In reichen Ländern ist die Verschwendung von Lebensmitteln ein verstärktes Problem: Industriestaaten weisen durchschnittlich einen höheren Pro-Kopf-Fußabdruck bei Abfällen auf. Jährlich werden weltweit etwa 1,3 Milliarden Tonnen Nahrung weggeworfen oder gehen entlang der Wertschöpfungskette verloren - auch in Österreich! Ein Greenpeace zugespieltes Video aus einer heimischen Müllverbrennungsanlage zeigt den alltäglichen Wahnsinn unseres Lebensmittelsystems schonungslos auf.
Österreich liegt mit enormen Mengen an Lebensmittelverschwendung deutlich über dem Durchschnitt in der EU. In der Alpenrepublik beläuft sich die Summe der vermeidbaren Lebensmittelabfälle auf etwa eine Million Tonnen pro Jahr. Das entspricht einer Mülltonne (fast 35 Kilogramm) jede Sekunde.
Lebensmittelverschwendung heizt die Klimakrise an, schadet der Biodiversität und Umwelt und bindet wertvolle Fläche. Abgesehen davon, dass ein Viertel von den rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmitteln, die jährlich entsorgt werden - also ein Drittel der Gesamtproduktion - den globalen Hunger stillen könnte.
Video zeigt haarsträubende Bilder
Dass Lebensmittelverschwendung auch in Österreich gang und gäbe ist, zeigt ein Video auf, das der Umweltschutzorganisation Greenpeace (siehe oben) zugespielt wurde. Auf den Bildern zu sehen: Unfassbare Mengen an abgelaufenen bzw. entsorgten Lebensmitteln. Ungeöffnete Lebensmittel warten dort verpackt und unverkauft auf ihr Ende im Schlot einer Verbrennungsanlage.
In welchen Bereichen fallen die meisten Lebensmittelabfälle an?
In der Landwirtschaft (167.000 Tonnen pro Jahr) sind Gründe für den Anfall vermeidbarer Lebensmittelabfälle unter anderem Verluste bei der Ernte und den Verarbeitungsschäden, mangelnde Lagerfähigkeit oder die Nichterfüllen der Vorgaben der Lebensmittelindustrie (Qualität, Form, Farbe, Größe etc.).
In der Produktion, also bei der industriellen Verarbeitung von tierischen und pflanzlichen Rohmaterials zu Veredelungszwecken, fallen jährlich 121.800 Tonnen vermeidbarer Lebensmittelabfall an. Zu den Ursachen gehören etwa technische Störungen im Betrieb, falsches Gewicht der Produkte, Fehletikettierungen, Beschädigungen oder Verderb der Ware sowie Sortimentswechsel, Verpackungsneugestaltung und Saisonwarenproduktion. Mit 35.000 Tonnen machen Brot und Gebäck, welche im Handel nicht verkauft wurden und zur Vernichtung retourniert werden, etwa ein Viertel dieser Lebensmittelverluste aus in der Produktion aus.
Im Handel fallen 89.500 Tonnen vermeidbare Lebensmittel pro Jahr an, von denen etwa 12.000 Tonnen an soziale Einrichtungen weitergegeben werden. Lebensmittelabfälle im Handel gelten als äußerst vermeidbar, da sie großteils konsumfertig sind. Als Ursachen gelten der Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD), Saisonartikel (beispielsweise Weihnachtskekse), Sortimentswechsel, beschädigte Lebensmittel und auch die angestrebte permanente Verfügbarkeit, Vielfalt, Convenience und Makellosigkeit.
In der Außer-Haus-Verpflegung, wie beispielsweise in Gastronomie, Großküchen und Beherbergungen, fallen jährlich 175.000 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle an. Ursachen in diesem Bereich sind Tellerreste durch zu große Portionen, nicht ausgegebene Speisen und Buffet- oder Getränkereste.
In privaten Haushalten fallen jährlich 521.000 Tonnen vermeidbare Lebensmittel an. Das entspricht etwa der Hälfte der gesamten vermeidbaren Lebensmittelabfälle in Österreich. Ursachen hierfür sind unter anderem ungeprüftes Wegwerfen wegen abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum, falsche Planung oder Lagerung, zu große Einkaufsmengen oder ungeplantes Auswärtsessen.
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