Griffiths, Professor für Gambling Studies an der Nottingham Trent University, hat im Rahmen der "Responsible Gaming Academy" der Casinos Austria und Lotterien in Wien die bwin-Studien regelrecht zerrissen. Die Harvard-Experten hätten lediglich Personen untersucht, die sich während eines Monats bei bwin registriert hätten. Aus der Sicht von Griffiths sind die Harvard-Ergebnisse daher alles andere als aussagekräftig.
2009 etwa hatte Shaffer Internet-Pokerspielern ein "rationales" bzw. "gemäßigtes" Wettverhalten attestiert, Untersuchungsbasis damals war ein Sample von 3.445 Online-Pokerspielern. "Der Mythos, dass Online-Gaming eine starke Verführungskraft besitzt, wurde empirisch widerlegt", hatte es damals in einer Aussendung von bwin geheißen. bwin hat sich zwischenzeitlich mit der britischen PartyGaming zu bwin.party fusioniert, die Zusammenarbeit mit der Harvard Medical School ist nach wie vor aufrecht.
Laut Griffiths kann die Frage, wie schnell man von virtuellem Gambling abhängig wird, nicht so einfach beantwortet werden - schon gar nicht, wenn man keine Vergleiche zu Slot Machines oder Casinospielen zieht und lediglich das Nutzerverhalten auf einer Plattform auswertet, wie dies die Harvard-Gruppe getan habe. "Diese Daten sagen zum Beispiel nichts darüber aus, warum Menschen spielen", so der britische Psychologe. Auch Größe und Anzahl der Wetteinsätze sagten nur wenig über die Suchtgefahr aus, denn hier gebe es zwischen den einzelnen Spieltypen (Sportwetten, Poker etc.) große Unterschiede.
Suchtrisiko für Online-Zocker zehnmal höher
Sicher ist, so Griffiths, dass Online-Gambler eher spielsüchtig werden als Leute, die dem Glücksspiel nur offline frönen. Jeder 20. Internet-Zocker ist nach seinen Berechnungen ein Problemspieler, beim Spielen im "Real Life" sei die Häufigkeit zehnmal geringer (0,5 statt 5 Prozent). "Wenn jemand prinzipiell spielsuchtgefährdet ist, ist Online-Gambling gefährlicher", resümiert Griffiths.
Die wenigsten Glücksspieler seien nur online aktiv, meist suchten sie parallel klassische Spielstätten auf. Das Internet, so der britische Professor, erleichtere jedoch den Zugang zu Poker, Roulette und Co. massiv. "Früher konnte man nicht mehr spielen, wenn das Casinos zusperrte, im Netz kann man 24 Stunden am Tag bequem von zu Hause aus zocken." Wobei Griffiths das Internet nicht als Glücksspiel-Medium betrachtet wissen will. "Es wird einfach das bequemste Tool gewählt."
Gratis-Spiele im Netz für Kinder Vorstufe zum Glücksspiel
Als eine Art Vorstufe zum Glücksspiel sieht der Psychologe übrigens auch harmlos anmutende Spiele in sozialen Netzwerken. Als Beispiel nannte Griffiths ein bei britischen Volksschulmädchen besonders beliebtes Spiel im Netzwerk Bebo, bei dem Haustiere entworfen werden können. "Um den Tieren Dinge zu kaufen, brauchen sie 'Munny'." Zudem können die Figuren an Wettrennen teilnehmen, wobei ihre Besitzer viel virtuelles Geld darauf setzen können, dass ihr Tier gewinnt. Griffiths nennt derartige Spiele "Pseudo-Gambling". Man könne nämlich auch abhängig werden, wenn nicht um echtes Geld gezockt wird.
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