Am vergangenen Wochenende in Wengen war Vincent Kriechmayr nicht nur wegen seines Sieges in der zweiten Abfahrt das große Thema. Dass er trotz fehlenden Trainings an den Start gehen durfte ärgerte besonders die Schweizer. Nun hat sich das ÖSV-Ass vor den Rennen in Kitzbühel über die Vorwürfe der Eidgenossen geäußert. Manche Sager „finde ich schon sehr heftig“, so Kriechmayr.
Der im Raum stehende und von vielen Schweizern geteilte Vorwurf lautet, dass die FIS die bisher gängige Auslegung ihres Reglements mit Füßen getreten habe, damit Kriechmayr in Wengen starten kann. Dabei gibt es zwei Aspekte: zum einen die Wettkampfregel, wonach die Teilnahme an zumindest einem Training verpflichtend ist. Kriechmayr verpasste beide Trainingsfahrten, durfte sich aber am Freitag aus dem Starthaus wuchten und sofort abschwingen.
Zweitens gibt es das Covid-Regulativ der FIS. Laut Swiss-Ski muss ein positiv getesteter Athlet länger in Quarantäne bleiben als Kriechmayrs fünf Tage. Das wurde dadurch ausgehebelt, dass Kriechmayrs positiver Test nie bei dem Weltverband aufschlug - er damit offiziell nicht positiv war. Die FIS habe hier „komplett versagt“, schimpfte der Schweizer Alpin-Direktor Walter Reusser. „Wenn man alles biegt, damit es für gewisse Personen passt, ist das einfach nicht in Ordnung.“ Verbandschef Urs Lehmann ortete „eine der größten Sauereien, die jemals im Skirennsport passiert sind“.
Gegenüber dem Schweizer „Blick“ verteidigte sich Kriechmayr nun und sprach über die Pfiffe und Buhrufe aus dem Publikum nach seinem Sieg am Samstag: „Das hat mich natürlich gewurmt. Schließlich habe ja nicht ich entschieden, dass ich fahren darf. Der Verband hat die Anfrage gestellt, die Jury hat Erlaubnis erteilt. Jeder andere Rennfahrer wäre danach in meiner Situation auch an den Start gegangen.“
Dass der Schweizer Verbandschef Lehmann von „einer der größten Sauereien“ sprach, „finde ich schon sehr heftig, wenn ich in Betracht ziehe, welch schlimme Sicherheitslücken es in der Ski-Historie gegeben hat“. Kriechmayr dazu: „2001 ist Silvano Beltrametti in Val d‘Isere auf dem Sprung zu einer absoluten Mega-Karriere mit einer Querschnittlähmung im Rollstuhl gelandet, weil ihn das Fangnetz nicht vor dem Aufschlag im Wald abhalten konnte. Zwanzig Jahre später landet die Nicole Schmidhofer in Val d’Isere wieder im Wald. Das ist für mich eine echte Sauerei. Deshalb ärgert es mich, dass mangelnde Sicherheit die geringere Sauerei sein soll, als meine Starterlaubnis am Lauberhorn.“
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