Tirolerin erzählt

Impf-Appell wegen tragischer Familiengeschichte

Tirol
20.01.2022 12:00

Impfen - ja oder nein? Für Gerti Haas aus dem Tiroler Unterland keine Frage. Sie weiß um den Schrecken fehlender Heilmittel. Ihr Cousin erkrankte einst an Kinderlähmung. Eine tragische Familiengeschichte, die Haas prägte.

Gerti Haas aus Aurach bei Kitzbühel hat der „Tiroler Krone“ einen langen Brief geschrieben. Sie habe ihre Geschichte viele Jahre mit sich herumgetragen. Jetzt wolle sie endlich loslassen, abschließen, schreibt die Unterländerin – Jahrgang 1947 – mit sorgsamer Handschrift.

Zitat Icon

Hias war 17 und hatte gerade eine Maurerlehre begonnen, als ihn dauernde Kopfschmerzen plagten. Es war Kinderlähmung.

Gerti Haas

Cousin Hias plagten plötzlich dauernde Kopfschmerzen
Gerti Haas hatte als Kind einen Seelenverwandten, wie sie es nennt. Es war ihr Cousin Hias. Ihr bester Freund, Spielkamerad, Gesprächspartner. Die beiden wuchsen in den 1950er-Jahren gemeinsam auf. Doch dann schlug das Schicksal grausam zu. „Hias war 17 und hatte gerade eine Maurerlehre begonnen, als ihn dauernde Kopfschmerzen plagten“, erinnert sich die heute 74-Jährige.

Im Spital wurde „Verdacht auf Hirnhautentzündung“ diagnostiziert. Es kam noch schlimmer. „Es war Kinderlähmung“, hat Haas den Schock bei der niederschmetternden Nachricht noch genau in Erinnerung. Heute können sich junge Menschen den Schrecken dieser Diagnose kaum vorstellen. Wie der Name sagt, führt die Erkrankung bei schweren Verläufen zu Lähmungen. Sie gilt in unseren Breiten dank der in den 1950er-Jahren entwickelten Impfstoffe als ausgerottet.

Zitat Icon

Ich war jeden Tag im Krankenhaus, hab in der Kinderabteilung den kleinen Patienten vorgelesen, hab mit ihnen gelitten und versucht, sie abzulenken.

Gerti Haas

Jugendlicher konnte sich nicht mehr bewegen, nicht mehr atmen
Für Hias kam der Impfstoff zu spät. Ihn hatte es voll erwischt. Er konnte sich nicht mehr bewegen, nicht mehr atmen. Er musste in die Eiserne Lunge (Bild). Sie war einst das erste klinische Gerät, das eine maschinelle Beatmung eines Menschen ermöglichte. „Ich war jeden Tag im Krankenhaus, hab in der Kinderabteilung den kleinen Patienten vorgelesen, hab mit ihnen gelitten und versucht, sie abzulenken“, schildert Haas.

Ihr Cousin kämpfte, lernte wieder atmen, blieb aber gelähmt. Aufgegeben habe er nie, schreibt seine beste Freundin. 12 Jahre lebte Hias mit großen Einschränkungen. Mit nur 29 Jahren starb er an den Folgen der Krankheit. Haas: „Wegen dieser Geschichte habe ich mich immer impfen lassen. Jeder muss selbst entscheiden. Aber ich bin dafür.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt