Seit zwei Jahren breitet sich das Coronavirus auf der ganzen Welt aus - besonders die Mutationen stellen Virologen und Ärzte dabei vor eine große Herausforderung. Die aktuell grassierende Omikron-Variante ist nicht nur resistenter gegen Schutzimpfungen betrifft, auch bereits aufwendig entwickelte Medikamente versagen bei dieser Mutation. Einige neue Präparate machen nun Hoffnung.
Nach einer im Fachmagazin „Cell“ veröffentlichten Studie, an der deutsche Teams aus Göttingen, Hannover, Braunschweig und Erlangen beteiligt waren, scheinen mehrere Präparate auf Antikörper-Basis bei Omikron ihre Wirksamkeit einzubüßen.
Antikörper bildet der Körper nach einer Impfung oder Infektion. Sie können an das Virus binden und es ausschalten. Antikörper können auch biotechnologisch hergestellt werden, um damit Infizierte zu behandeln. Weil das Omikron-Virus gegenüber früheren Varianten deutlich verändert ist, können Antikörper - körpereigene oder als Medikament hergestellte - die Infektion aber nicht mehr so gut bekämpfen.
Präparat Sotrovimab zeigt auch Erfolge gegen Omikron
Casirivimab und Imdevimab, Etesevimab und Bamlanivimab: Diese Antikörper-Präparate konnten bei früher Gabe schwere Verläufe verhindern. Bei Omikron gilt die Wirkung nun als reduziert. Das neue Antikörper-Präparat Sotrovimab Omikron soll Studien zufolge auch bei der neuen Variante helfen - es wird auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen. Es soll Ende Jänner für die stationäre Therapie zur Verfügung stehen.
Antikörper helfen nur in einer frühen Phase der Krankheit, bei einem schweren Verlauf wird das entzündungshemmende Dexamethason normalerweise eingesetzt. Auch Interleukin-6-Antagonisten werden verabreicht: Sie blockieren die Entzündungsreaktion und wurden ursprünglich für rheumatische Erkrankungen entwickelt. Sogenannte Januskinase-Inhibitoren wie Baricitinib werden ebenfalls schon länger bei Covid-19 angewendet und wird nun auch von der WHO empfohlen. Zudem werden weiter Blutverdünner verabreicht, um Thrombosen, Schlaganfällen und Infarkten vorzubeugen.
Hoffnungen ruhen auf neuen antiviralen Arzneimitteln wie Paxlovid und Molnupiravir - die ersten Pillen gegen Corona, die in wenigen Wochen auf Rezept in den Apotheken erhältlich sein sollen. Das stimme ihn optimistisch, so der Chefarzt der Infektiologie an der Münchner Klinik Schwabing, Clemens Wendtner. „Da ist ein Quantensprung eingetreten.“ Molnupiravir werde „als Kapsel zweimal täglich über fünf Tage eingenommen und wirkt auch gegen die Omikron-Variante“, führte der Pandemie-Beauftragte des Klinikums rechts der Isar der TU München, Christoph Spinner aus. In Kürze werde Paxlovid als weitere orale Therapie-Option hinzukommen. Es schützt laut Spinner ebenfalls vor Omikron - und bis zu 90 Prozent vor schweren Verläufen.
700 Dollar kann fünftägige Behandlung kosten
Remdesivir, ursprünglich gegen das Ebolavirus entwickelt und 2020 gegen Corona zugelassen, wird laut Spinner weiter eingesetzt. „Es wirkt ebenso gegen Omikron und zeigte in einer neuen Studie einen etwa 80-prozentigen Schutz vor schweren Verläufen.“ Anders als die orale Therapie mit Paxlovid und Molnupiravir muss Remdesivir intravenös als Kurzinfusion gegeben werden. Das geht aber ambulant. Deutschland sicherte sich bereits Vorräte an Remdesivir und Paxlovid. Letzteres ist nicht gerade billig: Rund 700 Dollar kostet die fünftägige Behandlung. Auch Österreich hat bereits Paxlovid bestellt.
Vorbeugendes Präparat kein Ersatz für Impfung
Vorbeugend soll das Antikörper-Präparat Evusheld - auch gegen Omikron - helfen. Es muss nicht wie bisherige Antikörper im Krankenhaus über die Vene verabreicht werden, sondern kann einmalig in den Muskel gespritzt werden. „Das wirkt sechs Monate“, erläutert Wendtner, warnt aber, hier eine Alternative zur Impfung zu sehen. Das Medikament ist erheblich teurer, vor allem aber regt es den Körper nicht dazu an, eigene Antikörper zu bilden. Es sei nur geeignet für Menschen, die eine Impfung nicht vertragen oder keine Antikörper bilden können. Die Impfung bleibe das wirksamste Mittel, betonen Experten immer wieder.
Von dem Antikörper-Medikament Ronapreve (Casirivimab und Imdevimab), bei dem auch das deutsche Paul-Ehrlich-Institut bei Omikron eine reduzierte Wirksamkeit sieht, hatte sich Deutschland 150.000 Dosen gesichert. Dann lag das Mittel kaum genutzt auf Halde. Das Ablaufdatum rückte näher, als es in der Prophylaxe bei besonders gefährdeten Menschen ein Revival erlebte. Nun ist klar: „Dieser Antikörper ist ein Auslaufmodell, er wird bei Omikron nicht mehr verwendet werden können“, sagt Wendtner. Wie viele Dosen noch in Schränken lagern, ist offen.
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