Zank um „Call of Duty“

Xbox kauft Activision: PlayStation-Fans entsetzt

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19.01.2022 15:01

Es ist die gewaltigste Übernahme der Gaming-Geschichte und der größte Zukauf des Softwareriesen: Microsoft übernimmt den Gaming-Konzern Activision-Blizzard mit so berühmten Aushängeschildern wie „Call of Duty“ oder „World of Warcraft“ und gliedert ihn in seine Xbox-Spielesparte ein. 69 Milliarden US-Dollar lässt der Windows-Konzern sich die Übernahme kosten - und bringt damit Erzrivale Sony in arge Bedrängnis. Gibt es bald kein „Call of Duty“ mehr für dessen PlayStation-Konsolen?

Derlei Befürchtungen posteten zahlreiche Videospieler nach Bekanntwerden des Deals, der alle vorherigen Übernahmen in der Gaming-Branche bei weitem in den Schatten stellt, auf Twitter und Reddit.

Ihre Sorgen sind nicht unbegründet: Schon nach der Übernahme des Spieleriesen Bethesda 2020 befürchteten PlayStation-Fans, Microsoft könnte Bethesda-Marken wie „Doom“, „Elder Scrolls“ oder „Fallout“ exklusiv für seine Xbox und den PC veröffentlichen. Nun haben „Call of Duty“-, „Overwatch“- oder „Destiny“-Fans ähnliche Sorgen.

„Starfield“ für PS5 wurde gestrichen
Und diese Befürchtungen haben sich zumindest teilweise bewahrheitet: Bereits für eine PlayStation-Veröffentlichung geplante Titel wie „Deathloop“ erschienen zwar für die Sony-Konsole. Bethesdas kommendes Sci-Fi-RPG „Starfield“ beispielsweise wird aber auf Wunsch Microsofts nicht für PlayStation-Konsolen erscheinen.

Das mit Spannung erwartete Bethesda-Sci-Fi-Rollenspiel "Starfield" wird exklusiv für Microsoft-Plattformen erscheinen, wurde im Juni zur Spielemesse E3 angekündigt. Viele Gamer befürchten, dass Activision-Marken wie "Call of Duty" nun ein ähnliches Schicksal blüht. (Bild: youtube.com/BethesdaSoftworksDE)
Das mit Spannung erwartete Bethesda-Sci-Fi-Rollenspiel "Starfield" wird exklusiv für Microsoft-Plattformen erscheinen, wurde im Juni zur Spielemesse E3 angekündigt. Viele Gamer befürchten, dass Activision-Marken wie "Call of Duty" nun ein ähnliches Schicksal blüht.

Bethesda-Manager Pete Hines entschuldigte sich, nachdem die Xbox-Exklusivität Mitte 2021 bestätigt wurde, bei den PlayStation-Fans für die Entscheidung der Konzernmutter. Er habe aber keinen Einfluss auf diese Entscheidung gehabt, zitierte ihn das Spielemagazin „GamePro“. Direkt nach der Bethesda-Übernahme hatte Microsoft die Bedenken noch zu zerstreuen versucht. An bestehenden Veröffentlichungsplänen werde nicht gerüttelt, bei künftigen Titeln werde man „von Fall zu Fall“ entscheiden, hieß es damals.

Zitat Icon

Ich sage zu Spielern, die Activision-Blizzard-Spiele auf Sonys Plattform spielen: Es ist nicht unsere Absicht, die Communitys von dieser Plattform wegzuziehen.

Xbox-Chef Phil Spencer

Und auch bei der Übernahme von Activision-Blizzard, die noch von den US-Wettbewerbshütern abgesegnet werden muss, beteuert Phil Spencer, Leiter der Xbox-Sparte bei Microsoft, gegenüber Bloomberg: „Ich sage zu Spielern, die Activision-Blizzard-Spiele auf Sonys Plattform spielen: Es ist nicht unsere Absicht, die Communitys von dieser Plattform wegzuziehen.“ Man werde „einige“ Activision-Blizzard-Spiele auch künftig auf der Sony-Konsole anbieten. Aber eben wohl nicht alle.

Windows-PCs Teil von Microsofts Strategie
PC-Spieler können der Übernahme gelassener entgegenblicken: Microsoft hatte bei ihnen zwar in den letzten Jahren mit dem Versuch, Spieler mit Exklusiv-Veröffentlichungen an den Windows Store zu binden, für Unmut gesorgt. Gleichzeitig sind Windows-PCs aber Teil der Gaming-Strategie des Softwareriesen und werden längst mit einst Xbox-Krachern aus der „Halo“-, „Forza“- oder „Gears of War“-Reihe versorgt. Am Microsoft-Fokus auf den PC dürfte sich nichts ändern.

Sony verlor 20 Milliarden Dollar Börsenwert
Für PlayStation-Spieler hingegen könnte der Mega-Deal sehr wohl gröbere Umwälzungen bedeuten. Trotz Microsofts Beteuerungen, die Community „nicht wegziehen“ zu wollen, verlor Sony am Tag der Bekanntgabe der Übernahme 20 Milliarden US-Dollar Börsenwert, die Aktie der Japaner stürzte um 13 Prozent ab - das größte Minus seit Oktober 2008.

Für Sonys PlayStation-Geschäft könnte die Activision-Blizzard-Übernahme durch Microsoft zum massiven Problem werden. Sony verlor nach der Bekanntgabe der Übernahme 20 Milliarden US-Dollar Börsenwert. (Bild: stock.adobe.com)
Für Sonys PlayStation-Geschäft könnte die Activision-Blizzard-Übernahme durch Microsoft zum massiven Problem werden. Sony verlor nach der Bekanntgabe der Übernahme 20 Milliarden US-Dollar Börsenwert.

Die Sorgen der Anleger sind real: Die PlayStation-Sparte ist für rund ein Drittel des gesamten Sony-Umsatzes verantwortlich und lebt derzeit vom Geschäft mit der Hardware, starken Exklusivspielen, aber eben auch Dritthersteller-Gassenhauern wie „Call of Duty“, das im Herbst traditionell die PlayStation-Verkaufscharts anführt. Verliert Sony zugkräftige Activision-Blizzard-Titel an Microsoft, hat die PlayStation ein Problem.

Gaming-Welt wartet auf Sonys Konter
PlayStation-Fans fragen sich nun, wie Sony auf Microsofts Einkaufstour reagieren wird - und wie die Japaner versuchen werden, Microsofts „Spiele-Netflix“ Xbox Game Pass zu kontern. Mit dem Kaufrausch der letzten Jahre hat Microsoft das Angebot immens gestärkt und kann PC- und Xbox-Spielern eine Vielzahl beliebter Spielemarken im 10-Euro-Monatsabo anbieten, während man gleichzeitig darüber entscheiden kann, welche davon für Konkurrenzplattformen erscheinen dürfen.

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