Aus Deutschland ist am Sonntag ein Studienergebnis bekannt geworden, das in der aktuellen Debatte in Österreich relevant ist, ob isolierte, aber nicht (schwer) an Corona erkrankte Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten sollen. Rund 200.000 Menschen befinden sich hierzulande zurzeit in Quarantäne. Die Wirtschaft wünscht sich „Teilarbeit“ für Infizierte, die keine Symptome oder nur mildere Verläufe zeigen. Das sorgt, wie berichtet, für Aufregung bis Empörung bei Arbeiterkammer und Gewerkschaft.
Arbeitnehmer neigen der Studie der Hamburger Kühne Logistics University (KLU) und der WHU - Otto Beisheim School of Management zufolge tatsächlich dazu, sich daheim krank an den PC zu setzen. Einen umgekehrten Trend gebe es bei Beschäftigten, die für den Job ins Büro fahren müssen, heißt es in der Untersuchung. Zu groß seien die befürchteten Schuldgefühle, sollte es im Büro zu einer Ansteckung mit dem Coronavirus kommen, um sich auf den Weg zur Firma zu machen, heißt es in der Studie.
Wenn sich Mitarbeitende zu Hause „nur" erholen und nicht erreichbar sind, befürchten viele Schuldgefühle gegenüber dem Team. Deshalb entscheiden sich einige, zumindest etwas zu arbeiten.
KLU-Professorin Prisca Brosi
Ganz anders dagegen in den eigenen vier Wänden: „Wenn sich Mitarbeitende zu Hause ,nur‘ erholen und nicht erreichbar sind, befürchten viele Schuldgefühle gegenüber dem Team. Deshalb entscheiden sich einige, zumindest etwas zu arbeiten“, sagte Prisca Brosi, KLU-Professorin für Personalmanagement. Zudem zeigten die Ergebnisse, dass die Entscheidung zu arbeiten unabhängig von der Schwere der Erkrankung sei.
Wer krank arbeitet, übersieht die Konsequenzen
Dabei übersähen die Beschäftigten jedoch die Konsequenzen. „Wenn ich weiterarbeite, statt mich zu erholen, kann zusätzlich ein Schuldgefühl mir selbst gegenüber entstehen“, sagte die WHU-Professorin für Personalführung, Fabiola H. Gerpott. Zum einen arbeiteten kranke Beschäftigte oft nicht produktiv. „Zum anderen spüren sie, dass ihre Entscheidung der eigenen Gesundheit schadet.“
Unternehmen sollten im Vorfeld klar ansprechen, dass Mitarbeitende mit diesem Verhalten ihrer eigenen Gesundheit schaden und nicht produktiv arbeiten können.
KLU-Professorin Prisca Brosi
Für die Studie wurden den Angaben zufolge drei Untersuchungen im Vor-Corona-Jahr 2019 sowie im Juli und August 2020 mit insgesamt rund 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gemacht und verglichen.
Die Forscherinnen sehen bei dem Thema auch die Arbeitgeber in der Pflicht. „Unternehmen sollten im Vorfeld klar ansprechen, dass Mitarbeitende mit diesem Verhalten ihrer eigenen Gesundheit schaden und nicht produktiv arbeiten können“, betonte Brosi. Es reiche nicht, Mitarbeitende einfach nur zu bitten, im Krankheitsfall zu Hause zu bleiben. „Sie müssen auch über die negativen Konsequenzen der Entscheidung, trotzdem zu arbeiten, reflektieren“, sagte Brosi.
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