Leckerlis im Übermaß

Haustiere immer dicker: Haltern drohen Strafen

Tierecke
25.01.2022 07:00

Viele Tierbesitzer meinen es gut mit ihren Vierbeinern und bieten Futter im Überfluss an. Die Folgen: Übergewicht und Krankheiten. Strafen für Tierhalter drohen.

Fett, faul, fies: Wenn der misanthropische Kater Garfield im gleichnamigen Film die Sau rauslässt, fühlen sich ihm viele Menschen verbunden. Garfield ist zwar (nur) eine erfundene Comic-Figur, aber leider gar nicht so weit von der Realität entfernt. Laut einer Studie sind hierzulande über 60 Prozent der Haustiere übergewichtig.

Wenn es brav war, gibts ein Leckerli. Wenn es abends lieb schaut, noch eine Extraportion Futter. Manche Besitzer können ihrem vierbeinigen Liebling keinen Wunsch abschlagen. Doch damit beginnt ein gesundheitsgefährdender Teufelskreis: Wenn das Tier Gewicht zulegt, bewegt es sich weniger, was es nur noch schlimmer macht.

Eva Persy (Bild: Christian Houdek)
Eva Persy
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Ein Tier zu überfüttern, hat nichts mit Liebe zu tun. Im Gegenteil, es ist eine Quälerei! Bei einer Anzeige drohen dem Besitzer Strafen bis zu 7500 Euro.

Eva Persy, Tierschutzombudsfrau Wien

„Ein weiterer Snack oder ein besonderer Leckerbissen bescheren Hund oder Katze kurzfristig einen Moment der Freude. Langfristig werden das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere durch das Übergewicht jedoch maßgeblich beeinträchtigt“, warnt Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien.

Die Behandlung von Folgeerkrankungen, an denen laut Umfrage bereits jedes fünfte Tier in Wien leidet, gehen nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes „an die Nieren“, sondern auch an die Geldbörse. Ein Hund von 25 Kilogramm, der aufgrund seines Übergewichts an chronischen Gelenkschmerzen und Herzschwäche leidet, kommt schnell auf Medikamentenkosten von etwa 3,50 Euro täglich, also etwa 105 Euro pro Monat.

Schwere Strafen für Tierhalter
Massive Fettleibigkeit bei Haustieren kann übrigens auch für den Besitzer zum „dicken Problem“ werden: „Wenn jemand sein Tier so überfüttert, dass dieses Schmerzen empfindet und sogar Folgeschäden auftreten, dann ist das keine Tierliebe, sondern Tierquälerei“, macht Tierschutzombudsfrau Persy deutlich. Im Falle einer Anzeige drohen Strafen bis zu 7500 Euro. Wer sein Tier wirklich liebt, der hält es gesund - dazu gehört auch, auf eine gesunde Körperkonstitution und -kondition zu achten. 

(Bild: Krone Kreativ, Stock Adobe, Tierschutzombudsstelle Wien)

Übergewicht erkennen und behandeln
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Übergewicht zu einer 20 Prozent geringeren Lebenserwartung führt. Dabei droht auch Gefahr, wenn der Tierbesitzer ohne tierärztliche Rücksprache eine Crash-Diät für sein Tier durchführt. Eine zu schnelle Gewichtsabnahme ist vor allem für die Katze äußerst ungesund und kann zu einer gefährlichen Stoffwechselentgleisung führen.

Aber ab wann sind Hund oder Katze zu dick? Fachtierärztin Stefanie Handl, Futterambulanz Wien: „Man soll die Rippen nicht sehen, aber bei sanftem Anlegen der Hand auf dem Rippenbogen sofort spüren können. Wenn ein 15-Kilo-Hund eine Kaustange bekommt, ist das umgerechnet wie ein Hamburger für eine durchschnittliche erwachsene Person. Eine Scheibe Salami für eine Katze entspricht sogar einer Tüte Chips und einem kleinen Stück Käse.“

Stefanie Handl, Fachtierärztin für Ernährung und Diätetik (Bild: Stefanie Handl)
Stefanie Handl, Fachtierärztin für Ernährung und Diätetik

Interview mit Dr. Stefanie Handl
Fachtierärztin für Ernährung und Diätetik, www.futterambulanz.at

„Krone“: Wie entsteht Übergewicht? Gibt es auch Verhaltensaspekte?
Stefanie Handl: Übergewicht entsteht, wenn die Energieaufnahme den Bedarf übersteigt. Da unsere Haustiere sich ihr Futter ja nicht selbst nehmen, liegt es vor allem am Verhalten der Besitzer*innen – Füttern schafft eine Verbindung, Leckerli geben macht glücklich. Vor allem bei Katzen kann fressen eine Möglichkeit zur Bekämpfung von Langeweile sein, wenn sie den ganzen Tag alleine sind und es außer Futter wenig Beschäftigung gibt.

Kann das Übergewicht auch krankheitsbedingt sein?
Hormonelle Erkrankungen, wie Schilddrüsenunterfunktion oder erhöhter Blutspiegel an Kortikosteroiden (Cushing Syndrom), können zur Ansammlung von Fett am Rumpf führen (Stammfettsucht). Beides ist aber gut behandelbar.

Gibt es bei Tieren den „Jo-Jo Effekt“?
Ja, den gibt es. Es konnte in Studien gezeigt werden, dass Hunde, die übergewichtig waren und auf ihr Idealgewicht abgenommen hatten, weniger Kalorien brauchten, um dasselbe Übergewicht wieder zu erreichen als beim ersten Mal. Um dauerhaft das optimale Gewicht zu halten, muss vor allem der Besitzer lernen, wie viel und welche Futter sein Liebling wirklich baucht.

Was kann ich als Tierhalter tun?
Von Anfang an auf eine „schlanke Linie“ achten. Lob und Zuneigung können auch anders als durch Futter gezeigt werden – Kuscheln, Streicheln, Bürsten, Spielen. Bewegung fördern, gerade auch bei Katzen. Futter immer abwiegen und individuell zuteilen.

Wann sollte man tierärztliche Unterstützung in Anspruch nehmen?
Ein jährlicher Check-up beim Tierarzt ist immer sinnvoll. Bei älteren oder stark übergewichtigen Tieren kann eine detaillierte Untersuchung von Hormonen, Gelenken, Herz etc. vor einer Diät sinnvoll sein. Außerdem kann der Tierarzt bei der Auswahl eines geeigneten Diätfutters behilflich sein und einen individuellen Diätplan erstellen.

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