„Doppelschlag“ möglich

Neue Subvariante von Omikron breitet sich aus

Wissenschaft
21.01.2022 10:24

Der Omikron-Untertyp „BA.2“ breitet sich in Norwegen, Schweden und Großbritannien zügig aus. In Dänemark hat sie der bisherigen Omikron-Variante BA.1 schon den Rang als dominante Form abgelaufen. Auch in Österreich wurde BA.2 durch Analysen von Proben aus Kläranlagen bereits nachgewiesen. Durch die beiden Varianten könne die Omikron-Welle zu einer Art „Doppelschlag“ werden, erklärt der Genetiker Ulrich Elling. Die Wandelbarkeit des Erregers zeige, dass nur eine breite Immunantwort der Ausweg aus der Pandemie ist.

In Dänemark steigen die Infektionen durch den neuen Omikron-Untertyp an, während die Fälle mit BA.1 bereits zurückgehen. Ein ähnlicher Trend deute sich in England an, so der am Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften tätige Elling gegenüber der APA. Er geht davon aus, dass BA.2 innerhalb der Omikron-Variante die Führung übernehmen wird. Wer allerdings die erste Variante abbekommen hat, werde sich eher nicht mit dem neuen Untertyp infizieren, schätzt der Forscher.

Subtyp könnte Immunschutz noch leichter umgehen
Das Spike-Protein der beiden Omikron-Typen unterscheidet sich deutlich - konkret in 18 Mutationen. Zum Vergleich: Die Delta-Variante hat im Spike-Protein insgesamt nur acht Mutationen gegenüber dem ursprünglichen Virus. Denkbar sei, dass BA.2 einem aufgebauten Immunschutz noch besser entkommen kann. Das könne bedeuten, dass Menschen, deren Immunität eine Infektion mit BA.1 noch abwehren konnte, vielleicht vor einer BA.2-Infektion weniger gefeit sind. Das sei plausibel, da BA.2 in dem Teil des Spike-Proteins, mit dem der Erreger an den Zellen andockt und auf den viele Antikörper abzielen - relativ viele Mutationen aufweist, so Elling.

Der neue Omikron-Untertyp wurde in Österreich in Abwasserproben nachgewiesen. (Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)
Der neue Omikron-Untertyp wurde in Österreich in Abwasserproben nachgewiesen.

BA.2 könnte noch infektiöser sein und sich schneller ausbreiten: Denn der Typ weist ganz neue, aber insgesamt weniger Mutationen in den drei Spitzen des Spike-Proteins auf. Diese Strukturen sind für das Verschmelzen von Virus und menschlicher Zelle verantwortlich. Der bisher in Österreich dominante Omikron-Typ hatte dagegen viele Veränderungen, die einen Nachteil bei der Vermehrung darstellen könnten. BA.2 hat nun damit womöglich weniger zu kämpfen. Hier dürfte auch der Schlüssel dafür liegen, dass sich die bisherige BA.1-Variante von Omikron schwerer beim tieferen Vordringen in die Lunge tut und dass die Verläufe milder sind.

Milde Verläufe erwartet
Das hat aber auch einen anderen Grund: Grundsätzlich sind durch Impfung oder durchgemachte Erkrankung schon sehr viele Menschen zumindest vor schweren Verläufen mit allen Corona-Varianten inklusive Omikron geschützt. Ellling: „Omikron verläuft im Schnitt milder, weil es großteils geschützte Personen infiziert.“ Das werde voraussichtlich bei BA.2 nicht viel anders sein, erwartet der Wissenschaftler.

Wohin die Entwicklung des Coronavirus insgesamt geht, sei „noch unvorhersehbar“. Die jeweils neuen Varianten kamen immer wieder aus anderen Richtungen. Damit SARS-CoV-2 letztlich endemisch - also zu einem saisonal wiederkehrenden Erreger, der aber keine große Epidemie verursacht - wird, braucht es vor allem ein Immunsystem, dessen T-Zellen den Erreger in möglichst verschiedenen Erscheinungsformen erkennen. Die T-Zellen sind eine Gruppe der weißen Blutkörperchen, deren Aufgabe es ist, neue Bedrohungen zu erkennen und die erworbene Immunantwort voranzutreiben. Sie können flexibler auf ein Virus reagieren als die in der Regel spezifischer ausgelegten Antikörper.

„Wissen nicht, welche Varianten noch kommen“
Noch könne man auch für Menschen mit einer durchgemachten Omikron-Infektion die Pandemie nicht für beendet erklären, so Elling: „Wir wissen einfach noch nicht, welche Varianten noch kommen werden.“ Mit jeder Konfrontation durch Impfung oder Infektion baut das Immunsystem aber eine breitere Antwort auf und die Wahrscheinlichkeit für immer mildere Verläufe steigt. Daher hofft der Genetiker auf komplexe Impfstoffe, die ähnlich wie bei Influenza-Vakzinen viele Spielarten des Virus beinhalten.

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