Fahrer verurteilt

Prozess zeigt die miesen Tricks der Schlepper auf

Niederösterreich
19.01.2022 06:00

Sie sind gewaltbereit, wie Schüsse an der burgenländischen Grenze zeigen. Ein Mitglied einer moldawischen Schlepper-Organisation hatte auf Soldaten gefeuert. Kaum 24 Stunden später wurden in einem Prozess die miesen Tricks der Bande deutlich.

Angeklagt bei der Verhandlung vor Richter Manfred Hohenecker im niederösterreichischen Korneuburg war ein Pensionist (58) aus der Ukraine, der bei drei Fahrten für die Bande 36 Personen illegal nach Österreich gebracht hat. Jeweils zwölf Flüchtlinge waren im umgebauten Pkw versteckt. Und mussten unter unmenschlichen Umständen acht Stunden, teils kniend oder hockend, ausharren.

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Flüchtlinge berichten, dass sie stundenlang kniend oder hockend im Kofferraum transportiert wurden.

Richter Manfred Hohenecker

Aufgenommen wurden die Frauen und Männer an der ungarisch-serbischen Grenze, dann ging es mit Umweg über Tschechien nach Österreich. Früher reisten die Schlepper direkt über Nickelsdorf ein. Früher verwendeten sie auch große Lkw. Später kamen kleine Transporter zum Einsatz. Umgebaute Personenkraftwagen für Schlepperfahrten sind eher neu.

Dabei werden die hinteren Scheiben mit Vorhängen verdeckt und die Rückbank ausgebaut, um mehr Platz zu schaffen. Verwendet werden gefälschte tschechische oder französische Kennzeichen. Werden Mitglieder erwischt, stellen die Schlepper sofort ihre Methoden um, berichtet die Staatsanwältin.

„Willkommens-Videos“ als Beweis
Insgesamt sollen für die Organisation bis zu 60 Fahrer tätig sein. Sehr wahrscheinlich, dass die Gruppe Tausende Flüchtlinge ins Land gebracht hat. Wichtigster Beweis gegen den Angeklagten waren übrigens sogenannte Willkommens-Videos, die die Fahrer neuerdings per Handy als Beweis für die erfolgreiche Schlepperfahrt an ihre Chefs schicken müssen. Dabei muss jeder Flüchtling beim Verlassen des Fahrzeuges Namen und Adresse aufsagen. Lohn für den Fahrer: 100 Euro pro Flüchtling. Urteil: drei Jahre Haft.

Porträt von Peter Grotter
Peter Grotter
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