Omikron hat Österreich erfasst. Hunderttausende dürften in Quarantäne kommen. Die Wirtschaft sorgt sich um fehlende Arbeitskräfte und wünscht sich „Teilarbeit“ für Isolierte. AK und ÖGB halten nichts davon.
Der Wirtschaftsbund rückt aus. Flankiert von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung. Es erschallt der Ruf nach Arbeitspflicht für Isolierte. Das sitzt. Rund 200.000 Menschen seien zurzeit in Quarantäne. Die Wirtschaft wünscht sich „Teilarbeit“ für Infizierte, sollten sie keine Symptome oder mildere Verläufe zeigen. Das sorgt für Aufregung bis Empörung.
Das Epidemiegesetz besagt: Wenn jemand mit ansteckender Krankheit infiziert ist, dann muss er in Quarantäne. Der Arbeitgeber bekommt Ersatz für den Ausfall.
Silvia Hruska-Frank, Sozialexpertin der Arbeiterkammer
Silvia Hruska-Frank ist Sozialexpertin der Arbeiterkammer. Das Ansinnen sei weder sinnvoll noch rechtlich umsetzbar. „Das Epidemiegesetz besagt: Wenn jemand mit ansteckender Krankheit infiziert ist, dann muss er in Quarantäne. Der Arbeitgeber bekommt Ersatz für den Ausfall.“
Hunderttausende Quarantänefälle zu erwarten
Hruska-Frank hat Verständnis für die Arbeitgeber wegen der Omikronsorgen. Die Zahlen dürften die kommenden Tage explodieren. Hunderttausende (Arbeitskräfte) dürften in Quarantäne abtauchen müssen. „Und wer bitte soll definieren, was mildere Verläufe sind? Zum Arzt gehen geht ja nicht, wenn man dort eventuell Krebskranke ansteckt.“
Der Wirtschaftsbund suggeriert, dass die Menschen Homeoffice und Covid zum Nichtstun ausnützen. Das widerspricht eindeutig unseren Erkenntnissen.
Silvia Hruska-Frank, Sozialexpertin der Arbeiterkammer
Zudem stelle sich die generelle Frage: Die Isolierten dürfen keine Lebensmittel kaufen, aber arbeiten schon? Laut Studien können vier von zehn im Homeoffice sein. Die meisten nehmen das in Anspruch. „Viele arbeiten auch dann, wenn sie in Quarantäne sind. Das sagen uns Studien. Daheim ist es auch entkrampfter.“ Die Sozialexpertin: „Der Wirtschaftsbund suggeriert, dass die Menschen Homeoffice und Covid zum Nichtstun ausnützen. Das widerspricht eindeutig unseren Erkenntnissen.“
Betreiber kritischer Infrastruktur haben vorgesorgt
Bei der kritischen Infrastruktur sei ohnehin vorgesorgt, denn da könne man bei unbedenklichen Werten auch arbeiten gehen. Zudem würden sich viele fragen: Geht es dann nach der Pandemie so weiter? Permanente Kontrolle?
Der Vorschlag des Wirtschaftsbundes ist praxisfremd, fernab der rechtlichen Regelungen – und darüber hinaus auch betrugsanfällig.
Wolfgang Katzian, ÖGB-Präsident
Auch Gewerkschaftsboss Wolfgang Katzian hält nichts vom Vorstoß der Wirtschaft. Es sei alles rechtlich geregelt, der Arbeitgeber erhalte für die Ausfallszeit der Mitarbeiter vollen Ersatz. Auch das Homeoffice-Gesetz basiere auf klaren Regeln. „Für uns ist der Vorschlag praxisfremd, fernab rechtlicher Bedingungen - und darüber hinaus auch betrugsanfällig.“
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