Polizeipräsident Gerhard Pürstl hat im Talk mit Katia Wagner eine vorläufige Bilanz zu den Demonstrationen gezogen. Wenn zu Beginn die Regeln „noch eingehalten“ wurden und Gesetzesübertretungen vor allem Masken- und Abstandsünder betrafen, seien die Demonstranten nun „gewaltbereiter“. Und: dass die Polizei mit Demonstranten sympathisieren würde, sei „Unfug“. Derartige Vorwürfe kämen aus dem „politisch anderen Lager“.
So seien laut Pürstl „Attacken auf Polizisten“ und das Durchbrechen von Polizeisperren eine neue Stufe der Eskalation auf den Demos gewesen. Wenngleich nicht alle Demonstranten zu derartigen Mitteln greifen würden, sei eine zunehmende Gewaltbereitschaft unter den Demo-Teilnehmern deutlich spürbar. Es sei schwer zu prognostizieren, welchen Effekt die bevorstehende Impfpflicht auf die Demos haben wird, so der Polizeipräsident.
Landespolizeipräsident Wien Gerhard Pürstl
(Bild: Gerhard Bartel)
Wolf: „Opferrolle soll gezielt Menschen anlocken“ Auch dass einige „Rechtsextreme und Rechtspopulisten“ versuchen würden, die angespannte Lage und die Sorgen der Menschen zu instrumentalisieren, sei „gefährlich“. Der Faktenchecker Andre Wolf („Mimikama“) warnt davor, dass diese „Anti-Haltung“ samt errichteter „Opferrolle“ und Vergleichen zu den Opfern des Holocaust gezielt Menschen anlocken soll. Ein Pauschalisieren wäre dennoch falsch: „Dort ist ein wirklich bunter Topf von verschiedenen Menschen“.
Autor, Faktenchecker „Mimikama.at“ Andre Wolf
(Bild: Gerhard Bartel)
Holocaust-Verharmlosung „zutiefst verabscheuungswürdig“ In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes Gerry Foitik. „Die Pandemie belastet alle, die Nerven liegen blank!“, so seine Bilanz. Rechtsextreme würden diese angespannte Situation ausnützen. In jedem Fall seien die Vergleiche von Impfpflicht-Gegnern mit Holocaust-Opfern aber „zutiefst verabscheuungswürdig“, so Foitik. Nicht nur das: „Das ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die jeden Tag Leben retten“, hält er fest.
„Nicht jeder ein Nazi, der Sorgen hat“ Der klinische Psychotherapeut Johannes Lanzinger führt diese Vergleiche auch auf eine Angst vor Überwachung zurück. Das sei allerdings eine ernstzunehmende Sorge und differenziert: „Man ist nicht gleich ein Nazi, wenn man solche Ängste hat“, so der Angst-Experte. Wichtig sei es, nach wie vor zuzuhören und ein Gesprächsklima zu finden. Denn solche Menschen seien anfällig für einfache Lösungen und Menschen, die einem aus falschen Motiven „die Hand reichen“ wollen.
Klinischer Psychologe, Angstexperte Johannes Lanzinger
(Bild: Gerhard Bartel)
Allzeit-Corona-Hoch: Besorgnis, aber keine Überraschung Für ein mulmiges Gefühl sorgte auch das Allzeit-Rekordhoch an Neuinfektionen. Gerry Foitik - der auch als Mitglied der GECKO die Bundesregierung berät - sei zwar „besorgt“, aber nicht überrascht, denn ein derartiges Ansteigen wurde vom Prognosekonsortium vorausgesehen. Es sei dennoch wichtig, „jede einzelne Infektion zu vermeiden“.
Impfpflicht: Kernaufgaben der Polizei nicht vernachlässigen! In Hinblick auf die baldigen Polizeikontrollen zum Thema Impfpflicht müsse auch trotz der Kritik der roten und blauen Personalvertreter der Polizei laut Gerhard Pürstl erst einmal das endgültige Gesetz kommen - auch, wenn Kontrollen zu gesundheitsrelevanten Themen eigentlich „artfremd“ seien, ist es die „Pflicht der Polizei“, diese zu kontrollieren, wenn es der Gesetzgeber vorsieht. Wichtig sei, dass die „Kernaufgaben“ der Polizei durch die Zusatzarbeit nicht vernachlässigt werden, so der Polizeipräsident.
Moderatorin Katia Wagner
(Bild: Gerhard Bartel)
Den Talk mit Katia Wagner sehen Sie jeden Mittwoch um 20:15 auf krone.tv. Schalten Sie ein und diskutieren Sie mit!
Katia Wagner diskutiert in der gleichnamigen Sendung jeden Mittwoch mit Gästen aus Politik und Society gesellschaftspolitische Themen, die Österreich bewegen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.