320 Jobs weg

Austria Tabak stoppt letzte Produktion

Österreich
05.05.2011 13:20
Die Austria Tabak schließt die letzte Zigarettenproduktion in Österreich. Die 240 Mitarbeiter in Hainburg in Niederösterreich sowie 80 Mitarbeiter in der Zentrale in Wien, die die Produktion unterstützt haben, verlieren ihren Job, sagte Unternehmenssprecher Walter Sattlberger am Donnerstag. Prominente Austro-Marken wie Memphis, Meine Sorte oder Smart, die in Hainburg produziert wurden, werden künftig in einem anderen Land hergestellt. Über einen Sozialplan werde gerade verhandelt, hieß es vom in japanischem Besitz stehenden Konzern.

"Nach einer sorgfältigen Prüfung der Entwicklung der EU-Märkte beabsichtigt das Unternehmen, die Fabrik Hainburg zu schließen und die Produktion zu verlagern. Als Konsequenz daraus wurde auch eine Bewertung der zukünftigen Anforderungen an den Wiener Standort gemacht. Dabei wurde in Betracht gezogen, dass es im Falle einer Schließung der Fabrik keinerlei funktionaler Unterstützung mehr dafür bedarf", so die offizielle Stellungnahme der Austria Tabak.

Die Gewerkschaft sieht in den Schließungsplänen "den Abschluss eines traurigen Kapitels einer verantwortungslosen Privatisierungspolitik", hieß es am Donnerstag.

Ex-Monopolunternehmen 2001 verkauft
Das Unternehmen ist schon seit längerem nicht mehr in staatlicher Hand. Eine erste Teilprivatisierung des 1784 gegründeten ehemaligen Monopolunternehmens erfolgte 1987 über die Börse. 2001 wurde die Austrai Tabak dann unter dem damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser in der schwarz-blauen Regierung an die britische Gallaher Group verkauft, die 2007 von Japan Tabacco übernommen und in die Tochter Japan Tobacco International (JTI) integriert wurde.

Laut Sattlberger bleibe JTI mit rund 500 Arbeitsplätzen in Österreich aktiv. Davon sind rund 250 beim Großhandelsunternehmen Tobaccoland, an die 50 bei der Forschungseinrichtung Ökolab und 200 für JTI zur Bearbeitung des heimischen Marktes aktiv. 

Austria Tabak 2010 von Philip Morris überholt
Die Austria Tabak hatte zuletzt kontinuierlich an Marktanteilen verloren, ehemalige Zugpferde wie die Marken Memphis oder Meine Sorte mussten ordentlich Federn lassen. 2010 hat der US-Tabakkonzern Philip Morris (Marlboro, etc.) den ehemaligen Monopolisten endgültig vom Thron gestoßen: Während Philip Morris in Österreich auf einen Marktanteil von 35,5 Prozent kam, musste sich Austria Tabak mit 34,5 Prozent geschlagen geben.

2007 wurden im Werk in Hainburg noch 15 bis 20 Milliarden Stück Zigaretten produziert, 2010 waren es nur noch 10 Milliarden Stück. Die Zahl der Raucher sei zurückgegangen, der Schmuggel, die Produktionskosten und Lohnnebenkosten seien gleichzeitig gestiegen, so Sattlberger. Die ehemaligen Produktionsstätten der Austria Tabak in Schwaz, Fürstenfeld und Linz sind längst geschlossen, schon damals gingen Hunderte Arbeitsplätze verloren.

Vor gut zehn Jahren war etwa jede Dritte gerauchte Zigarette in Österreich eine der Sorte Memphis. 2010 kam die Austria Tabak mit Memphis nur noch auf einen Anteil von 14,2 Prozent. Auch Meine Sorte verlor kräftig und hielt zuletzt bei einem Anteil von 3,3 Prozent. JTI setzt auf globale Marken wie Camel, Winston oder Benson & Hedges und pusht diese stark, sehr zulasten der alten österreichischen Marken Memphis und Meine Sorte. In der Fabrik in Hainburg wurden etwa 40 Prozent der Produktion für den österreichischen Markt hergestellt, der Rest für andere europäische Länder. Auch internationale Marken wurden dort hergestellt.

SPÖ-Kritik an "schwarz-blauer Ausverkaufspolitik"
In einer ersten Reaktion auf das nunmehrige Ende der Austria-Tabak-Produktion sprach SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer am Donnerstag von einer "Folge der verantwortungslosen Privatisierungs-Ideologie der Schüssel-Grasser-Zeit". Laut Krainer "zahlen Österreichs Arbeitnehmer und die Steuerzahler heute noch die Zeche für die schwarz-blaue Ausverkaufspolitik, die sich bei Austria Tabak besonders krass auswirkte".

Krainer erinnerte daran, dass der Verkauf eines florierenden Unternehmens wie der Austria Tabak ohne Not erfolgt und von Beginn an volkswirtschaftlich fahrlässig gewesen sei. Dem Staat entgingen dadurch Millionen an Steuereinnahmen und Dividenden. Gleichzeitig seien ab 2005 Produktionsstätten in Schwaz, Fürstenfeld und später Linz geschlossen worden, wodurch schon damals Hunderte Arbeitsplätze verloren gingen. Nun seien weitere 320 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betroffen - "und das, obwohl der Eigentümer Japan Tobacco International in den letzten Jahren regelmäßig Rekordgewinne schrieb".

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