Man zieht ihn sich buchstäblich über, so kompakt, wie er ist. Allerdings ist der Sound besser. Wo Turnschuhe höchstens quietschen, fährt dem 1er ein dumpf grollender Sound aus der vierflutigen Abgasanlage, direkt ins limbische System.
Vorbereitung auf die wilde Jagd
Der M-1er passt wie angegossen, und über Ergonomie brauchen wir in einem BMW sowieso nicht reden (wenn es um die pure Fahrzeugbedienung geht). Angesagt für die gepflegte Raserei: die M-Taste auf dem Lenkrad und die DSC-Taste drücken. Ersteres verschärft die Gaspedalkennlinie, Zweiteres aktiviert den "M Drive Modus", reduziert also den Einsatz des DSC auf ein absolutes Minimum, also auf das Niveau einer Notreißleine.
Startsignal
Die 265er-"Michelin Pilot Sport"-Reifen malen einen dezenten Strich auf den Asphalt, während sich der Rücken in den Sportsitz einpasst. Der Schalthebel flutscht durch das trockensumpfgeschmierte Getriebe in den zweiten, in den dritten. 4,9 Sekunden von 0 bis 100 km/h. Schon naht die erste Rechtskurve, die Compound-Bremsanlage packt kurz, aber kräftig zu, dann lässt sich der 1er präzise durch die Kurve zirkeln, die feinfühlige Lenkung und der Gasfuß ergänzen einander perfekt. Am Kurvenausgang nähern sich die Curbs, ein Hammer, wie der auf der Piste pickt!
Die beiden Turbolader – je einer für drei Zylinder – pressen das Letzte aus den drei Litern Hubraum, der Overboost (50 Nm extra für maximal zehn Sekunden) aktiviert 500 Nm Drehmoment, bis zur Schikane, die auf einer Kuppe einen Haken nach links schlägt. Voll in die Eisen, zweiter Gang, ohne Untersteuern rum. Dann Haken rechts und bergauf in einer sanften Rechtskurve. Hier ist die Frage: raufschalten oder im zweiten bleiben?
Schalten kostet unnötig Zeit, auch wenn es schnell geht, Nicht-Schalten bringt hier wertvolle Sekundenbruchteile, es geht sich genau aus, dass die Drehzahlmessernadel gerade bei 7.000/min. den roten Bereich erreicht, ehe die perforierten Hochleistungsbremsen die 1.495 kg plus Fahrer wieder zusammenbremst, vor dem Haken nach rechts, die nächste Schikane. Wieder den Lenkeinschlag halten, mit dem Gas die ideale Kurvenlinie anzirkeln, nicht zu schnell in die Links-Haarnadel, sonst droht dem besten Hecktriebler Untersteuern. Durch, Gas und sanft driftend gen Boxenmauer zur Start-Ziel-Gerade. Und wieder in die lange Rechts. (to be continued)
Sicher fühlen im Grenzbereich
Der M-1er ist so handlich, passt so gut, dass man ihm von Anfang an vertraut und sofort schnell unterwegs ist. Mit dem M-Fahrwerk, das Komponenten aus dem M3 hat, liegt dessen 340 PS starker kleiner Bruder großartig. Der M Drive Modus lässt den Sportwagen so weit von der Leine, dass man bei Drifts und vollem Fahrspaß gar nicht merkt, dass die Elektronik den Schutzengel spielt. Erst im Fall eines groben Fehlers, etwa wenn man das Auto zu verlieren droht, greift das DSC ein. Und das ist gut zu wissen, so lässt es sich entspannt auf Rundenzeitenjagd gehen und an den Grenzbereich herantasten.
Herbert Grünsteidl schwört Stein und Bein: Auch die BMW-Testfahrer sind mit komplett abgeschalteten Systemen (auch das ist natürlich möglich) nicht schneller als im M Drive Modus.
Er schwenkt die schwarz-weiß-karierte Flagge. Noch eine Runde zum Abkühlen von Bremsen und Motor, mit wenigen Drehzahlen geht es um den Kurs. Schon aus dem Keller schöpft der Sechszylinder (aus dem Z4 35is) sein volles Drehmoment, nämlich bei 1.500/min. Die Reifen werden den Tag nicht überleben, ihr Profil wird sich in den Asphalt eingearbeitet haben. Mein Adrenalin- und Endorphinpegel wird sein Niveau noch ein wenig halten. Hätte ich 62.500 Euro flüssig, würde ich den schnellsten 1er gleich mitnehmen.
Stephan Schätzl
Warum?
Warum nicht?
Oder vielleicht …
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