Dramatische Lage

Mangelberufe: Von acht auf 118 in nur sechs Jahren

Steiermark
25.01.2022 06:00

Der demografische Wandel gilt als Hauptursache für die angespannte Situation: Per 1. Jänner 2022 gelten 118 Berufe - und damit so viele wie noch nie - als Mangelberufe, erstmals hat man den gesamten Ärztestand auf die Gesucht-Liste gehoben. Die Lücke soll verstärkt mit Arbeitskräften aus Drittstaaten gefüllt werden - was in der Praxis aber oft schwierig ist.

Von A wie Arzt bis Z wie Zimmerer: Die Liste dringend gesuchter Experten wird zusehends länger; zuletzt ist die Zahl jener Berufe, für die weniger als 1,5 Arbeitssuchende pro offener Stelle zur Verfügung stehen, sogar regelrecht explodiert. Waren es 2016 nur acht offiziell ausgewiesene Mangelberufe, so sind es seit 1. Jänner 2022 bundesweit 66. Hinzu kommen 52 regional beschränkte Branchen, wobei auf die Steiermark 25 entfallen.

Zahl der 15-Jährigen in 40 Jahren halbiert
„Wir verlieren am steirischen Arbeitsmarkt jedes Jahr Kapazitäten in einer Größenordnung von einer Stadt wie Weiz mit knapp 9000 Bewohnern“, nennt Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk den demografischen Wandel als Hauptursache für die angespannte Situation. Ein Blick in die Statistik untermauert diese These: Zählte man hierzulande Mitte der 1970er-Jahre etwa 22.400 15-Jährige, so sind es jetzt 11.500 Jugendliche in dieser Altersklasse. Weitere Treiber der Negativspirale sind die rückläufige Anzahl an Lehrbetrieben sowie der Trend zur höheren Bildung. Die Pandemie setzte noch einmal eines drauf.

Symbolbild (Bild: Birbaumer Christof)
Symbolbild

Kritik an viel zu behäbiger Rekrutierungspolitik
Wird ein Berufsstand zum Mangelberuf erklärt, hat das vor allem einen Sinn und Zweck: Unternehmen können dadurch einfacher Arbeitskräfte aus Drittstaaten anwerben. Dass dies dennoch oftmals nicht zum gewünschten Erfolg führt, berichtet Arbeitsmarkt-Experte Ewald Verhounig von der steirischen Wirtschaftskammer: „Egal ob der Holzfacharbeiter aus Bosnien oder der IT-Experte aus Indien - der österreichische Weg der internationalen Personalrekrutierung ist zumeist viel zu kompliziert. Die Zulassungskriterien für Fachkräfte sind ausufernd und gehen oftmals am Thema vorbei“, spart der Fachmann nicht mit Kritik.

Südamerika im Visier
Aktuell wäre vor allem der südamerikanische Markt interessant - jedoch: „Die Skandinavier oder auch die Deutschen sind uns diesbezüglich meilenweit voraus, die rekrutieren längst viel erfolgreicher - und das weltweit.“ Mit den österreichischen Bestimmungen und Regelwerken stünde man sich nur selbst im Weg.

WKO-Experte Ewald Verhounig (Bild: Foto Fischer)
WKO-Experte Ewald Verhounig

556 Kellner werden aktuell in der Steiermark gesucht, womit jene Berufsgruppe die aktuelle Mangel-Liste klar anführt (siehe Grafik links). Was man einem Jungen heute als Ausbildungsweg empfehlen könne? Verhounig: „In Richtung Technik oder Naturwissenschaft, egal ob Lehre oder Studium, damit liegt man sicher nicht falsch.“

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