„Wenn man im Büro und zu Hause mit den Kindern mustergültig sein will, hat man ein hohes Burnout-Risiko“, sagt Cornelia Pessenlehner. Sie hat eine „Vollzeit-Vollgas-Karriere“ verfolgt - bis sie aussteigen musste.
„Ich habe rechtzeitig die Notbremse gezogen, bevor ich total ins Burnout geschlittert bin“, erinnert sich Cornelia Pessenlehner ganz offen. Die Betriebswirtin aus Thalheim in Wels hatte viele Jahre in einem stressigen Beruf in leitender Funktion gearbeitet. Überstunden waren normal, doch dann kamen die Töchter zur Welt. „Ich wollte plötzlich um 17 Uhr zu Hause sein, das ging teilweise nicht. Ich machte wieder Überstunden, dazu der Haushalt, die Betreuung, die große Verantwortung, auch in der Familie.“
„Drang, perfekt und beliebt zu sein“
Aber sie wollte durchhalten in ihrer „Vollgas-Vollzeit-Karriere“: „Es hing bei mir mit dem Drang zusammen, perfekt und beliebt sein zu wollen“, weiß sie heute. Die Unternehmenskultur hat das noch gefördert. Dann kam es zum Wendepunkt: „Plötzlich bemerkte ich, dass ich nicht mehr gerne ins Büro gehe.“
„Sah keinen Sinn mehr in meiner Arbeit“
Pessenlehner spricht damit erste Anzeichen für ein Burnout an. Die nächsten Signale: „Ich konnte nicht mehr durchschlafen, hatte Verdauungsstörungen, war oft verkühlt. Ich erholte mich nicht mehr, war dauernd erschöpft. Schließlich kam ich auch mental in eine Krise: Ich sah keinen Sinn mehr in meiner Arbeit.“ Vielen Betroffenen setzt Burnout noch stärker zu: „Sie können nicht mehr aus ihrem Auto steigen, obwohl es körperlich keine Ursache dafür gibt. Man will es, aber der Körper tut es nicht“, schärft Pessenlehner nach.
Burnout als Chance
Sie selbst ist ausgestiegen – aus ihrem Stressjob. Sie hat ihr Burnout als Chance genützt, um sich umzuorientieren. Heute arbeitet sie als Trainerin für Firmen: „Ich halte Seminare über Burnout-Prävention.“ Ihr wichtigster Tipp bei zu viel Stress: „Sich einmal am Tag Zeit für sich nehmen – und wenn es nur für einen Spaziergang ist. Alles, was Entspannung bringt, tut gut.“
Rollenbild als Stolperfalle
Besonders Frauen sind gefährdet. „Für alle allzeit bereit und einsatzfähig zu sein – das ist die typische Stolperfalle“, weiß Margot Peters, von Pro Mente, wie das weibliche Rollenbild Totalerschöpfung fördert. Wenn Erholung und Belastung weit auseinanderdriften, führt das direkt in ein Burnout, das man nicht unterschätzen darf: „Das Endstadium ist eine schwere Depression.“
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