Linus Straßer hat am Dienstag ein dramatisches Schladminger Nachtrennen für sich entschieden. Der Deutsche behielt im Slalom auf der Planai die Oberhand vor dem Norweger Atle Lie McGrath (+0,03 Sek.) und Manuel Feller (+0,39). Der Tiroler verbesserte sich nach Corona-Zwangspause und schwachem ersten Lauf nach der Halbzeit noch um 25 Plätze und lieferte bei der Olympia-Generalprobe vor 1.000 Zuschauern eine höchst bemerkenswerte Aufholjagd samt Laufbestzeit.
Dabei haderte der Tiroler nach Platz 28 im ersten Lauf noch mit seiner sehr schwierigen Situation. Der Olympiastarter, der am Samstag den Kitzbühel-Slalom wegen eines positiven Covid-Tests verpasst hatte, hatte erst am Dienstag auch von der Behörde grünes Licht für einen Start bekommen. „Das war ein brutal zäher Tag für mich, ich war im ersten Durchgang völlig überfordert“, gestand Feller. Dann sei er mit dem Rücken zur Wand gestanden und habe nochmals alles reingeschmissen. „Dass es dann so aufgeht, ist unglaublich. Das hätte sich keiner gedacht.“
Von Ausfällen profitiert
Feller profitierte bei seiner besten Saisonleistung freilich auch von mehreren Ausfällen, darunter der Halbzeitführende Kristoffer Jakobsen. Seinen ersten Sieg vor Augen fädelte der 27-jährige Schwede als letzter Starter in zweiten Durchgang schon nach wenigen Metern ein - und wurde damit auch seinem Ruf als „Bruchpilot“ gerecht. Straßer, Fünfter nach Durchgang eins, nahm dankend an, für den 29-Jährigen war es der erst zweite Erfolg nach dem Zagreb-Slalom 2020.
Bisher ebenfalls nicht mit zahlreichen Topresultaten dekoriert, mit 21 Jahren aber deutlich jünger, landete McGrath auf Platz zwei und brachte sich als norwegische Zukunftshoffnung ins Spiel. McGrath‘ Landsmann, der vierfache Schladming-Gewinner Henrik Kristoffersen, wurde diesmal Vierter. Kitzbühel-Überraschungssieger Dave Ryding musste sich hingegen mit Platz 20 zufriedengeben.
„Bei Olympia kan alles passieren“
Abgesehen von Feller herrschte rot-weiß-rote Flaute. Probleme hatte einmal mehr Marco Schwarz. Der zweite der nur zwei Österreicher im zweiten Durchgang wurde 17. Johannes Strolz und Fabio Gstrein flogen schon im ersten Lauf von der Strecke. „Es will noch nicht so richtig von der Hand gehen. Ich probiere alles, es ist ein bissl bitter derzeit“, befand Schwarz. Der Slalom-Kugel-Gewinner der Vorsaison muss in Peking auf ein kleines Wunder hoffen: „Es wird schwierig, den Kopf freizukriegen, weil es Schlag auf Schlag geht. Aber bei Olympia kann immer alles passieren.“
Strolz weiß jetzt „wo er dosieren muss“
Strolz, Adelboden-Sieger und zuletzt Fünfter von Kitzbühel, zeigte immerhin, dass er schnell sein kann - wenn auch nur kurz. „Im Steilhang habe ich kurz die Balance verloren, bin mit dem Schwerpunkt nach hinten. Dann hat es mich eh gleich abgeworfen“, erklärte er nach zwei guten Zwischenzeiten. „Schade. Die Piste war perfekt, der Hang ist sowieso ein Traum. Dazu 1.000 Zuschauer die Vollgas geben, und die Kurssetzung war so, dass man volles Risiko nehmen konnte. Aber lieber so als nachher denken, wäre ich nur schneller gefahren“, meinte der Vorarlberger, der vor seinen ersten Winterspielen steht. „Ich bin sicher, ich kann davon was zu Olympia mitnehmen, denn ich weiß jetzt besser, wo ich dosieren muss.“
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Begeistert von Fellers Coup war auch ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober. „Ich bin gerührt. Erstens weil tausend Fans eine so gute Stimmung machen können. Und Feller hat gezeigt, was er drauf hat. Gott sei Dank. Es hätte heute auch eine Nullnummer werden können.“
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