Grenz-Assistenz-Einsatzes routinemäßig ein Fahrzeug mit ungarischen Kennzeichen anzuhalten. Doch der Lenker stieg aufs Gas und raste mit hoher Geschwindigkeit durch die Kontrolle. Es kam zur Verfolgungsjagd. Der Lenker des Schlepperfahrzeugs kam mit dem Wagen vom Feldweg ab und landete in einem Acker.
Schlepper schoss auf Verfolger
Während die insgesamt zwölf Migranten und der moldawische Beifahrer am bzw. im Unfallfahrzeug verharrten, hatte der mutmaßliche Schlepper nur eines im Sinn: auf schnellstem Weg zurück über die grüne Grenze nach Ungarn - koste es, was es wolle.
Was die vier Soldaten (ein Berufs- und drei Milizsoldaten) unbedingt verhindern wollten - und dafür sogar ihr Leben aufs Spiel setzten. Eines war den Heeresangehörigen allerdings nicht bewusst: Sie ahnten nicht, dass der Schlepper bewaffnet war - und auch keine Skrupel hatte, das Feuer auf seine Verfolger zu eröffnen. Mehrmals drückte er während der Flucht den Pistolenabzug und schoss auf die Soldaten. Zum Glück verfehlten die Kugeln aber ihr Ziel.
Brigadier im Interview
Der burgenländische Militärkommandant Brigadier Gernot Gasser über die bangen Minuten an der Grenze:
„Krone“: Herr Brigadier, wie geht es den Männern?
Gernot Gasser: Wir sind vor allem erleichtert. Die vier Soldaten sind großteils unverletzt geblieben, einer der Männer hat eine leichte Verletzung am Knie davongetragen, die gerade abgeklärt wird. Sie haben sich aber alle völlig richtig verhalten.
Bei dem aktuellen Vorfall haben Schlepper zum ersten Mal eine Schusswaffe abgefeuert. Eine Eskalation?
Absolut. Wir haben zwar in den letzten Monaten eine erhöhte Risikobereitschaft bei den Schleppern festgestellt, die häufiger versucht haben, mit dem Fahrzeug davonzurasen. Aber dass Schusswaffen zum Einsatz kommen, ist neu.
Was ändert sich dadurch für die Soldaten?
Wir haben zuletzt nach dem Attentat in Wien nachgeschärft, da wir damit rechnen mussten, dass sich Terroristen über die Grenze durchschlagen. Damals wurden mehr schusshemmende Westen ausgegeben - was sich bei dem Vorfall am Montag bezahlt gemacht hat. Jetzt analysieren wir intern, aber auch in Abstimmung mit der Polizei, wie wir die Männer und Frauen an der Grenze noch besser schützen können.
Was könnte das nach dem jüngsten Vorfall sein?
Eigenschutz hat bei uns Priorität, Gesundheit und körperliche Unversehrtheit stehen an erster Stelle. Wir evaluieren daher ständig, ob wir unsere Taktik, unsere Personalstärke an den Posten oder unsere Ausbildung an neue Gegebenheiten anpassen müssen.
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