„Ochse in Palast“
Türkin wegen Präsidentenbeleidigung verhaftet
In der Türkei ist eine Journalistin (52) wegen einer angeblichen Beleidigung des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan festgenommen worden. Sedef Kabas wurde am Samstag in ein Gefängnis in Istanbul gebracht, wie ihr Anwalt sagte. Sie soll Erdogan indirekt mit einem Ochsen verglichen haben. Ein Gericht hatte daraufhin ihre Festnahme wegen „Beleidigung des Präsidenten“ angeordnet.
Ihr Anwalt wird laut einer Aussage gegen die „unrechtmäßige“ Entscheidung Beschwerde einlegen. „Wir hoffen, dass die Türkei bald zur Rechtsstaatlichkeit zurückkehren kann“, so der Anwalt.
Fast fünf Jahre Haft drohen
Kabas war am Samstagmorgen in einem Hotel in Istanbul festgenommen und zum Gericht gebracht worden, nachdem der Generalstaatsanwalt eine Untersuchung wegen mutmaßlicher Präsidentenbeleidigung gegen sie eingeleitet hatte. Präsidentenbeleidigung ist in der Türkei eine Straftat, die mit einer Haftstrafe von bis zu vier Jahren und acht Monaten belegt werden kann.
Die Journalistin hatte am Freitag in einer Fernsehsendung bei Tele 1 die Regierung für ihr hartes Durchgreifen gegen Kritiker und für ihre Polarisierung der Gesellschaft kritisiert. „Wenn ein Ochse in einen Palast geht, wird er kein König, sondern der Palast wird zum Stall“, hatte Kabas später auf Twitter ein Sprichwort zitiert, ohne jedoch eine Person oder einen Ort zu benennen. Mitglieder des Kabinetts sowie Erdogan-Sprecher Fahrettin Altun hatten sie darauf als „unmoralisch“ und „unverantwortlich“ bezeichnet.
Wenn ein Ochse in einen Palast geht, wird er kein König, sondern der Palast wird zum Stall.
Sedef Kabas
Die türkische Medienaufsicht RTUK startete indes eine separate Untersuchung gegen den Sender Tele 1 wegen „inakzeptabler Aussagen gegen unseren Präsidenten“, wie ihr Vorsitzender, Ebubekir Sahin, am späten Freitagabend bei Twitter mitteilte. In den sozialen Medien zeigten Nutzer derweil ihre Unterstützung für Kabas.
Die 52 Jahre alte Journalistin war bereits 2014 kurzzeitig wegen einer Nachricht in sozialen Medien festgehalten worden. Damals hatte sie die Staatsanwaltschaft kritisiert, weil diese eine Korruptionsuntersuchung eingestellt hatte, in die auch Erdogan verwickelt war
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.