Dramatischer Mangel

Mutter bettelte 3 Tage um Termin für krankes Kind

Familie
24.01.2022 12:38

Dramatischer Kassen-Kinderärztemangel in Wien: Trotz weit mehr Einwohnern gibt es 20 Ordinationen weniger als im Jahr 2010. Eine Mama musste drei Tage lang um einen Termin für ihr krankes Kind betteln.

Eine „Krone“-Leserin und zweifache Mutter wandte sich mit verzweifelten Schilderungen an die Wien-Redaktion: „Ich habe zwei Söhne (zehn Monate und sieben Jahre), welche mit Fieber, Schnupfen und Husten erkrankt sind. Seit nunmehr drei Tagen versuche ich, im 21. Bezirk in Wien einen Termin bei einem Kinderarzt zu bekommen, was unmöglich erscheint!“, sagt sie. „Alle Ärzte, die ich kontaktiert habe, haben einen Aufnahmestopp verhängt. Es kann doch nicht sein, dass ich in einer Stadt wie Wien eineinhalb Stunden mit einem fiebernden Kind zu einem Kinderarzt fahren muss.“

Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer Wien, übt Kritik an der Österreichischen Gesundheitskasse. (Bild: Anna Rauchenberger www.annarauchenberger.com)
Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer Wien, übt Kritik an der Österreichischen Gesundheitskasse.

20 Ordinationen weniger als 2010
Viele Familien in der Bundeshauptstadt machen ähnliche Erfahrungen. Der Grund dafür: In der Stadt gibt es einen dramatischen Engpass bei der Versorgung mit Kassen-Kinderärztinnen, wie auch die Ärztekammer Wien beklagt: „2010 gab es 91 Ärzte mit Kassenvertrag im Fach Kinder- und Jugendheilkunde, jetzt sind es 71. Ein Rückgang um 20 Kassenordinationen bei einer um 200.000 Menschen gestiegenen Bevölkerung ist dramatisch“, übt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer Wien, scharfe Kritik an der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK).

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Elf Kassenstellen sind derzeit unbesetzt, etliche wurden überhaupt gestrichen. In manchen Wiener Bezirken gibt es nur mehr einen einzigen Kassen-Kinderarzt!

Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer Wien

Seit 28 Jahren gleiche Kassenhonorare
„Elf Kassenstellen sind derzeit unbesetzt, etliche wurden überhaupt gestrichen. In manchen Wiener Bezirken gibt es nur mehr einen einzigen Kassen-Kinderarzt!“ - Gleichzeitig gab es einen Anstieg bei den Wahl-Kinderärzten von 167 auf 210. Hauptursache dafür sind laut Steinhart die stagnierenden Kassenhonorare: „Die Kassenhonorare wurden teilweise seit 1994 nicht mehr angehoben. Für Mutter-Kindpass-Untersuchungen etwa gibt es seit 28 Jahren (!) das gleiche Honorar.“

Dies bestätigt auch Peter Voitl, Kinderarzt aus der Donaustadt. „Wir haben in der Kinder- und Jugendheilkunde in Wien mittlerweile eine echte Zwei-Klassen-Medizin.“

Peter Voitl ist Kassen-Kinderarzt in der Donaustadt. (Bild: zVg)
Peter Voitl ist Kassen-Kinderarzt in der Donaustadt.
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Wir haben in der Kinder- und Jugendheilkunde in Wien mittlerweile eine echte Zwei-Klassen-Medizin.

Kassen-Kinderarzt Peter Voitl aus Wien Donaustadt

Mehr Kinderordinationen an den Wochenenden
Wer sich keinen Privatarzt leisten kann, muss lange Wartezeiten in Kauf nehmen. „Das Schlimmste ist, dass wir nicht mehr alle Kinder in Wien versorgen können", sagt der Kassen-Kinderarzt, der sich für einen niederschwelligen Zugang zur medizinischen Versorgung der jungen Patienten ausspricht.

So wie er sich vor einigen Jahren dafür starkgemacht hat, dass sich die kassen-kinderärztliche Versorgung an den Wochenenden und Feiertagen in Wien verbessert. Mit Erfolg: Mittlerweile sind am Wochenende drei Kassen-Kinderordinationen und das Kindermedizinisches Zentrum Augarten in Wien geöffnet. Dazu kommt ein kinderärztlicher Notdienst vor dem AKH und Erstversorgungsambulanzen in den Kliniken Donaustadt und Favoriten.

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