Frequenz entscheidend

5G am Flughafen: In den USA heikel, bei uns nicht

Web
20.01.2022 10:23

Mehrere Fluggesellschaften haben in den Vereinigten Staaten wegen Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Inbetriebnahme zusätzlicher Funkfrequenzen bei 5G-Mobilfunkmasten in der Nähe von Flughäfen Flüge verlegt oder gestrichen. Die Mobilfunkanbieter AT&T und Verizon verschoben deshalb erneut die Einschaltung der Technik in der Nähe wichtiger Flughäfen. Aber was hat es mit dem Streit zwischen Airlines und Mobilfunkern auf sich? Und warum ist das in Österreich kein Thema?

Die US-Luftfahrtbehörde FAA warnt im Zusammenhang mit den neuen 5G-Frequenzen vor potenziellen Beeinträchtigungen der Höhenmessung bei einigen Flugzeugen wie dem weit verbreiteten Modell Boeing 777.

Zum Hintergrund des Streits:

Warum sind die neuen 5G-Frequenzen ein Problem?
In den USA wurden Anfang 2021 5G-Bandbreiten im mittleren Frequenzbereich von 3,7 bis 3,98 Gigahertz (GHz), dem so genannten C-Band, für rund 80 Milliarden Dollar an Mobilfunkunternehmen versteigert. Die FAA warnte, dass die neue 5G-Technologie Instrumente wie Höhenmesser, die angeben, wie weit ein Flugzeug über dem Boden fliegt, stören könnte. Denn diese funkt im Frequenzbereich zwischen 4,2 und 4,4 GHz. Aus Sicht der Behörde liegen die Bereiche zu nah beieinander.

United-Airlines-Chef Scott Kirby betonte bereits im Dezember, dass die 5G-Richtlinien der FAA die Verwendung von Funkhöhenmessern an etwa 40 der größten US-Flughäfen verbieten würden. Bis zu vier Prozent der täglichen Flüge könnten Airlines zufolge gestört werden. Bei schlechtem Wetter, einer dichten Wolkendecke oder sogar starkem Smog könne dies zu einem Blindflug führen.

Wie kann das Problem behoben werden?
Fürs Erste haben AT&T und Verizon zugestimmt, bestimmte 5G-Funkmasten in der Nähe wichtiger Flughäfen nicht in Betrieb zu nehmen. Längerfristig müsste die FAA Sichtanflüge an Flughäfen mit 5G-Funkmasten erlauben. Dazu müssten Höhenmesser in der Nähe von 5G-Basisstationen zertifiziert werden.

Welchen Unterschied macht die Frequenz?
Je höher die Frequenz im Spektrum liegt, desto schneller ist der Service. Um das Beste aus 5G zu machen, streben die Betreiber möglichst hohe Frequenzen an. Teile des C-Band-Spektrums wurden bisher für Satellitenradio verwendet. Der Übergang zu 5G ermöglicht viel mehr Datenverkehr.

Auf welcher Frequenz ein 5G-Sender funkt, ist entscheidend für die erzielbaren Datenraten. (Bild: stock.adobe.com)
Auf welcher Frequenz ein 5G-Sender funkt, ist entscheidend für die erzielbaren Datenraten.

Was sagen die Mobilfunker dazu?
Laut Verizon und AT&T wurde 5G schon in 40 Ländern eingeführt - ohne Einfluss auf den Flugverkehr. Sie sind bereit, ähnlich wie in Frankreich, für sechs Monate Pufferzonen um 50 US-Flughäfen einzurichten, um das Risiko von Störungen des Flugverkehrs zu verringern.

Warum ist das in Europa kein Problem?
In der Europäischen Union herrschen bereits seit 2019 Standards für 5G-Frequenzbereiche zwischen 3,4 und 3,8 GHz, einem niedrigeren Bereich als in den USA. Die Bandbreite wird in vielen der 27 Mitgliedstaaten bisher problemlos verwendet. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA), die für 31 Staaten zuständig ist, erklärte im Dezember, das Problem betreffe nur den amerikanischen Luftraum: „Zum jetzigen Zeitpunkt wurde in Europa kein Risiko einer unsicheren Interferenz festgestellt“.

Am Flughafen Wien ist 5G seit drei Jahren verfügbar, hier stellen die genutzten Frequenzen kein Problem dar. (Bild: APA/Helmut Fohringer)
Am Flughafen Wien ist 5G seit drei Jahren verfügbar, hier stellen die genutzten Frequenzen kein Problem dar.

In Frankreich zum Beispiel werden Frequenzen zwischen 3,6 bis 3,8 GHz genutzt mit einer geringeren Leistung als es in den USA vorgesehen ist. Auch in Südkorea wurden keine Probleme durch Mobilfunkmasten in der Nähe von Flughäfen mit einer 5G-Bandbreite zwischen 3,42 und 3,7 GHz festgestellt. Am Flughafen Wien ist 5G auf den Frequenzen zwischen 3,4 und 3,8 GHz seit etwa drei Jahren in Betrieb.

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